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Reisen mit Herzkrankheit? Das sollten Sie beachten

Hitze, Kälte oder Höhe können Herzpatienten belasten – lesen Sie hier, wie Sie Ihren Urlaub optimal planen

Aktualisiert: 28.08.2024

älteres Ehepaar spaziert am Strand

Reisen soll Spaß machen! Damit auch Herzkranke ihren Urlaub genießen können und dabei ihre Gesundheit nicht gefährden, sollten sie ihre Reise gut planen. Die Deutsche Herzstiftung hat speziell für Herzkranke die wichtigsten Punkte für eine gelungene Reise zusammengefasst. Wer diese Empfehlungen beachtet, kann seine Ferien in vollen Zügen genießen und gleichzeitig seine Gesundheit im Blick behalten.

Mit Herzkrankheit in den Urlaub

Die gute Nachricht gleich vorneweg: Auch Menschen mit Herzproblemen müssen in der Regel nicht aufs Reisen verzichten. Grundsätzlich sollten Betroffene jedoch immer mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt Rücksprache halten, ob und wann eine Reise möglich ist oder nicht. Nur so lassen sich Risiken durch Überlastungen oder etwa Fehleinschätzungen vermeiden. Erster Anhaltspunkt, ob eine Reise empfehlenswert ist, ist die individuelle Belastbarkeit.

Darf ich als Herzpatient in den Urlaub reisen?

Bestimmte Eingriffe und Erkrankungen am Herzen sollten eine bestimmte Zeit zurückliegen, um sicher in den Urlaub fahren zu können:

  • nach frischem Herzinfarkt: anhängig von Infarktgröße und -lokalisation (Vorderwand-/ Hinterwandinfarkt). Bei niedrigem Risiko z. B. bereits nach 3 Tagen reisen möglich; empfohlen: 14 Tage warten  
  • nach Stent-Implantation/PCI: nach 2 bis 3 Tagen bei unkompliziertem Verlauf möglich; empfohlen: Bei Zugang durch die Leistenarterie 1 Woche warten  
  • nach Bypass-Op: nach 10 Tagen bei unkompliziertem Eingriff möglich; empfohlen: bei Flügen 14 Tage warten  
  • nach Katheterablation: nach 2 bis 3 Tagen möglich; empfohlen: 1 Woche warten (da Zugang durch die Leistenarterie)  
  • nach großem herzchirurgischem Eingriff: nach 14 Tagen möglich, bei postoperativen Problemen nach ca. 6 Wochen möglich  
  • nach Implantation von CRT-Schrittmacher/ Defibrillator: nach 2 bis 3 Tagen bei unkompliziertem Eingriff möglich; empfohlen: 14 Tage warten

Herz-Tipp:

Besprechen Sie Details Ihrer Reise immer mit Ihrem Arzt. Ihr Kardiologe kann Ihnen spezifische Empfehlungen geben, die auf Ihr Risikoprofil zugeschnitten sind. Herzpatienten sollten sich generell rund drei Wochen vor der Reise nochmals untersuchen lassen. So kann überprüft werden, ob der Erkrankungszustand stabil ist und die Medikation kann eventuell noch geändert werden.

