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Gerd-Killian-Fonds 2019

Wie verändert sich die linke Herzkammer bei angeborenen Verengungen der Körperschlagader?

Bild von Prof. Schneider
© UKE Unternehmenskommunikation Martinistr. 52 Dr. med. Philipp Schneider vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Für sein Forschungsvorhaben zu Umbauprozesse in der linken Herzkammer hat der angehende Kinderkardiologe Dr. med. Philipp Schneider vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf die diesjährige Gerd Killian-Projektförderung der Deutschen Herzstiftung erhalten. Die mit der Förderung verbundene Auszeichnung fand im Rahmen der 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Kardiologie in Wiesbaden statt.

Frühe Stadien zahlreicher Herzkrankheiten vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter sind durch eine vermehrte Druckbelastung der linken Herzkammer gekennzeichnet, so auch bei angeborenen Verengungen der Körperschlagader (Aortenklappenstenose, Aortenisthmusstenose). Dabei muss der linke Herzmuskel Blut gegen einen erhöhten Widerstand auswerfen. Er reagiert darauf zunächst mit einer Größenzunahme der Herzmuskelzellen und nachfolgend mit einer Vergrößerung des Raumes zwischen den Herzmuskelzellen und einer dortigen Einlagerung von Bindegewebe. Wird dieser Prozess nicht gestoppt oder wesentlich verlangsamt, tritt eine zunehmend schwere Funktionsstörung des Muskels und damit der linken Herzkammer ein. Diese betrifft zunächst die Phase, in der sich das Herz mit Blut füllt (Diastole) und nachfolgend auch die Auswurfphase (Systole). Im weiteren Verlauf kann es daher zu einer Herzmuskelschwäche mit deutlich eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit kommen.

Was wird untersucht?

Die von der Deutschen Herzstiftung geförderte Arbeit von Dr. med. Philipp Schneider und seinem Mentor und langjährigen Spezialisten auf diesem Gebiet, Prof. Dr. med. Carsten Rickers, hat zum Ziel, diese Größenzunahme der Herzmuskelzellen und die ihr nachfolgende Veränderung des Herzmuskels ohne Gewebeprobe zu messen, also nicht invasiv. Dies soll mittels innovativer Magnetresonanztomographie (MRT), insbesondere dem T1 Mapping, erfolgen. Im Hamburger Forschungsprojekt werden Säuglinge, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer angeborenen Aortenklappenstenose oder einer Aortenisthmusstenose im MRT untersucht. Eventuelle Veränderungen des Herzmuskels sollen dann vor und nach verschiedenen Behandlungsmethoden, wie die der Herzkatheteruntersuchung und/oder Herzoperation miteinander verglichen werden. Zusätzlich werden Ultraschalldaten, Blutwerte und Belastungsuntersuchungen der Patienten gegenübergestellt. Aufgrund dieses innovativen Ansatzes und dessen hoher Relevanz für die Behandlung von Patienten wählte die Herzstiftung das Projekt mit dem Titel „Non-invasive Measurement of Cardiomyocyte Size and Tissue Characterisation in Patients with Congenital Aortic Stenosis or Coarctation“ unter 13 eingereichten Bewerbungen für die finanzielle Unterstützung in Höhe von 60.000 Euro aus.

Worin besteht das Prinzip?

Bis vor Kurzem gab es kein Verfahren, um diese Veränderungen des Muskelzellgröße ohne Entnahme einer Gewebeprobe aus dem Herzmuskel zu messen. Mit dem neuen T1-Mappingverfahren kann mittels MRT und Kontrastmittelgabe der mittlere Wassergehalt der Herzmuskelzellen bestimmt werden. Dieser steigt mit der Größenzunahme der Herzmuskelzellen an. Zudem kann gleichzeitig der Anteil von schädlichem Bindegewebe im Herzmuskel dargestellt werden. Der Vorteil besteht darin, dass eine MRT nicht invasiv durchgeführt wird und daher weniger gefährlich als eine invasive Gewebeprobeentnahme ist.

Welche Informationen erhofft man sich?

Ganz allgemein wird von den Ergebnissen dieses Projektes ein besseres Verständnis für die Umbauvorgänge (sogenanntes Remodeling) der linken Herzkammer bei Druckbelastung durch angeborene Verengungen der Körperschlagader erwartet. Im Speziellen erhofft man sich genauere Informationen über die Größenzunahme der Herzmuskelzellen und die krankhafte Einlagerung von Bindegewebe unter dem Einfluss verschiedener therapeutischer Maßnahmen. Somit lässt sich theoretisch analysieren, welche Behandlung und Medikamente am ehesten geeignet sind, den Krankheitsprozess aufzuhalten beziehungsweise rückgängig zu machen.

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