Um brauchbare Blutdruckwerte zu erhalten, ist es oft wichtig nach einem kurzen Abstand eine zweite Messung folgen zu lassen, wie dies von der Herzstiftung immer wieder angemahnt wird. In vielen Fällen führt dies zu deutlich voneinander abweichenden Resultaten. Welche Messung dann gewertet werden sollte und worauf vor dem Messen zu achten ist, können Sie in der folgenden Sprechstunden-Antwort nachlesen, die wir neben weiteren interessanten Sprechstunden-Fragen auch in der Zeitschrift HERZ heute abgedruckt haben.
Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
Beim Messen meines Blutdrucks bin ich sehr aufgeregt. Ich befürchte, dass der Wert zu hoch sein könnte. Das ist in der Regel dann auch der Fall. Ich habe festgestellt, dass mein Puls vor der Messung und wieder danach mindestens 10 Schläge niedriger ist als während der Messung. Ich weiß nicht, wie ich diese Unruhe, diese Angst bekämpfen soll. Gibt es eine Art Erfahrungswert, wie stark der Blutdruckwert durch die plötzliche Aufregung und die Erhöhung des Pulses ansteigt? Aktuell liegt mein Wert bei ca. 155/80 mmHg. Was kann ich tun? (Dietmar W., Düsseldorf)
Experten-Antwort:
Besteht beim Blutdruckmessen Erwartungsangst vor zu hohen Werten, sind die Blutdruckwerte bei der ersten Messung meist erhöht und bei der zweiten und dritten Messung niedriger.
Eine zweite und eventuell dritte Messung soll erst nach einer 1-minütigen Ruhepause erfolgen. Für die Beurteilung der Werte sind immer die niedrigsten Werte maßgebend. Vor einer Messung müssen die Voraussetzungen eingehalten werden: vor der Messung keinen Kaffee oder Schwarztee trinken, nicht rauchen, 5 Minuten ruhiges und entspanntes Sitzen, Messung vor der Tabletteneinnahme am Morgen, eventuell auch am Abend.
Die Anstiege des Blutdrucks durch Erwartungsangst können bis zu 30 mmHg betragen, die des Pulses bis zu 20 Schläge pro Minute. Das Vermeiden von Erwartungsangst ist schwierig. Wenn Sie über Ihr Blutdruckprofil genaue Auskunft erhalten wollen, würde ich eine 24-Stunden-Blutdruckmessung empfehlen, bei der Erwartungsangst meist nicht mehr auftritt. Sie sollten während der 24 Stunden nicht auf das Gerät schauen, damit die Werte von Ihrer Erwartungsangst nicht beeinflusst werden.
Bei älteren Menschen häufig nur der obere Wert erhöht
Ein Blutdruckwert von 155/80 mmHg ist, falls er unter den oben genannten Ruhebedingungen gemessen wurde, zu hoch. In Ihrem Fall gilt das nur für den systolischen (oberen) Blutdruckwert, der untere (diastolische Wert) ist mit 80 mmHg normal. Nach den Messwerten liegt eine sogenannte isolierte systolische Hypertonie vor, die bei älteren Menschen sehr häufig auftritt, aber ebenso energisch behandelt werden muss wie ein Blutdruck, bei dem in Ruhe sowohl der systolische wie der diastolische Blutdruck über 140 bzw. 90 mmHg erhöht ist.
Experte
Prof. Dr. med. Dieter Klaus, Herzspezialist und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Zu seinen medizinischen Schwerpunkten zählt u. a. das Thema Bluthochdruck und Herzerkrankungen.