News

Diabetiker profitieren von guter Blutdruckeinstellung

Bei Diabetes Typ 2 erhöht hoher Blutdruck das Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme. Welche Blutdruckwerte bieten Schutz?

Wie gut der Blutdruck bei Menschen mit Diabetes Typ 2 eingestellt sein sollte, um bestmöglich einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu vermeiden haben Wissenschaftler aktuell in der BPROAD-Studie (Blood Pressure Control Target in Diabetes) ermittelt. In 145 Kliniken in China wurden dazu fast 13.000 Patienten mit Typ-2-Diabetes und erhöhtem Blutdruck untersucht. Sie waren mindestens 50 Jahre alt.  

Die Wissenschaftler hatten sich zuvor die Frage gestellt, ob ein Absenken des systolischen Blutdruckwerts auf unter 140 mmHg ausreicht für einen guten Herzschutz oder ob dieser Wert doch strenger unter 120 mmHg liegen sollte – was einem optimalen Blutdruck entsprechen würde nach aktueller Einteilung. Dementsprechend wurden die Studienteilnehmer in zwei Behandlungsgruppen mit unterschiedlichen Zielwerten aufgeteilt

Deutlich weniger Herzschwäche 

Das Ergebnis spricht deutlich für die striktere Blutdruckeinstellung. Die Wissenschaftler errechneten, dass im Verlauf von fünf Jahren deutlich weniger Schlaganfälle und Herzinfarkte auftreten, wenn es gelingt, den systolischen Blutdruckwert auf unter 120 mmHg zu senken. Studienteilnehmer mit niedrigen Blutdruckwerten mussten zudem seltener wegen Herzschwäche behandelt werden.  

Der Nutzen trat bei Männern wie Frauen gleichermaßen zutage und war unabhängig vom Alter oder bisherigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um den strengeren Zielwert von 120 mmHg zu erreichen, war es öfter nötig, mehrere Blutdruckmedikamente gleichzeitig zu verordnen (Kombinationstherapie). 

Auf Schwindel und Nebenwirkungen achten 

Zwar ging die intensive Blutdrucksenkung manchmal mit leichten Beschwerden wie Schwindel einher oder es traten erhöhte Kalium-Werte im Blut auf. Ernsthafte Nebenwirkungen häuften sich im Vergleich zur Standardtherapie aber nicht. Die Forscher weisen außerdem darauf hin, dass sich der Nutzen der intensiven Blutdrucksenkung bei Typ-2-Diabetes bereits nach einem Jahr zeigt. Das unterstreiche die Wirksamkeit dieser Maßnahme.  

Die Forscher folgern aus dieser Studie, dass wohl die meisten Menschen mit Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck von einer intensiven Senkung des systolischen Blutdrucks auf unter 120 mmHg profitieren. Das sei allerdings mit einem erhöhten Behandlungsaufwand verbunden, weil häufig mehrere blutdrucksenkende Arzneimittel gleichzeitig eingenommen werden müssen. Dabei solle dann auf potenzielle Nebenwirkungen geachtet werden – besonders bei sehr alten Menschen. Hilfreich seien dazu regelmäßige Kontrolluntersuchungen und eine eventuelle Anpassungen der Dosis oder ein Wechsel der Medikamente. 

Transparenz: Daher beziehen wir unsere Infos

  • Intensive Blood-pressure Control in patients with Typ2 2 Diabetes. N Engl J Med 2025; doi: 10.1056/NEJMoa2412006

Experte

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz
Portrait von Prof. Thomas Meinertz