Sprechstundenfrage

Herzstolpern (Extrasystolen): „Haben Sie einen Rat für mich?“

Auch wenn Extrasystolen (oft als Herzstolpern spürbar) meist völlig ungefährlich sind, können die Beschwerden so stark werden, dass dennoch eine Behandlung sinnvoll ist. Häufig lassen sich z. B. mit Medikamenten Verbesserungen erzielen und in bestimmten Fällen kann mit einem Katheter-Eingriff sogar eine vollständige Heilung erreicht werden, wie in der folgenden Antwort aus der Herzstiftungs-Sprechstunde erläutert wird.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

„Seit Jahren leide ich an Extrasystolen. Die Extrasystolen empfinde und spüre ich in unterschiedlichster Form. Kloßartige Herzschläge, Herzstechen und, was mich am meisten belastet, sind von ganz unten kommende tiefe Übelkeitsempfindungen, die dann Sekunden anhalten und mit ausgeprägtem Schwindelgefühl und Benommenheit einhergehen. Oft stundenlang gar keine und dann plötzlich wieder mehrere hintereinander. Bei einer Stress-MRT wurde eine Narbe am Herzen festgestellt, deren Ursache aber nicht mehr nachvollzogen werden kann. Ich weiß weder etwas von einer Herzmuskelentzündung noch von einem Herzinfarkt. Ich bin allerdings Diabetikerin.

Beschwerden immer unerträglicher …

Vor über 13 Jahren bekam ich wegen Gefäßproblemen einen Stent und seit dieser Zeit bin ich kardiologisch auch mit Medikamenten bestens betreut. Mehrere mehrtägige 24-Stunden-EKGs pro Jahr bestätigen die Harmlosigkeit meiner mich belastenden Beschwerden bzw. Extrasystolen. Aber die Belastungen werden für mich immer unerträglicher. Deshalb die Frage an Sie – was kann ich unternehmen, um mir selbst zu helfen? Haben Sie einen Rat für mich?“ (Carmen A., Würzburg)

Experten-Antwort:

Prinzipiell besteht bei störenden Extrasystolen die Möglichkeit entweder Medikamente einzunehmen oder eine Verödungstherapie (Katheterablation) durchzuführen. Änderungen der Lebensweise bringen dagegen normalerweise wenig Erfolg.

Bei Vorliegen einer Herzerkrankung, wie z.B. einer koronaren Herzerkrankung mit früherer Stent-Implantation sollte zunächst natürlich immer sichergestellt werden, dass sich die Herzerkrankung nicht verschlechtert hat. Hier sollte eine entsprechende Nachsorge-Untersuchung durchgeführt werden, z.B. einschließlich Belastungs-EKG und Herzultraschall, ggf. auch weiterführende Untersuchungen wie bei Ihnen das Stress-Herzultraschall oder sogar Stress-MRT. Eine möglicherweise zugrundeliegende Herzerkrankung sollte natürlich auch immer optimal behandelt sein (Einstellung von Risikofaktoren wie Blutdruck, Cholesterin, Zucker).

Bei einer medikamentösen Behandlung des Herzstolperns stellt der erste Schritt in vielen Fällen die Einnahme eines Betablockers dar sowie die Einstellung des Kaliums im Blut auf Werte im oberen Normbereich (Normbereich 3,5 bis 5,0 mmol/l), da Kalium den Herzrhythmus stabilisieren kann.

Wenn die Einnahme eines Betablockers und von Kalium die Extrasystolen nicht ausreichend unterdrückt, ist zu klären, ob entweder der Einsatz spezifischer Rhythmus-Medikamente sinnvoll ist oder ob eine Verödungsbehandlung mit einem Herzkatheter in Frage kommt. Dies muss immer im Einzelfall unter Vorliegen aller Befunde diskutiert und entschieden werden.

Welche Rhythmus-Medikamente bei Extrasystolen?

Neben Betablockern oder Calcium-Antagonisten besteht die Möglichkeit spezifische Rhythmusmedikamente einzusetzen. Dabei kommt für Menschen, die zusätzlich zu den Extrasystolen eine Herzerkrankung haben, meist nur Sotalol oder Amiodaron in Frage (sogenannte Klasse III-Antiarrhythmika). Bei dagegen ansonsten herzgesunden Menschen darf prinzipiell auch ein Klasse I-Antiarrhythmikum (Flecainid oder Propafenon) verwendet werden.

Wie lässt sich Herzstolpern mit einem Herzkatheter behandeln?

