(Frankfurt a. M./Berlin, 25. November 2021) Eisenmangel ist weltweit die häufigste Mangelerkrankung des Menschen. Die Ursachen für den Mangelzustand können sehr unterschiedlich sein, wobei verstärkte Menstruationsblutungen und Mangelernährung die häufigsten Gründe darstellen. Ein Eisenmangel ist auch der häufigste Grund für eine Blutarmut (Anämie). Menschen mit chronischen Krankheiten wie Herzschwäche (Herzinsuffizienz) sind besonders gefährdet, einen Mangel an Eisen im Blut zu entwickeln – auch ohne dass eine Blutarmut vorliegt. Bundesweit leiden nach Expertenschätzungen bis zu vier Millionen Menschen an einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) bei weit über 480.000 Klinikeinweisungen pro Jahr wegen einer Verschlechterung der Herzerkrankung (Entgleisung/Dekompensation). Einer großen europäischen Studie zufolge ist jeder zweite Patient mit chronischer Herzinsuffizienz von Eisenmangel betroffen und die Häufigkeit nimmt mit der Schwere der Herzinsuffizienz zu (1).
Eisenmangel kann Herzinsuffizienz verstärken
Durch einen Eisenmangel wird zum einen der Organismus der oftmals von weiteren Herz-Kreislauf-Leiden wie Bluthochdruck und Rhythmusstörungen zusätzlich belasteten Patienten allgemein anfälliger für Krankheiten. Zum anderen kann ein chronisch niedriger Eisenwert im Blut die Herzinsuffizienz verstärken. „Ein routinemäßiges Überprüfen des Eisenstoffwechsels bei Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche ist deshalb besonders wichtig“, betont der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung in einer gemeinsamen Pressemeldung mit der Deutschen Stiftung für chronisch Kranke (DSCK). Herzstiftung und DSCK folgen damit den aktuellen Empfehlungen der Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC), bei allen Patienten mit Verdacht auf chronische Herzinsuffizienz den Eisenstatus regelmäßig zu überprüfen (2). „Ärzte können einen Eisenmangel per Bluttest leicht bestimmen: Eine Erhebung weniger Blutwerte, darunter das Serum-Ferritin (Speichereisen), der Transferrin-Wert (Transporteisen) und der Hämoglobin-Wert, reicht dafür häufig aus“, erklärt der Kardiologe und DSCK-Vorsitzende Dr. med. Thomas M. Helms. „Ein unbehandelter Eisenmangel kann Folgen für den Krankheitsverlauf bei herzkranken Menschen haben.“ Betroffene sollten daher bei Verdacht auf Eisenmangel zur Abklärung ihren Arzt aufsuchen. Informationen für Patienten mit Herzschwäche und Eisenmangel bietet die Herzstiftung unter www.herzstiftung.de/herzschwaeche-therapie
Bei diesen Warnzeichen für Eisenmangel zum Arzt
Der Eisengehalt im Blut ist essenziell für den Sauerstofftransport und die Energiegewinnung der Körperzellen. Besondere Auswirkungen hat ein Eisenmangel unter anderem auf den Herzmuskel, da dieser einen hohen Energiebedarf hat und seine Funktion von einem intakten Eisenmetabolismus abhängig ist. Das Herz benötigt dieses lebenswichtige Spurenelement auch, um seine Funktion an akuten oder chronischen Stress anzupassen. „Eisenmangel führt insbesondere zu Müdigkeit, Leistungsabfall und Konzentrationsschwäche der meist ohnehin geschwächten Herzpatienten und beeinträchtigt deren Lebensqualität“, berichtet Prof. Voigtländer. Umgekehrt hat eine Studie ergeben, dass eine intravenöse Eisenzufuhr zu einer Verbesserung der Lebensqualität und zu weniger Krankenhausaufenthalten bei den Patienten führt (4). Bei etwa der Hälfte der Herzschwäche-Patienten erhält der Körper nicht in ausreichender Menge Eisen, das er aus der Nahrung über den Darm aufnimmt. Eisen aus Tabletten kann daher bei dieser Patientengruppe vom Darm nicht ausreichend aufgenommen werden. Nach den aktuellen Behandlungsleitlinien der europäischen Kardiologen sollten symptomatische Herzschwächepatienten mit einer Auswurffraktion (Auswurfleistung des Herzens) von weniger als 50 % und mit erst kürzlich zurückliegender herzinsuffizienzbedingter Klinikeinweisung eine Kurzinfusion (Eisen-Carboxymaltose) zur Therapie erhalten, um das Risiko für weitere Krankenhausaufenthalte zu senken.
Ursache von Eisenmangel können unbemerkte Blutungen im Magen-Darmtrakt sein
Liegt neben dem Eisenmangel auch eine Blutarmut (Anämie) vor, müssen andere Ursachen für Eisenmangel und Anämie abgeklärt werden. Häufig sind chronische Blutverluste über Magen und Darm verantwortlich. Die Blutungsquellen solcher Mikroblutungen sind häufig schwierig zu finden. Noch unklar und durch Forschung zu klären sind die genauen Zusammenhänge zwischen Herzschwäche und einer Eisenzufuhr, d. h. wie eine Eisensubstitution die Herzfunktion, den Verlauf der Herzschwäche und die Sterblichkeit genau beeinflusst.
Literatur
- Klip et al. Am Heart J 2013;165(4):575-582.
- McDonagh TA et al. Eur Heart J 2021;42(36):3599–3726.
- Jankowska EA, et al. Eur Heart J 2013; 34: 816-826.
- Ponikowski et al. Lancet 2020; 396, 10266: 1895-1904
Tipp:
Der Ratgeber „Das schwache Herz“ (180 S.) kann kostenfrei per Tel. unter 069 955128-400 oder unter ngwww.herzstiftung.de/bestellu angefordert werden. Leicht verständlich informieren Herzexperten über Ursachen, Vorbeugung sowie über aktuelle Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten der Herzschwäche. Weitere Infos unter www.herzstiftung.de/herzschwaeche-therapie
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