Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
„Stimmt es, dass täglich ein halber Liter Rote Bete-Saft den Blutdruck senkt? Welche Nebenwirkungen gibt es? Ist eine Daueranwendung ratsam?“ (Olga S., Ohrdruf)
Experten-Antwort:
Rote Bete enthält Nitrate, die durch den Speichel zu Nitrit und im Körper anschließend zu Stickstoffmonoxid (NO) reduziert werden. Dadurch erweitern sich die Gefäße, was den Blutdruck leicht sinken lässt. Die Frage ist, inwiefern dies in klinisch relevantem Ausmaß geschieht oder ob nicht andere Lebensstilveränderungen für jeden Menschen mit Bluthochdruck sinnvoll(er) sind.
Eine Analyse von sieben methodisch gut gemachten Studien mit 218 Bluthochdruck-Patienten hat bestätigt, dass der systolische Blutdruck im Mittel um etwa 5 mmHg sinkt. Dabei kommt es offenbar auf die regelmäßige und langfristige Aufnahme von Rote-Bete-Saft in relevanter Dosis an, also zum Beispiel mindestens ein Glas (ca. 250 ml) täglich. Der diastolische Blutdruck wird demnach nicht beeinflusst (1).
In einer weiteren Metaanalyse von elf kontrollierten Studien bei insgesamt 359 Erwachsenen mit Bluthochdruck wird konstatiert, dass 200 bis 800 ml Rote-Bete-Saft täglich den systolischen, nicht aber den diastolischen Blutdruck senken. Die Wissenschaftler konnten allerdings keinen dosisabhängigen Effekt erkennen – es ist also unklar, ob große Mengen Rote-Bete-Saft den Blutdruck stärker senken als kleine Mengen. Außerdem variierte die Dauer der Rote-Bete-Saft-Einnahme in den einzelnen Studien zwischen wenigen Tagen und bis zu drei Monaten, meist waren es mindestens vier Wochen. Für eine generelle Empfehlung, Rote-Bete-Saft zur Blutdrucksenkung anzuwenden, reichen diese Erkenntnisse nach Meinung der Studienautoren nicht aus (2).
Mein Fazit:
Obwohl seit vielen Jahren über die Effekte von Rote-Bete-Saft auf den Blutdruck diskutiert wird und inzwischen einige Studien dazu vorliegen, fehlen bis heute Langzeituntersuchungen. Welche potenziell günstigen und potenziell ungünstigen Auswirkungen das dauerhafte Trinken von Rote-Bete-Saft hat, ist daher unbekannt. Vom Trinken normaler Mengen (1-2 Gläser/Tag) über begrenzte Zeiträume (in Studien bis 90 Tage) sind keine unerwünschten Wirkungen bekannt. Im Rahmen einer gesunden Ernährung ist also gegen den Genuss von Rote-Bete-Saft in moderaten Mengen nichts einzuwenden. Als alleinige Therapie zur Senkung des Blutdrucks bei Hochdruck reicht Rote-Bete-Saft aber sicher nicht aus – wie dies auch für den Genuss dunkler Schokolade oder das Trinken von Hibiskustee gilt, die ebenfalls den Blutdruck leicht senken.
Was man jenseits von Medikamenten bei Bluthochdruck tun kann:
Als nichtmedikamentöse und langfristig erfolgreiche Maßnahme zur Blutdrucksenkung haben sich in vielen Studien die Gewichtsabnahme bei Übergewicht, viel Bewegung, wenig Alkohol sowie gesunde Ernährung bewährt.
Was die Ernährung angeht, wird leider viel zu wenig auf die Kochsalzaufnahme geachtet. Laut einer Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) nehmen Frauen durchschnittlich 8,4 g Kochsalz pro Tag zu sich, Männer im Mittel 10 g. Die Hälfte der Männer und 38,5 Prozent der Frauen sogar täglich mehr als 10 g Salz pro Tag. Empfohlen werden maximal 5-6 g pro Tag. Hochdruckkranke können allein durch die Reduktion der Kochsalzaufnahme ihren systolischen Blutdruck um etwa 5 mmHg senken – für jedes eingesparte Gramm Salz um fast 1 mmHg (3).
Salz lässt sich einsparen, indem auf Fertigprodukte, Pökelwaren und Fischmarinaden verzichtet wird sowie Schinken, Wurst und Käse sparsam konsumiert werden. Beim Kochen sollten kochsalzfreie Gewürze verwendet werden. Verzichten Sie außerdem auf das Nachsalzen. Für das Aufrechterhalten der Körperfunktion benötigt der Körper wahrscheinlich nicht mehr als 1-2 g Kochsalz pro Tag (3).
Auch die Ernährung aus der Mittelmeerküche mit viel Obst und Gemüse, fettarmen Milchprodukten, wenig rotem Fleisch und dafür mehr Fisch senkt nachweislich über lange Zeit einen erhöhten Blutdruck in gleichem Ausmaß. Sie ist übrigens ebenfalls kochsalzarm.
