(Frankfurt a. M., 11. Januar 2021/Update: 22. November 2023) Mit guten Vorsätzen in das neue Jahr zu starten, ist die beste Gelegenheit, aktiv für seine Fitness und seine Herzgesundheit zu werden. Auch ist ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung für eine bessere Immunabwehr gegen Erkältung, Grippeinfekte und gegen eine Coronavirus-Infektion wichtig, um eine zusätzliche Belastung des Körpers etwa bei chronischer Krankheit zu vermeiden. Mit dem Jahresbeginn gibt die Deutsche Herzstiftung nützliche Tipps zur frühzeitigen Vorsorge in Form eines gesunden Lebensstils, um Risikokrankheiten für Herz- und Gefäßleiden vorzubeugen. Acht Schritte können dabei helfen. Denn eine Umstellung des Lebensstils fällt im beruflichen und familiären Alltag mit all seinen Herausforderungen nicht immer leicht. Hilfestellung können neben einer Acht-Schritte-Checkliste die Informationen der Herzstiftung geben, die unter https://herzstiftung.de/ihre-gesundheit/gesund-bleiben abrufbar sind. „Ein gesunder Lebensstil bewirkt viel für das Herz-Kreislauf-System, nur sollte man schrittweise vorgehen und sich nicht zu viel auf einmal vornehmen“, rät der Kardiologe und Reha-Spezialist Prof. Dr. med. Bernhard Schwaab vom Vorstand der Deutschen Herzstiftung und Chefarzt der Curschmann-Klinik am Timmendorfer Strand. Wie aber komme ich trotz des inneren Schweinehunds zu mehr Bewegung? Wie esse ich gesünder? Und habe ich alle meine Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall mit Hilfe eines regelmäßigen Gesundheits-Check-ups im Blick? Die folgende Checkliste soll Motivierten für ein herzgesundes Leben helfen:
- Rauchen Sie nicht
- Bleiben Sie in Bewegung und treiben Sport
- Sorgen Sie für genügend Entspannung
- Ernähren Sie sich gesund
- Vermeiden Sie Übergewicht
- Schlafen Sie ausreichend und regelmäßig
- Achten Sie auf Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker
- Nutzen Sie die angebotenen Vorsorgeuntersuchungen
Herzspezialist Prof. Schwaab empfiehlt zunächst mit Bewegung anzufangen. „Mit Bewegung fühlt man sich schnell besser und ist leistungsfähiger. Herzkranke kommen mit mehr körperlicher Aktivität häufig besser mit der herzmedizinischen Behandlung zurecht.“ Danach können weitere Lebensstilmaßnahmen angegangen werden. Bewegung hilft auch über das Verlangen nach Zigaretten hinweg und verbessert die Stimmung. Letzten Endes sollte aber jeder Patient seine individuelle Reihenfolge (Prioritäten) selbst festlegen. Das ist wichtig, damit die Lebensstiländerungen dauerhaft durchgehalten werden können.
Die acht Schritte für ein gesundes Herz
1. Rauchen Sie nicht
Mit dem Rauchen aufzuhören oder gar nicht erst anzufangen lohnt sich! Nikotin ist ein starkes Gift für die Gefäße und Rauchen ein Risikofaktor für Herzinfarkt, Schlaganfall und Arterienverkalkung (z. B. pAVK). Auf den Tabakkonsum gehen hierzulande 120.000 vorzeitige und vermeidbare Todesfälle pro Jahr zurück: verursacht durch Herzinfarkt und Schlaganfall, bösartige Tumoren und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Mit dem Rauchen aufzuhören ist nach einem Herzinfarkt unverändert die wirksamste Einzelmaßnahme und reduziert das Wiederholungsrisiko für einen weiteren Infarkt um weit über 50 Prozent! Auch das dauerhafte Rauchen von E-Zigaretten kann heute nicht mehr als gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden. Es gibt unterstützende Programme zum Aufhören mit Rat und Hilfen wie Aussteigerprogramme. (Infos: www.rauchfrei-info.de und https://herzstiftung.de/rauchen-aufhoeren)
2. Bleiben Sie in Bewegung und treiben Sport
Wer sich regelmäßig bewegt, beugt wirksam Herz- und Gefäßkrankheiten, aber auch Diabetes und Krebserkrankungen wie Darm- oder Brustkrebs vor. Ideal ist Ausdauerbewegung an fünf Tagen die Woche mindestens 30 Minuten. Zum Beispiel bei einer mäßigen Ausdauerbelastung Joggen, schnelles Gehen, Radfahren, Schwimmen, Ergometertraining oder auch Tanzen. Auch kürzere Einheiten können helfen wie zügiges Spazierengehen für zehn Minuten oder auch weniger am Tag. „Bereits ab 8000 Schritten an mindestens zwei Tagen in der Woche wird das Risiko für den vorzeitigen Herztod gesenkt“, so Schwaab. Am besten man gestaltet auch seinen Alltag so bewegt wie möglich: Fahrrad statt Auto oder E-Roller, Treppe statt Aufzug, im Büro stehend statt sitzend telefonieren und arbeiten. „Menschen nach längerer Sportpause und Herz-Kreislauf-Patienten sollten aber ihre Belastbarkeit mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen“, rät Schwaab. Bewegung schützt nicht nur vor Arteriosklerose („Gefäßverkalkung“), sondern wirkt sich positiv auf andere Körper- und Organfunktionen wie Zellerneuerung, Anregung der Hirnaktivität, Stoffwechselprozesse in Leber und anderen Organen aus.
