Über unsere Gefäße – ein hochkomplexes System aus Blut- und Lymphgefäßen von insgesamt etwa 100.000 km Länge – werden Herz und Hirn, aber auch die Zellen in Fingerspitzen und Zehen unter anderem mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Gleichzeitig werden über das Gefäßsystem Kohlendioxid und Abfallprodukte quasi entsorgt. Entzündungen, Autoimmunkrankheiten, Verletzungen, Alterserscheinungen, Arterienverkalkung, Embolien, Tumoren, Blutkrankheiten und Gifte können die Gefäße jedoch gefährlich schädigen.
Was dann die moderne Medizin zu leisten imstande ist, das erläutert in dieser Episode die Hamburger Gefäßspezialistin und Kardiologin Prof. Sigrid Nikol. Sie hat auch spannende Details parat, welche Unterschiede es dabei zwischen Männern und Frauen gibt. Hören Sie mehr!
Ein Frauenproblem: das Pelvic Congestion Syndrome
Eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist die häufigste Gefäßerkrankung der Arterien in Deutschland. Die Gefäßverkalkung – vor allem der Beinarterien – hat oft auch Auswirkungen auf die Herzgesundheit. Doch auch die Venen können geschädigt werden. Darunter gibt es eine oft nicht entdeckte Erkrankung speziell bei Frauen: Die Beckenvenenerkrankung PCS.
Dieses Pelvic Congestion Syndrome (PCS), teilweise auch Pelvines Stauungssyndrom oder Ovarialveneninsuffizienz genannt, zeichnet sich durch chronische Schmerzen im Becken bzw. Unterleib der Frau aus. Verursacht werden sie durch einen Stau und eine Erweiterung der Venen im Becken, insbesondere der Eierstockvenen. Neben erweiterten Venen im Becken liegen oft auch Krampfadern in Bereich von Scheide und Damm vor.
Die Schmerzen bestehen typischerweise über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten und sind im Stehen stärker ausgeprägt. Auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und während der Menstruation können auftreten. Etwa jede dritte Frauen mit chronischen Unterbauchschmerzen leidet unter eine PCS, dennoch bleibt die Ursache oft unerkannt.
Therapie: Die erweiterten Venen werden dann unter Durchleuchtungskontrolle per Kathetertechnik mit kleinen Metallspiralen (sog. Coils) oder Gewebekleber verschlossen. Damit wird ein künftiger Rückstau in die Beckenvenen verhindert.
Expertin
Professor Dr. med. Sigrid Nikol ist Angiologin und Kardiologin. Sie arbeitet als Chefärztin an der Abteilung Klinische und Interventionelle Angiologie der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg. Zudem ist sie Past-Präsidentin der European Society for Vascular Medicine.
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