Patientenstimme

„Der Herzschwäche zum Trotz: länger leben als vorgesehen“

Die Diagnose dilatative Kardiomyopathie und die Aussicht, dass das Herz sich stetig vergrößert, ist fatal. Albert F. hat dennoch nicht aufgegeben.

Senior dehnt sich beim Sport
freepik.com

Schwerwiegendes Erbe

Als ich 37 Jahre alt war, meinte mein zehn Jahre älterer Bruder zu mir, ich solle mich kardiologisch untersuchen lassen. Bei ihm sei eine vermutlich erblich bedingte Herzvergrößerung (Dilatative Cardiomyopathie; DCM) diagnostiziert worden. Dies erkläre seine Schwierigkeiten, von Erkältungen zu genesen und seine Luftnot.

Ich dachte mir nicht viel dabei, ich fühlte mich topfit. Der Kardiologe allerdings meinte ernst, ich hätte bereits ein vergrößertes Herz und solle fortan täglich ACE-Hemmer nehmen, damit es nicht noch größer werde. Hm, das kam mir etwas früh vor: mit Siebenunddreißig schon täglich Tabletten nehmen? Widerwillig nahm ich sie, ”vergaß” sie aber oft auch.  

Das änderte sich schlagartig mit Vierzig. Da starb mein Bruder plötzlich mit seiner DCM und war mir ein warnendes Beispiel. Der Fünfzigjährige hatte sich nie geschont, viel beruflichen und privaten Stress gehabt und gerne ein Glas mehr getrunken. Nun informierte ich mich über die Krankheit und lernte, was für eine schlechte Prognose sie hatte. Man rechnete mit dem Tod fünf bis zehn Jahre nach der Diagnose. Oh weh!

Umdenken nach dem Schock

Fortan wurde ich ein ausgesprochen folgsamer Patient, nahm brav meine Tabletten, ließ mich regelmäßig untersuchen und ernährte mich ausgewogen. Ich rauchte nicht, reduzierte deutlich den Alkohol und bewegte mich viel. Stress versuchte ich zu begrenzen, lernte Körpertherapie und Atemarbeit kennen und fühlte mich weiterhin fit. An mein Herz dachte ich nur noch wenig und überschritt die Fünfzig problemlos (in dem Alter war mein Bruder gestorben).

Nach und nach wurden die Tabletten mehr. Es kamen Betablocker dazu und Diuretika. Auch die Sechzig schaffte ich damit locker, der schlechten Prognose bei DCM zum Trotz. Beruflich trat ich nun bewusst kürzer. Schon als sich erste Unregelmäßigkeiten beim Herzschlag zeigten, ließ mir der Kardiologe einen Defibrillator einbauen, einen “Airbag fürs Herz”. Danach hatte ich glücklicherweise eine dreiwöchige Reha in einer Spezialklinik und lernte, mit dem Defi gut zu leben.

Das Leben geht weiter

Wenn ich aufgewärmt bin, kann ich im Fitnessstudio wie Jüngere trainieren. Sport tut mir gut. Auch regelmäßiger Sex mit meinem Partner ist zum Glück mit etwas Unterstützung durch täglich 5mg Tadalafil weiter möglich. Bei meiner Ernährung bin ich nicht allzu streng, genieße und gönne mir gerne mal was Süßes. Dank viel Bewegung sind solche leckeren “Sünden” drin. Was will man(n) mehr mit über Sechzig?  

Mittlerweile schlucke ich zwar morgens fünf und abends drei Tabletten, doch das belastet mich kaum. Es ist eine Gewohnheit wie das Zähneputzen geworden. Leider wird mir bei zu schnellem Aufstehen aus dem Sessel leicht schwindlig, weil mein Blutdruck abgesenkt wird. Das ist lästig, aber nun lerne ich eben, behutsamer aufzustehen. Über solche Einschränkungen jammere ich nicht, sondern gewöhne mich daran. Die innere Zufriedenheit ist wichtiger als ein makelloser Körper.

Kompetenz für Ihr Herz

Werden Sie Mitglied

Das Herz ist das wichtigste Organ im Körper. Deshalb ist es notwendig, es gut zu schützen. Mit der Herzstiftung haben Sie einen kompetenten Partner an Ihrer Seite, der Sie mit Wissen und Erfahrung rund um Prävention und Therapie unterstützt. Zudem setzen wir uns stark für Herzforschung ein.

Danke!

Wir möchten uns herzlich bei Albert F. bedanken, dass er uns an seiner persönlichen Herzerkrankung teilhaben lässt. Bitte beachten Sie, dass das Foto eine unbeteiligte Person zeigt und die in den Patientengeschichten enthaltenen Informationen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung ersetzen. Sie dienen ausschließlich einem informellen Austausch und sollen weder zur Selbstdiagnose noch zur Selbstbehandlung auffordern.

Frau hat ein rotes Herz in der Hand und lächelt
deagreez - stock.adobe.com
Wir suchen Patientinnen und Patienten, die ihre Erfahrungen im Umgang mit ihrer Herzerkrankung teilen möchten.

Informationen, die helfen

Gerne können Sie, bei der Herzstiftung kostenlos Informationsmaterial zu Ihrer Herzerkrankung anzufordern. Unsere Ratgeber sind von unabhängigen Experten verfasst und bieten fundierte Informationen und praktische Tipps.

Mehr erfahren

  1. Worauf Herzpatienten im Alltag achten sollten
  2. Wo Sie sich anmelden können und warum Herzsportgruppen Ihr krankes Herz stärken.
  3. Herzkrank, aber nicht allein: Selbsthilfegruppen fördern den Austausch mit Betroffenen und Angehörigen.
0 Kommentare
Sie sind bereits Mitglied? Loggen Sie sich ein, um für alle sichtbar als verifiziertes Mitglied zu kommentieren.

Bitte beachten Sie, medizinische Anfragen werden direkt unkommentiert gelöscht. Wenden Sie sich bei medizinischer Auskunft bitte direkt an unsere Sprechstunde unter sprechstunde@herzstiftung.de. Folgende Angaben werden zusammen mit Ihrem Kommentar veröffentlicht. Alle Felder sind dabei optional und editierbar. Für mehr Details lesen Sie bitte die Datenschutzhinweise

Überprüfen Sie bitte das Recaptcha.