Moderates Kräftigungstraining ergänzend zum Ausdauertraining: Günstig ist ein moderates Kräftigungstraining ergänzend zum Ausdauertraining, d.h. Übungen mit niedriger Belastung und hoher Wiederholungsrate, zum Beispiel 30 Prozent der Maximalkraft bei 20 Wiederholungen (Pressatmung unbedingt vermeiden). Neuere Studien zeigen auch, dass sich ein isometrisches Krafttraining, beispielsweise 4 x 2 Minuten Wandsitzen, günstig auf den Blutdruck auswirkt.
3.Sorgen Sie für genügend Entspannung
Stress bei der Arbeit, in der Familie, in der Beziehung und noch in der Freizeit: Nicht Stress alleine macht krank, sondern fehlende Entspannung. Bei Stress wappnet sich der Körper sehr gut für die akute Problemsituation: Stresshormone werden ausgeschüttet, der Blutzucker steigt, die Insulinausschüttung nimmt zu, das Herz schlägt schneller und der Blutdruck steigt. Bei anhaltendem Dauerstress kommen diese Vorgänge jedoch nicht zur Ruhe und der Organismus steht ständig unter Dampf. Das schadet dem gesamten Körper. Die Folge können Entzündungsreaktionen im Körper sein, im schlimmsten Fall Diabetes, Schlaganfall, Arteriosklerose und Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen. Achten Sie daher auf ein Gleichgewicht zwischen Stress und Entspannung. Sorgen Sie für Inseln der Ruhe, die Sie mit Leben füllen. Also Aktivitäten, die den Stress vergessen lassen: musizieren, lesen, malen, tanzen, im Garten arbeiten, mit Freunden kochen, mit den Kindern spielen, einem Verein beitreten oder gemeinsam Konzerte und Sportereignisse besuchen. Auch Entspannungstechniken sind sehr hilfreich: progressive Muskelentspannung, Atemgymnastik, Yoga, Qigong oder Tai-Chi. „Wenn Patienten nach einem Herzinfarkt ihre Stressfaktoren durch Entspannung in den Griff bekommen, könne Sie das Auftreten eines vorzeitigen Herztods um circa 30 Prozent verringern“, betont Kardiologe Schwaab.
4.Ernähren Sie sich gesund
Eine gesunde Ernährung lohnt sich in vielerlei Hinsicht: sie verringert Entzündungsvorgänge im Körper, verbessert die Fließeigenschaften des Bluts und die Funktion der zarten Gefäßinnenhaut (Endothelfunktion), optimiert die Wirkung des eigenen Insulins, senkt den Blutdruck und das Übergewicht am Bauch zu vermeiden. Herzspezialisten propagieren die traditionelle Mittelmeerküche. „Die mediterrane Kost setzt auf Obst und Gemüse, Salat, Hülsenfrüchte, wenig Fleisch, dafür eher Fisch, auf Oliven- und Rapsöl und auf Kräuter anstelle von Salz“, bestätigt Prof. Schwaab. Salz bindet Wasser im Körper, was einen Bluthochdruck fördern kann. Speziell der tägliche Konsum von ausreichend Gemüse und Ballaststoffen kann durch den relativ geringen Energiegehalt dazu beitragen, Übergewicht zu vermeiden, das wiederum Bluthochdruck begünstigt. Dazu schmecken die Gerichte der Mittelmeerküche lecker und sind keineswegs fade.
