Wer sich um eine gute Mundhygiene kümmert, der tut auch seinem Herzen etwas Gutes. Denn chronische Entzündungen wie die Parodontitis sind eine Bedrohung fürs Herz, vor allem bei einer bereits vorhandenen Schädigung. Das gilt etwa für Patienten mit Herzklappenersatz.
Oft unterschätzt wird allerdings der Handlungsbedarf hinsichtlich einer guten Zahnhygiene bei Kindern mit einem angeborenen Herzfehler. Warum das so ist, darüber reden in dieser imPULS-Episode die beiden Zahnärztinnen Dr. Nelly Schulz-Weidner und Dr. Kerstin Aurin. Hören Sie rein!
Gute Zahnhygiene – alles nur eine Frage der Motivation?
Klar, eine ordentliche Mundhygiene ist gerade für Kinder mit einem angeborenen Herzfehler wichtig. Das wurde im ersten Teil des Podcast-Gesprächs deutlich. Und doch gibt es gerade bei ihnen manches, was das erschwert. Woran liegt das? Hinzu kommt: Wie bekommt man überhaupt die Kleinen dazu, sich die Zähne regelmäßig und richtig zu putzen? Ist auch eine professionelle Zahnreinigung möglich? Genau mit diesen Fragen beschäftigt sich der zweite Teil des Podcast-Gesprächs. Darin geht es auch um die praktische Frage, ob elektrische Zahnbürsten ein Risiko für Herzkinder bergen können.
Motivationshilfen (wie die handgefertigte Zahnputzperle im Bild), bietet auch die Seite zahnputzfuchs.de, deren Mitinitiatorin Dr. Kerstin Aurin ist.
Studien zu Zähnen und Herz
Erkrankungen im Mundraum können sich auf den gesamten Körper auswirken. Das gilt für Erwachsene genauso wie für Kinder mit einem vorgeschädigten Herzen. So sorgen bakterienbedingte Entzündungen des Zahnfleisches für ungünstige Immunreaktionen, die Organe im ganzen Körper schädigen können. Schätzungsweise 50 Krankheiten – darunter auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes stehen in direktem Zusammenhang mit einer Zahnfleischentzündung.
Daten aus einer Untersuchung aus Großbritannien deuten zum Beispiel darauf hin, dass eine Zahnfleischerkrankung mit einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck verbunden ist (1). Dadurch kommt es möglicherweise auch zu einem gesteigerten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Darauf haben auch frühere Untersuchungen schon hingewiesen.
In einer erst vor kurzem veröffentlichten japanischen Studie (2) wurde wiederum ein möglicher Zusammenhang zwischen einer Parodontitis-bedingten Gewebeveränderung im Herzen (Fibrose) und dem Entstehen von Vorhofflimmern festgestellt. Als mögliche Ursache diskutierten die Wissenschaftler die nachgewiesenen schädlichen Entzündungsprozesse am erkrankten Zahnfleisch.
Expertin
Dr. Nelly Schulz-Weidner arbeitet als Oberärztin in der Poliklinik für Kinderzahnheilkunde im Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des Universitätsklinikums Gießen-Marburg. Ihr Schwerpunkt: die zahnärztliche Betreuung von Kindern mit Allgemeinerkrankungen
Expertin
Dr. Kerstin Aurin war acht Jahre von 2014-2022 an der Universitätsklinik Heidelberg im Bereich Kinderzahnheilkunde angestellt. Dort hat sie ausschließlich Kinder mit Allgemeinerkrankungen behandelt.
Seit 2022 ist sie in Heidelberg als Kinderzahnärztin in einer Praxis tätig. Im gleichen Jahr hat sie zudem den Verein Zahnputzfuchs e.V. gegründet, der sich auch vor allem an Eltern mit Kindern mit Allgemeinerkrankungen richtet, darunter auch angeborene Herzfehler.
Über den Verein und eine gleichnamige Website soll dem Erhalt der Zahngesundheit bei Kindern mit chronischen Erkrankungen mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.
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Unser Informationsmaterial
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Herzfehler und Mundgesundheit (2023)
PDF: 2,3 MB -
Endokarditis-Prophylaxe (2017)
PDF: 3,81 MB
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(1) Periodontitis is associated with hypertension; Cardiovascular Research, Volume 116, Issue 1, 1 January 2020, Pages 28–39, https://doi.org/10.1093/cvr/cvz201
(2)Relationship Between Periodontitis and Atrial Fibrosis in Atrial Fibrillation; J Am Coll Cardiol EP. 2023 Jan, 9 (1) 43–53; https://www.jacc.org/doi/full/10.1016/j.jacep.2022.08.018