Die Sprechstundenfrage im Wortlaut
„Ich (68) bin seit kurzem Marcumar-Patient, nachdem ich eine künstliche Herzklappe bekommen habe. Bisher bin ich mit dem Medikament sehr gut klargekommen. Mein INR-Wert ist prima und ich habe auch gelernt, die Blutgerinnung selbst zu bestimmen. Nun bin ich allerdings verunsichert, was bei der Ernährung erlaubt ist und was nicht. Denn ich liebe Spargel. Und nutze die kurze Saison gerne ausgiebig, um Spargel in den verschiedensten Formen zuzubereiten und zu essen. Darf ich das nun noch so? Ich habe gelesen, dass Spargel wohl ziemlich viel Vitamin K enthält, was die Wirkung des Medikaments auf die Blutgerinnung verringern kann." (Peter Z., Darmstadt)
Experten-Antwort
Die Ernährung kann bei einer Behandlung mit dem Wirkstoff Phenprocoumon (Präparat Marcumar) tatsächlich die Blutgerinnung beeinflussen. Allerdings geht man heute davon aus, dass bei einer ausgewogenen Ernährung der Verzehr selbst Vitamin-K-reicher Lebensmittel kein wirkliches Problem darstellt. Es wird eher darauf hingewiesen, dass es wenig sinnvoll ist, auf die Vitamin-K-Zufuhr über diese Nahrungsmittel zu verzichten, weil das eine herzgesunde Ernährung (Mischkost mit rohem und gekochtem Gemüse) erschwert. Es sollte lediglich der übermäßige, mehrmals tägliche Genuss von Lebensmitteln mit hohem Anteil an Vitamin-K vermieden werden. Dazu gehört der Großteil des grünen Gemüses wie Salat, Spinat und Brokkoli. Auch Gemüsesorten wie Blumenkohl, Kohlrabi und rohes Sauerkraut gehören dazu. Spargel zählt hierbei eher zu den Gemüsesorten mit geringem Vitamin-K-Gehalt. Zum Vergleich: Der Vitamin-K-Gehalt in Mikrogramm pro in 100 g Nahrungsmittel beträgt bei Portulak 381, bei Spinat 305, bei Brokkoli (gekocht) 270 und bei Spargel lediglich 40.
Grundsätzlich gilt die Empfehlung, dass durch eine möglichst gleichbleibende Ernährungsweise, auch die Vitamin-K-Konzentration weitgehend konstant gehalten werden kann. Daher ist zum Beispiel auch speziell im Urlaub darauf zu achten, dass sich die Ernährung nicht plötzlich deutlich ändert – etwa mit viel mehr oder gar keinem Salat mehr –, um INR-Schwankungen zu vermeiden. Das kann gerade im Ausland mit anderer Kost manchmal durchaus schwierig sein. Auch von reinen Rohkost- und Obsttagen wird aus diesem Grund abgeraten – zumindest nicht ohne vorherige Absprache mit dem behandelnden Arzt.
In Ihrem Fall bedeutet das: Machen Sie nicht jeden Tag zum Spargeltag! Wenn Sie in der Spargelzeit den Anteil dieses Gemüses deutlich hochfahren, sollten Sie schauen, etwas weniger anderes Vitamin-K-reiches Gemüse zu verzehren, ohne dass der Speiseplan zu einseitig wird. Außerdem sollten Sie Ihren INR-Wert engmaschiger kontrollieren. Das kann Ihnen ein Gefühl geben, wann Sie es doch mit der Spargelliebe vielleicht etwas übertrieben haben. Bei deutlichen Veränderungen des INR-Wertes nehmen Sie bitte Rücksprache mit dem Arzt, damit sie nicht das Risiko eingehen, die Wirkung des Medikamentes, auf das Sie offenbar gut eingestellt sind, zu beeinträchtigen. Außerdem sollten Patienten mit Nierenproblemen und Gicht nicht zu viel Spargel konsumieren.
Ansonsten ist Spargel, der zu über 90 Prozent aus Wasser besteht, ein wunderbares kalorienarmes Gemüse, das viele wertvolle Mineralstoffe und Vitamine (C, E, Folsäure) sowie Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe enthält.
Experte
Prof. Dr. Hans Hauner, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e. V., Leiter des Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin.
Unser Informationsmaterial
-
Ausweis zur Gerinnungskontrolle
-
Herzklappenerkrankungen (2021)
PDF: 3,39 MB -
Gerinnungshemmer (2022)
PDF: 1,17 MB
Ich habe den Herzinfarkt-Risiko-Test gemacht, demnach bin ich nicht 88, wie ich bisher annahm, sondern schon 91 Jahre alt (jedenfalls wäre das mein Herzalter). Ich werde versuchen herauszufinden, was ich in Zukunft ändern kann, um wieder Alter u. Herzalter in Übereinstimmung zu bringen. Meine Frau wird es freuen. Als altes Mitglied Ihrer Stiftung Ihr Hans Wunder
Habe heute, durch ihre Beiträge, viel Aufklärung erfahren z.B. die Wirkung der Vastatine sowie die Wirkung beim Verzehr von Spargel auf Blutverdünner.
Schade, dass die Ärzte zu wenig Zeit haben Patienten diesbezüglich zu informieren.
Vielen Dank!