Auch zu viel Zucker schadet Herz und Gefäßen. Zu viel Zucker in Lebensmitteln und Getränken erhöht das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes. Deshalb die Devise: Zucker in Getränken vermeiden. Auch in Lebensmitteln, in denen wir Zucker in großen Mengen gar nicht vermuten (Joghurt, Salatsaucen, Ketchup), ist Zucker enthalten. Ein Blick auf die Beschreibung der Zutaten hilft dabei, Zucker aus dem Weg zu gehen.
5.Vermeiden Sie Übergewicht
Zusätzlich zur Bewegung fördert die Mittelmeerküche das schrittweise Abnehmen für ein gesundes Normalgewicht. Dabei ist es wichtig, die tägliche Kalorienaufnahme an den Verbrauch anzupassen. Achten sollte man dabei auch auf Kalorien in flüssiger Form, insbesondere auf Alkohol und süße Mixgetränke. Alkohol hat viele Kalorien und kann indirekt über die Zunahme an Gewicht zu hohem Blutdruck führen. Übergewicht ist ein wichtiger und häufiger Auslöser für Bluthochdruck. Angestrebt werden sollte ein Gewicht mit einem Body-Mass-Index (BMI*) zwischen 22 und 25. Beim Taillenumfang sollten Männer weniger als 102 und Frauen weniger als 88 cm anstreben. Das Bauchfett produziert Hormone und entzündungsfördernde Botenstoffe, die sich unter anderem auf den Blutdruck auswirken. „Jedes Kilo und jeder Zentimeter weniger wirken sich günstig auf den Bluthochdruck und den Zucker aus“, betont Schwaab.
6.Schlafen Sie ausreichend und regelmäßig
Regelmäßiger und ausreichender Schlaf ist für das seelische Gleichgewicht und die Herzgesundheit wichtig. Gesunder Schlaf wirkt wie ein Medikament: Während der Nachtruhe erholt sich der Körper, Stoffwechselprozesse wie der Fett- und Zuckerstoffwechsel werden reguliert, das Immunsystem gestärkt und zelluläre Reparaturprozesse angestoßen. Auch der Blutdruck wird während der Nachtruhe langfristig konstant gehalten. Umgekehrt hat Schlafmangel gravierende Folgen für den Körper – insbesondere für das Herz: Dauerhaft zu wenig oder schlechter Schlaf kann das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen oder bereits bestehende Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit oder das metabolische Syndrom beschleunigen. Besonders das Risiko für Herzinfarkt und Herzschwäche steigt. Insbesondere bei Müdigkeit am Tag sollte überprüft werden, ob eventuell eine schlafbezogene Atemstörung (Schlafapnoe) vorliegt. Wie viel Schlaf ist gesund, was macht einen „gesunden“ Schlaf aus? Infos unter https://herzstiftung.de/podcast-schlaf
7.Achten Sie auf Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker
Bluthochdruck, erhöhte Blutfett- (Cholesterin) und Blutzuckerwerte sind wichtige Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall. Bluthochdruck ist tückisch, weil man ihn zunächst nicht spürt ihn nicht sieht („stiller Killer“). Unerkannt und unbehandelt steigt bei Bluthochdruck das Risiko, einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine Nierenschädigung zu erleiden erheblich. Deshalb unbedingt regelmäßig den Blutdruck messen: ab Schuleintritt beim Kinderarzt und später im Rahmen von Einstellungsuntersuchungen im Beruf oder der Routineuntersuchung beim Hausarzt oder Frauenarzt. Von Bluthochdruck sprechen Ärztinnen und Ärzte, wenn verschiedene Oberarm-Messungen in der Arztpraxis an unterschiedlichen Tagen Werte von 140 zu 90 mmHg oder höher ergeben. Bei Selbstmessungen für zu Hause gilt eine Obergrenze von 135 zu 85 mmHg. Die Blutdruckwerte in der Praxis dürfen etwas höher sein, weil meist die Patientinnen und Patienten bei der Messung etwas aufgeregt sind („Weißkittelhochdruck“). Um festzustellen, ob ein erhöhter Blutdruck vorliegt, ist eine sorgfältige Messung erforderlich. Info: www.herzstiftung.de/blutdruck-checken Die Werte können in einem Blutdruck-Pass protokolliert werden, um den Verlauf zu dokumentieren.
