Die Sprechstundenfrage im Wortlaut
Immer wieder höre ich (75 Jahre), dass man mit einer modernen Smartwatch Vorhofflimmern gut erkennen kann und dass damit sogar ein EKG machbar ist. Auch mein Hausarzt, der recht jung ist, hat mir aufgrund meiner leichten Herzschwäche geraten, meinen Puls möglichst regelmäßig z.B. mit einer solchen Uhr zu kontrollieren, weil möglicherweise Vorhofflimmern auftritt, ohne dass ich etwas davon merke. Ich mag allerdings keine Uhr am Handgelenk tragen, und eine Smartwatch ist mir auch zu teuer. Ich habe nun zum Beispiel gelesen, dass auch eine Handykamera das kann. Stimmt das? Oder gibt es noch andere einfache Alternativen? (Peter H, Hamburg)
Experten-Antwort:
Der einfachste und günstigste Weg einer regelmäßigen Pulskontrolle ist die Selbstmessung am Handgelenk. Dazu müssen Sie sich ruhig hinsetzen und etwa fünf Minuten warten. Dann zwei oder drei Finger (nicht den Daumen!) auf die Innenseite des Handgelenks unterhalb des Daumens legen und 30 Sekunden lang die Schläge mitzählen. Der Wert mal zwei ergibt den Puls pro Minute. Dieser sollte in Ruhe in ihrem Alter 60 bis 90 Schläge betragen. Bei Vorhofflimmern kann das Herz rasen und der Puls bis zu 160 Schläge aufweisen. Schon bei mehrfacher Messung von einem Puls über 100 in Ruhe sollten Sie den Arzt konsultieren. Doch manchen Patienten fällt es schwer, den Puls selbst zu tasten und vor allem ein unrhythmischer Puls ist manchmal schwer zu erkennen.
Sollten Sie ein Blutdruckmessgerät zu Hause haben, dann ist bei vielen Geräten heutzutage auch eine Pulsmessung integriert plus Anzeige einer möglichen Rhythmusstörung. Auch das wäre eine einfache Möglichkeit zur regelmäßigen Kontrolle, ob eventuell Vorhofflimmern vorliegt.
Eine dritte Alternative ist die von Ihnen erwähnte Pulskontrolle via Handykamera. Dazu benötigen Sie ein Smartphone und darauf eine spezielle App. Diese kleinen Programme werden unkompliziert aufs Handy geladen und helfen bei der Auswertung der Pulsmessung. Welche App hierzu am besten ist, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen. Bei einigen können Sie die Messdaten dann auch einfach zur Praxis weiterleiten. Manche dieser Apps sind allerdings auch kostenpflichtig.
Das Prinzip dieser Messung ist die sogenannte Photoplethysmographie (PPG), die im Übrigen auch bei vielen Smartwatches zum Einsatz kommt. Bei diesem Verfahren wird die Blutmenge, die z.B. die Fingerbeere durchfließt, anhand der Reflexion von ausgesendeten Lichtstrahlen – hier aus der Kamera – gemessen, indem der Zeigefinger direkt auf die Kameralinse gelegt wird. Das gemessene reflektierte Licht wird dann rechnerisch über das App-Programm in eine Pulswelle umgewandelt, um Herzfrequenz und eine eventuelle Rhythmusstörung feststellen zu können. Diese Messung erfolgt bei einer Smartwatch, die am Handgelenk getragen wird, automatisch in regelmäßigen Abständen. Bei der Handykamera muss der Nutzer die Messung bewusst starten. Die regelmäßige Puls-Messung mit dem Smartphone erfordert somit etwas Disziplin, liefert aber ebenfalls gute Ergebnisse.
Einige der nutzbaren Apps sind sogar als Medizinprodukt zertifiziert, haben also den Nachweis erbracht, dass ihre Messauswertung sicher und aussagekräftig erfolgt. Erst kürzlich wurde in einer deutsch-österreichischen Studie (eBRAVE-AF) mit älteren Patienten, bei denen zuvor noch kein Vorhofflimmern festgestellt worden war, bestätigt, dass eine PPG-Messung per Smartphonekamera hilft, Vorhofflimmern festzustellen. Die Diagnoserate eines behandlungsbedürftigen Vorhofflimmerns wurde damit verdoppelt.
Die Diagnose Vorhofflimmern bestätigen, muss mit diesem Verfahren jedoch dann stets ein Arzt.
Experte
Prof. Dr. med. Stephan Willems, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin in der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung
Unser Informationsangebot
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Zurück in den Takt: Vorhofflimmern (2022)
PDF: 6,22 MB -
Pulsmesskarte
Ich habe auf meiner Appel Watch immer mal wieder den Ausdruck schlechte Aufzeichung oder das Gerät schaltet ganz ab, ist nicht in der Lage den Rhythmus aufzunehmen. Mir ist aber in diesen Situationen übel und schwindlig. Der Kardiologe, dem ich die Aufzeichnung gezeigt habe kann nichts damit anfangen! Ich halte die Hand dabei absolut ruhig! Ich könnte ein Bild davon schicken, bin aber mit meinen 78 Jahren leider dazu nicht fähig. Vielleicht können sie mir eine Möglichkeit schreiben!
Hallo Frau Moritz,
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Ihre Deutsche Herzstiftung
Bin weiblich, gerade 70 geworden, nehme keinerlei Medikamente weil ich angeblich gesund bin!
Seit einem Jahr liegt aber kein RR zwischen 130 und 170, je nach Bewegung!! Der Unterwelt zwischen 75 und 95.
Seit einem Jahr habe ich enorm belastende familiäre Probleme!!!
Mein Puls liegt aber zwischen 50 und 60, viel zu niedrig!
Mein Arzt sagt, wir sehen mal, sie brauchen in 10 Jahren sicher einen Herzschrittmacher!
Macht mir jetzt soviel Angst, dass mein RR meistens bei 170 lieg!
Was sagen Sie dazu?