Entscheidet man sich z. B. aufgrund möglicher Nebenwirkungen gegen die Einnahme von Rhythmus-Medikamenten oder helfen die Medikamente nicht, kann eine Ablation eine sinnvolle Option darstellen. Dabei werden mehrere Katheter mit Elektroden über die Leiste ins Herz vorgeschoben und der Ursprungsort der Extrasystolen lokalisert. Die Stelle, von der die Extraschläge ausgehen, wird anschließend mittels Hochfrequenzstrom verödet (lat. ablatio = die Beseitigung), sodass sich mit einer Ablation im Unterschied zur medikamentösen Therapie in vielen Fällen eine tatsächliche Heilung erreichen lässt und nicht lediglich eine Symptom-Bekämpfung erfolgt.

Die Dauer eines solchen Kathetereingriffs hängt vom Einzelfall ab und kann z. B. 2-3 Stunden betragen. Zur Klärung, ob eine Katheterablation in Betracht kommt, ist u. a. die Frage wichtig, wo im Herz die Extrasystolen entstehen. Ungefähr ist dies bereits anhand des 12-Kanal-Oberflächen-EKGs abzulesen. Wichtig ist auch, wie viele Extrasystolen sich im 24-Stunden-Langzeit-EKG registrieren lassen und ob diese alle den gleichen Ursprung haben oder von unterschiedlichen Stellen in der Herzkammer stammen. Auch die Häufigkeit der Extrasystolen in 24 Stunden ist entscheidend für die Entscheidung zum kathetergeführten Eingriff, da der Ursprungsort nur dann aufgespürt werden kann, wenn die Extrasystolen auch während des Eingriffs wiederkehrend auftreten.

Fazit:

Extrasystolen als Folge einer zugrundeliegenden Herzerkrankung lassen sich meist nur wenig durch Änderungen der Lebensweise beeinflussen. Primäres Ziel ist die optimale Behandlung der Herzkrankheit. Die Elektrolyte wie Kalium sollten im sogenannten hochnormalen Bereich eingestellt sein. Bei zu starken Beschwerden sollte mit dem behandelnden Arzt bzw. Kardiologen besprochen werden, welche der oben genannten Möglichkeiten in Frage kommen.

Expertin

Prof. Dr. med. Ellen Hoffmann
Portrait von Prof. Ellen Hoffmann

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  3. Extraschläge des Herzens zeigen sich oft durch unangenehmes Herzstolpern. Treten die Beschwerden häufig auf, sollten sie ärztlich abgeklärt werden.
8 Kommentare
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Heike Dinkelsbühl

Ganz toll erklärt: Fachlich fundiert und doch für Laien verständlich. Danke!

Werner M. Mülheim

Es ist für den Laien verständlich dargestellt und wirkt beruhigend auf mich. Ich werde den Kardiologen aufsuchen. Danke

Roswitha M Lutherstadt Wittenberg

Bei mir wurde noch nie nach dem Kaliumspiegel geschaut und trotz Herzinsuffienz bekam ich Flecianid was es noch verschlimmertete, ich frage mich echt warum.

Monika R. Kreuzau/Winden

Ich finde die Seite sehr gut aufgebaut. Auch fühle ich mich sehr gut verstanden und ernst genommen. Ich finde mich hier bei den Symptomen auch wieder.

Torsten B. Ober Ramstadt

Hallo, ich nehme Bisoprodol seit einem halben Jahr gegen Extrasystolen ein sehr gutes Mittel, aber ab und an immer mal ein Extraschlag oder stolperer nehme auch noch ein Blutverdünner! Herz und Nieren sind laut Kardiologe in Ordnung !!!!!

Deutsche Herzstiftung

Vielen Dank für Ihren Kommentar. Für Fragen zu diesem Thema können Sie am einfachsten die » Sprechstunde der Herzstiftung nutzen, da unsere Herzexperten an dieser Stelle keine Nachfragen beantworten können. Alles Gute und herzliche Grüße! Ihre Deutsche Herzstiftung

Wolfgang B. Dummerstorf

Der Beitrag zu dem Thema Extrasystolen ist sehr verständlich in der Experten-Antwort beantwortet. Für mich als Laie gut verständlich. Eine Frage wäre noch interessant: Wieviel Extrasystolen sind über eine Zeitraum von 24 Std. unbedenklich? Ich nehme neben anderen Medikamenten auch einen Betablocker und habe sie trotzdem. Aber ich kann damit leben solange sie nicht überhand nehmen. Mit der Einnahme von Amiodaronron wegen Herzrhythmusstörungen hatte ich auch keine Extrasystolen. Aber auf Dauer ist das Medikament nicht gut wegen seiner vielen Nebenwirkungen.Weitere Ausführungen würden jetzt zu weit führen.

Josef K. Aldenhoven

Der Beitrag ist auch für mich als Laie gut verständlich und geradlinig strukturiert. Gut ist auch, dass die Informationen werbefrei gestaltet sind und ohne Querverweise auf andere Veröffentlichungen auskommen.