Schließlich kann ein Teil des Kochsalzes Natriumchlorid (NaCl) auch durch Kaliumchlorid (KCl) ersetzt werden, das weniger negative Auswirkungen auf den Blutdruck hat (4). Im Handel ist „Blutdrucksalz“ erhältlich, das 25% KCl enthält und in internationalen Leitlinien zur Behandlung des Bluthochdrucks empfohlen wird (5).
- Benjamim CJR, Porto AA, Valenti VE, Sobrinho ACdS, Garner DM, Gualano B and Bueno Júnior CR (2022) Nitrate Derived From Beetroot Juice Lowers Blood Pressure in Patients With Arterial Hypertension: A Systematic Review and Meta-Analysis. Front. Nutr. 9:823039. doi: 10.3389/fnut.2022.823039
- Rebecca Grönroos, Robert Eggertsen, Susanne Bernhardsson, Marcus Praetorius Björk (2024) Effects of beetroot juice on blood pressure in hypertension according to European Society of Hypertension Guidelines: A systematic review and meta-analysis; https://doi.org/10.1016/j.numecd.2024.06.009
- Hoyer J 2015, Wang M et al. 2015], DOI 10.1007/s00108-015-3674-3
- Neal et al. NEJM 2021; 385: 1067
- Mancia et al. J Hypertension 2023; 41: 1874
Experte
Prof. Dr. med. Daniel Dürschmied ist Direktor der I. Medizinischen Klinik (Kardiologie, Angiologie, Hämostaseologie und Internistische Intensivmedizin) der Universitätsmedizin Mannheim der Universität Heidelberg. Er studierte in Ulm und Paris und arbeitete in Freiburg und Boston. Mit seinem Team behandelt er einerseits Schwerstkranke bis hin zum Herzstillstand im Zentrum für kardiovaskuläre Akutmedizin Mannheim, berät aber auch Menschen in jeder Lebenslage, um Krankheiten wie Herzinfarkt zu verhindern (Prävention). Zudem ist er Miglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.

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Danke für den Artikel.
Wie sehen Sie den hohen Zuckeranteil im Rote Bete Saft?
MfG Wolf
Lieber Leser muss hier unbedingt meine Erfahrungen schildern...bin 46 normalgewichtig...hatte letztes Jahr eine fettleber..und ein Wert von 300!! Normal ist um die 140..Blutdruck 135 zu 98...vorallem der zweite Wert machte mir Sorgen.Seit Anfang des Jahres trinke ich 6 mal die Woche einen halben Liter rote Beetesaft...war gestern wieder beim Arzt wegen meinen Blutwerten...um es kurz zu machen..leberwert auf..116 gesunken!!Blutdruck 128 zu 75...wenn das kein Erfolg ist?habe kein Sport oder sowas getrieben..ein angenehmer Nebeneffekt...mein Stuhlgang ist wieder regelmäßig..leide nicht mehr an Verstopfung..Kann allen nur empfehlen dieses Gemüse täglich zu verzehren...
Danke für Ihren Bericht, er hat mir sehr geholfen. Auch das Thema über Salz, es bleibt doch sehr viel Wasser im Körper und schon muss man Wassertabletten nehmen. Vielen Dank dafür.
Ich fasse mich kurz. Mein Blutdruck hat sich durch das Trinken von rote Beetesaft zu meiner Zufriedenheit verbessert Trinke jeden Tag ein großes Glas rote Beetesaft. Ich kann das nur weiter empfehlen
Ich esse sehr gern Rote Beete, danke für die Bestätigung, dass dies nur gut sein kann....bleiben auch Sie alle gesund! Freundliche Grüsse aus Nauen
Sehr gut und verständlich erklärt! Danke!
Ich trinke schon 2 Jahre morgens 1 Glas rote Beetesaft. Ich konnte eine leichte Senkung des Blutdrucks feststellen!
Hallo, den Beitrag fand ich persönlich super. Er bestätigte mir, meine selbst aufgelegte Einnahme von Blutdruckmedikamenten. Ich sollte eigentlich früh und abends eine Blutdruck senkende Tablette einnehmen. Da ich kein Freund von Tabletten bin, nehme ich nur früh ein Blutdrucktablette ein. Danach trinke ich im Laufe des Tages zwei Gläser Rote Beetesaft und nehme ein Kapsel Hibiskusblüten und eine Kapsel Calium ein. Mein Blutdruck ist TOP. Leider schaffen es die Kapseln und der Rote Beetesaft allein nicht, den Blutdruck zu senken. Genauso wie es in ihren Beitrag steht. Das freut mich.
Es ist immer wieder interessant zu sehen, was für ein Ergebnis in ganz bestimmten Studien, zu Tage treten. Ich kann nur sagen, "Super, dass ihr hier diese Ergebnisse veröffentlicht und Sie auch noch von Profis gut kommentiert werden".Ich kann mich nur bedanken, für diese ganzen Infos.
Ich hatte den Effekt von Rote-Bete-Saft überschätzt. Vielen Dank für die Aufklärung.
Nach meinen diversen Versuchen mit Rote Beete Saft ein viertel Liter beim Abendessen, allerdings mit zusammen mit 3 Knoblauchzehen, habe ich eine leichte Reduktion des Blutdruckes festgestellt. Da ich fast täglich abends mehrere Zehen Knoblauch esse, hat sich mein Blutdruck nomalisiert.