Die Deutsche Herzstiftung begrüßt die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in einem Medien-Interview* vorgestellten Pläne eines Gesetzentwurfs zur Stärkung von Vorsorge-Maßnahmen im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland. Ein Baustein für mehr Anreize zur Herzvorsorge unter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen soll etwa ein von den gesetzlichen Krankenkassen getragenes Gutschein-System sein, das alle Menschen dazu bewegen soll, ihre Werte für Bluthochdruck, erhöhte Blutfette (LDL-Cholesterin), Diabetes mellitus messen zu lassen. Auch den Ausbau der Rauch-Entwöhnung sieht der Bundesgesundheitsminister vor, so dass eine medikamentöse Therapie dieser Risikofaktoren als Kassenleistung ermöglicht werden soll.
Herz- und Kreislauferkrankungen führen jedes Jahr zu den meisten Krankenhausaufnahmen und Sterbefällen. Allein wegen der koronaren Herzkrankheit (KHK), der Grunderkrankung des Herzinfarkts, werden in Deutschland über 550.000 Menschen stationär aufgenommen. Über 120.000 Menschen sterben daran. Zahlen, die nicht so hoch ausfallen müssten, denn weit über 50 Prozent der Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen und Männern sind auf die Risikofaktoren Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen und Diabetes mellitus zurückzuführen.
„Ein wichtiger Punkt ist der Gewinn an Lebensqualität und Lebenszeit durch konsequente Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, betont Prof. Dr. Heribert Schunkert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Wir haben nicht nur unser Risiko für ein kardiales Ereignis, sondern auch wie früh ein solches oft fatales Ereignis eintritt, zum Großteil selbst in der Hand: durch eine vorbeugende Therapie von Bluthochdruck, erhöhter Cholesterin- oder Blutzuckerwerte können viele gesunde Lebensjahre gewonnen werden.“ Zudem ist der Verzicht aufs Rauchen wichtig, wobei auch dies laut Lauterbach durch Medikamente unterstützt werden kann. „Daher ist es nur folgerichtig, dass der Bundesgesundheitsminister die Vorsorge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen unter anderem mit Hilfe von Vorsorge-Gutscheinen fördert“, erklärt der Kardiologe und Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum München.
Auch dass Vorsorgemaßnahmen bereits im Kindesalter beginnen sollten, sei ein „sehr wichtiger Schritt“, so Schunkert. Neben dem Rauchen ist Bewegungsmangel, und damit einhergehend auch Übergewicht, ein Problem, das sich mitunter bereits im Kindesalter manifestiert. Unter den Kindern war nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) etwa jedes sechste Kind, unter den 11- bis 13-Jährigen sogar jedes fünfte, von Übergewicht oder Adipositas betroffen.
Besonders wichtig ist dem stellvertretenden Herzstiftungs-Vorsitzenden die Verbesserung der Früherkennung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zur Identifizierung der familiären Hypercholesterinämie (FH), wie sie auch das BMG vorsieht. FH ist eine erbliche Stoffwechselkrankheit, bei der LDL-Cholesterin nicht richtig abgebaut wird, was schon im mittleren Lebensalter zu Arteriosklerose und Herzinfarkten führen kann. „Etwa eins von 250 Kindern wird in Deutschland mit FH geboren. Mit Hilfe einer einfachen Blutentnahme im Rahmen eines Lipid-Screenings beim Kinderarzt konnten wir in Bayern in nur 3 Jahren mehr als 200 Familien mit einer FH identifizieren und ihnen wichtige Informationen zur Krankheitsvorbeugung an die Hand geben und eine leitliniengerechte Therapie anbieten“, erklärt Schunkert
*Das Interview finden Sie hier: https://www.bild.de/video/clip/ratgeber/karl-lauterbach-erklaert-sein-herz-gesetz-das-plant-die-regierung-87847272.bild.html (veröffentlicht: 14.4.24)
Experte
Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Kardiologe und Direktor der Klinik für Erwachsenenkardiologie am Deutschen Herzzentrum München, Schwerpunkte: Interventionelle Kardiologie und Hypertensiologie sowie Molekularbiologie und Genetik von Herzerkrankungen, seit 2018 Vorstandsmitglied und seit 2021 stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