Das richtige Reiseziel für Herzpatienten 

Bei der Wahl des richtigen Urlaubsziels sollten Herzpatienten den Klima- und Zeitwechsel berücksichtigen. Sehr hohe Temperauren können ohne Vorsichtsmaßnahmen bei vorbelasteten Menschen beispielsweise einen Kreislaufkollaps oder Herzrhythmusstörungen auslösen. Auch aufenthalte in großen Höhen können den Körper unter Stress setzen – nicht nur bei Wanderungen in den Bergen, sondern auch Aufenthalten und beispielsweise Kulturreisen in hochgelegene Regionen. Bei leichter körperlicher Aktivität gilt dabei als kritische Grenze eine Höhe von 2500 Metern, bei intensiver Belastung (Berganstieg) liegt die allerdings schon deutlich darunter (zum Vergleich: Die Zugspitze ist 2962 Meter hoch, das ebenfalls per Seilbahn erreichbare Klein-Matterhorn bei Zermatt 3883 Meter, und die bolivianische Hauptstadt La Paz liegt auf 3869 Metern). Mit zunehmender Höhe wird die Luft dünner, es gelangt weniger Sauerstoff in die Arterien. Dadurch steigt die Herzschlagrate. Der hohe Puls kann insbesondere Menschen mit einer Herzschwäche enorm belasten. Zeitgleich wird durch die intensivere Atmung CO2 vermehrt abgeatmet, was den Säure-Basen Haushalt im Blut durcheinander bringt. Tropische und subtropische, arktische und subarktische Klimata sind für Herzpatienten grundsätzlich nicht zu empfehlen, denn sie strengen das Herz-Kreislauf-System zu sehr an. Generell gilt: Je ausgeprägter der Klimawechsel von Heimat zum Reiseziel ist, desto belastender ist der Aufenthalt fürs Herz. Sinnvoller ist es, eine Klimazone zu wählen, an die der Körper bereits gewohnt ist. Optimale Reisezeiten für Herzpatienten sind das Frühjahr und der Herbst. 

Herz-Tipp:

Sorgfältige Reisevorbereitung verringert das Risiko einer Überbelastung. Gewöhnen Sie sich zudem langsam am Urlaubsort ein. Bewegung sollte dennoch auch im Urlaub regelmäßig mit leichter bis mittlerer Belastung erfolgen.

Flugreise ja oder nein? Das sollten Herzpatienten wissen

Langes Sitzen bei Langstreckenflügen bringt die Gefahr einer Thrombose mit sich, die zur Lungenembolie führen kann. Ein besonderes Risiko einer solchen Gerinnselbildung besteht bei Venenleiden, abgelaufener Venenthrombose, nach Operationen z. B. am Knie und im Bauchraum, bei Gerinnungsstörungen, Rauchern, Frauen nach einer Geburt, Frauen, die die Pille einnehmen. Mit dem  Arzt sollte besprochen werden, ob Thrombosestrümpfe und Heparinspritzen ratsam sind.  

Patienten mit koronarer Herzkrankheit, Herzschwäche, Herzklappenersatz, Schrittmacher- und Defi können fliegen, wenn sie gut belastbar sind, die Krankheitssituation stabil ist und sich Herz-Symptome nicht akut verschlechtern/verändern. Krankenunterlagen sollten während des Fluges griff bereit sein. Ausreichend Medikamente, die während der direkten Reisezeit nötig sind (plus Puffer), ins Handgepäck plus Medikationsplan zum Bedarfsnachweis.

Auf jeden Fall Bordgymnastik: Ferse und Zehen abwechselnd heben, Fußkreisel, Unterschenkel beugen und strecken, Knie anheben, Rückendrücken. Viel trinken, vor allem Mineralwasser, keinen Alkohol. Alle zwei Stunden im Gang spazieren gehen. Hilfreich ist, gleich einen Gangplatz zu reservieren.

Das sollten Sie bei Ihrer individuellen Erkrankung beachten 

Je nachdem, unter welcher Herzkrankheit Sie leiden, sollten Sie sich noch spezieller auf eine Reise vorbereiten.

  • Notfallmedikament für Angina-pectoris-Beschwerden parat halten. Sprays/flüssige Arzneimittel bei Flügen im Handgepäck in Plastikbeutel packen.
  • Bei neuerlicher Angina pectoris oder Belastungsluftnot einen Arzt aufsuchen, Belastung vermeiden, bei schwerer oder anhaltender Angina pectoris Rettungswagen rufen.
  • Merkblatt zur Endokarditis-Prophylaxe mitnehmen
  • Bei Malaria-Prophylaxe Interaktionscheck mit gerinnungshemmenden Medikamenten ratsam.
  • Bei neuerlicher Belastungsluftnot, zunehmenden Ödemen oder Gewichtszunahme Arzt aufsuchen, Belastungen vermeiden, gegebenenfalls INR-Wert kontrollieren (lassen)

 

  • Vor Flugreisen Eisenstatus im Blut (wichtig für die Sauerstoffaufnahme) kontrollieren lassen. Bei Sauerstoff bedarf frühzeitig bei der Fluglinie anfragen
  • Bei neuerlicher Belastungsluftnot, zunehmenden Ödemen oder Gewichtszunahme Arzt aufsuchen, Belastungen vermeiden, gegebenenfalls INR-Wert kontrollieren (lassen)

