News

Welcher Lebensstil die elektrische Aktivität des Herzens stört

Unsere Lebensumstände haben nicht nur auf das Entstehen von Vorhofflimmern Einfluss. Offenbar wird die Erregungsleitung auch anderweitig gestört.

Mit steigendem Lebensalter kommt es gehäuft zu Störungen der Erregungsleitung und -bildung des Herzens (CCD, Cardiac Conduction Disease). Diese wurden bislang vor allem mit dem Alterungsprozess und genetischen Faktoren in Zusammenhang gebracht. Doch offenbar gibt es auch beeinflussbare kardiovaskuläre Risikofaktoren für die Entwicklung dieser elektrischen, wie Forscher in einer Studie festgestellt haben.

Die fast 90.000 Teilnehmer der Studie wiesen zu Beginn keine Hinweise für eine CCD auf. Ihr Krankheitsverlauf und ihr Lebensstil (wie Rauchen, Bewegung, sitzende Tätigkeit, Schlaf, Alkohol) wurde dann über im Mittel 14 Jahre beobachtet. Im Laufe dieser Zeit trat bei 3.723 eine CCD auf. 

Was ist eine Cardiac Conduction Disease?

Eine Cardiac Conduction Disease (CCD), auch Reizleitungserkrankung des Herzens genannt, ist eine Erkrankung, bei der das elektrische System des Herzens, das für die Steuerung des Herzschlags zuständig ist, gestört ist. Es kommt zu einer Verzögerung oder Blockade der elektrischen Impulse, was zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen kann. Die pathophysiologischen Mechanismen, die der CCD zugrunde liegen, sind vielfältig. Ultimative Behandlung ist meist die Implantation eines Herzschrittmachers.

Auffällige Risikokonstellation für Erregungsleitungsstörungen

Die Wissenschaftler fanden bei der Auswertung der Krankheitsdaten heraus, dass sich eine CCD gehäuft bei Menschen mit folgenden Risikofaktoren fand: 

  • reichlicher Alkoholgenuss (> 5 Drinks pro Tag)
  • überwiegend ruhendes bzw. sitzendes Verhalten (> 4 Std. pro Tag)
  • langdauernde Schlafperioden (> 9 Std pro Tag)

Langfristig ist das Risiko für das Entstehen einer Reizbildungs- und Reizleitungsstörung des Herzens durch diese drei Lebensstilfaktoren im Vergleich zu Teilnehmern mit einem gesunden Grundlebensstil um das 2,16- fache, beziehungsweise 1,77- und 1,67-fache erhöht, wie die Forscher errechneten. 

Die Wissenschaftler folgern aus diesen Daten, dass eine frühzeitige Anpassung der Lebensgewohnheiten (reduzierter Alkoholkonsum, mehr körperliche Aktivität und Verzicht auf übermäßig lange Schlafzeiten über neun und mehr Stunden) wichtig ist, um das CCD-Risiko zu mindern und den Einsatz von Herzschrittmachern zu reduzieren. Einschränkend ist allerdings zu erwähnen, dass bei CCD-Fällen zu Beginn eine höhere Prävalenz kardiovaskulärer Risikofaktoren wie hoher BMI, Bluthochdruck und Diabetes vorlagen, die möglicherweise ebenfalls das CCD-Risiko beeinflussen.

Transparenz: Daher beziehen wir unsere Infos

  • Association Between Modifiable Lifestyle Factors and Incident Cardiac Conduction Disease; https://www.jacc.org/doi/10.1016/j.jacasi.2025.03.009

Experte

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz
Portrait von Prof. Thomas Meinertz