Erhöhte Cholesterinspiegel im Blut sind ein wichtiger Risikofaktor nicht nur für Herzinfarkt und Schlaganfall, sondern auch für Durchblutungsstörungen der Beine (Schaufensterkrankheit, kurz „pAVK“). Hohe LDL-Cholesterinspiegel verursachen Gefäßveränderungen in den Arterien des Herzens (Arteriosklerose), in den Hirn- und Beinarterien mit der Bildung von Ablagerungen in diesen Gefäßen (Plaques). „Das belegen Studien ganz eindeutig seit Jahrzehnten“, betont Schwaab. Zusätzlich konnte in Studien gezeigt werden, dass sich eine medikamentöse Senkung erhöhter Cholesterinwerte günstig auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Eine erste Einschätzung, bis zu welcher Höhe Cholesterinspiegel noch normal sind und unter welchen Kriterien eine medikamentöse Behandlung notwendig wird, finden Sie unter www.herzstiftung.de/ was-ist-cholesterin oder Sie sprechen Ihren Arzt an. Dabei sind neben dem gemessenen LDL-Cholesterinspiegel im Blut auch die anderen, eventuell vorhandenen Risikofaktoren für eine Therapieentscheidung wichtig.
Dauerhaft zu hohe Blutzuckerwerte sind nicht nur ein Symptom für Diabetes mellitus, sondern auch eine echte Gefahr für das Herz. Nicht nur ein bestätigter Diabetes mit hohen Blutzuckerspiegeln ist riskant. Auch leicht erhöhte Werte, bevor ein Diabetes festgestellt wird, sind ein Risikofaktor. Um das persönliche Diabetes-Risiko einschätzen zu können, helfen regelmäßige Blutuntersuchungen beim Arzt. Zu hohen Blutzuckerwerte gehen oft Hand in Hand mit Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten und Übergewicht. Mediziner fassen diese Stoffwechselstörungen unter dem Begriff „Metabolisches Syndrom“ zusammen. Patienten mit Zuckerkrankheit leiden rund zweimal so häufig an einem Bluthochdruck wie Menschen ohne Zuckerkrankheit. Dann ergänzen blutdrucksenkende Mittel die Behandlung. Bei zu hohen Blutfettwerten sollten Cholesterinsenker (z.B. Statine) eingenommen werden. Die medikamentöse Behandlung sollte immer von einem gesunden Lebensstil begleitet werden.
8. Nutzen Sie die angebotenen Vorsorgeuntersuchungen
Für eine rechtzeitige Diagnostik und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – allen voran der koronaren Herzkrankheit (KHK) und ihrer Risikofaktoren Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin), rät die Deutsche Herzstiftung Männern und Frauen zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen ab 40 Jahren – bei familiärer Vorbelastung früher. Das kann der regelmäßige Gesundheits-Check-up bei Hausärztin oder Hausarzt sein, der ab 18 Jahren einmalig und ab 35 Jahren alle drei Jahre erfolgt (zahlt die Krankenkasse). Durchgeführt wird der Check von Allgemeinmedizinern, praktischen Ärzten und Internisten. Darüber hinaus erlauben es etwa Ultraschalluntersuchungen der Halsschlagadern oder der Becken- und Beingefäße, frühzeitig Gefäßverkalkungen zu erkennen, die für die Betroffenen noch ohne Symptome sind. Das EKG in Ruhe und unter Belastung sowie die Ultraschalluntersuchung des Herzens ergänzen das Untersuchungsspektrum.
Innerer Schweinehund: Wie bleibt man trotzdem dran?
Für Lebensstiländerungen sind meistens alte gewohnte Strukturen im eigenen Leben aufzubrechen. „Das ist in der Regel schwierig“, sagt Schwaab und empfiehlt: „Oftmals ist es hilfreich, in sein Lebensumfeld feste Ankerpunkte einzurichten: die regelmäßige Lauf-, Walker- oder Herzgruppe im Verein, das mehrmalige gemeinsame Kochen mit der Familie oder mit Freunden zu Hause und für Raucher der Austausch mit Ex-Rauchern in der Selbsthilfegruppe.“
Der Herzinfarkt-Risikotest der Herzstiftung zur Besprechung der persönlichen Risikofaktoren für Herzinfarkt mit dem Hausarzt unter www.herzstiftung.de/risiko kann auch als Faltblatt kostenlos angefordert werden per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de
Ansprechpartner
- 60323 Frankfurt am Main
- 069 955128-114
- 069 955128-345
- presse@herzstiftung.de