 

  • Bei Amiodaron-Therapie zur Rhythmuskontrolle, penibel auf ausreichend Sonnenschutz achten, da die Substanzen die Haut lichtempfindlicher machen.
  • Sicherheitspersonal vorab informieren, dass ein elektrisches Herzgerät implantiert ist, damit Handscanner möglichst gar nicht oder nur kurz über die Brust fährt.  
  • Informationen zur Implantation – eventuell in englischer Sprache – bereithalten (z. B. Schrittmacher bzw. Defi -Ausweis)
  • Bei Ohnmachtsanfällen, langsamem Herzschlag, Muskelzucken (im Schrittmacherbereich) Arzt aufsuchen.
  • Für Patienten mit Defibrillator: Bei ungewöhnlichen ICD-Entladungen oder Rötungen an der Stelle, an der das Aggregat implantiert wurde, das nächste Defi - Zentrum aufsuchen. Außereuropäisch (z.B. Nordafrika, Türkei) gibt es nur vereinzelt Defi -Zentren. Infos am besten vor der Reise vom Hersteller einholen.

 

Was sollten Herzpatienten am Urlaubsort beachten:

Nach Erreichen des Reiseziels ist es wichtig, sich langsamen einzugewöhnen, d.h. in den ersten Tagen etwa auf längere Bergtouren verzichten oder lange Sonnenbäder vermeiden. Regelmäßige leichte bis mittlere Belastung ist auch im Urlaub wünschenswert, z.B. Wandern oder Radfahren – allerdings sollte diese nicht in der Mittagssonne stattfinden. Wer Schwimmen gehen möchte, sollte dies vorab mit dem Arzt sprechen. Denn beim plötzlichen Einsteigen in kaltes Wasser oder beim Ausstieg aus dem Wasser kann es unter Umständen zu Kreislaufproblemen kommen.  

Patienten, die Medikamente nehmen, wie Marcumar, sollten ihre gewohnte Einnahmezeit beibehalten, denn so ist die Gefahr am geringsten, dass das Medikament vergessen wird. Da sich im Urlaub die Essgewohnheiten ändern können, sollten Herzpatienten, die Marcumar einnehmen, ihre Gerinnung in kürzeren Abständen kontrollieren. Denn fettes Essen und viele Lebensmittel mit einem hohen Vitamin-K-Gehalt (etwa Spinat, Zwiebeln., Knoblauch, Mangold oder Linsen) können die Wirkung von Marcumar beeinflussen. Im Allgemeinen sollten Herzpatienten auf eine gesunde Ernährung (Mittelmeerküche mit viel Obst und Gemüse, wenig Fett und Salz) und ausreichend Flüssigkeit (Mineralwasser, Tee) achten.

Sicher in den Urlaub reisen

Die Herzstiftung hat eine umfassende Reise-Checkliste zusammengestellt, um bei der optimalen Vorbereitung einer Reise zu helfen. Diese Checkliste ist ein wertvolles Werkzeug, das hilft, nichts Wichtiges zu übersehen.

Wann sollten Herzpatienten auf eine Reise verzichten?  

  • Angina pectoris (Brustenge) bei geringen Belastungen, wie z. B. Treppensteigen
  • mit zunehmender Stärke auftretende Angina pectoris (Brustenge),
  • Luftnot bei geringer Belastung wie Gehen zu ebener Erde oder Treppensteigen,
  • zunehmender Luftnot oder zunehmenden Ödemen (Wassereinlagerungen),
  • wiederholtem Schwindel
  • und plötzlichen Bewusstlosigkeiten (Synkopen).

Experte

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz
Portrait von Prof. Thomas Meinertz

Reisehilfen für Herzpatienten

Damit Sie als Herzpatient möglichst sicher auf Reisen gehen können, bieten wir Ihnen neben unserem Reise-Set (1x Checkliste Reise-Vorbereitung, 1x Med. Sprachführer für Herznotfall im Ausland, 1x Notfallausweis) weitere hilfreiche Materialien an.

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