Bereits in HERZ HEUTE 3/2010 hatte die Deutsche Herzstiftung über die Diskussion zum Thema Krebsrisiko und Sartane berichtet, einer Medikamentengruppe, die gegen Bluthochdruck, Herzschwäche und KHK zum Einsatz kommt (z. B. Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan, Telmisartan, Valsartan). In unserer Sprechstunde wurde nun gefragt, was die Experten der Herzstiftung zu diesem Thema sagen. Die Antwort, die wir auch in HERZ HEUTE 1/2011 abgedruckt haben, gibt Prof. Dr. med. Thomas Eschenhagen vom Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung.
Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
„Wie steht es mit dem Krebsrisiko von Sartanen? Diese Medikamente nehmen ja viele Patienten vor allem gegen Bluthochdruck, bei koronarer Herzkrankheit und Herzschwäche ein. Es ist sehr beunruhigend, dass man über dieses Krebsrisiko Widersprüchliches hört. Was sagen die Experten der Herzstiftung dazu?″ (Katrin D., Plön)
Experten-Antwort:
Im letzten Jahr erschien eine Meta-Analyse (Übersichtsarbeit), in die fünf große Studien eingegangen waren mit 60.000 Patienten. Aus dieser Studie ergab sich eine leichte, aber statistisch nachweisbare Erhöhung des Krebsrisikos der Patienten, die mehrere Jahre lang Sartane (AT1-Rezeptor-Antagonisten) eingenommen hatten.
Die Laufzeit der meisten Studien, die in der Meta-Analyse untersucht wurden, betrug 3-5 Jahre. In HERZ HEUTE 3/2010 wurde darüber berichtet.
Inzwischen hat sich die Datenlage geändert: Im Januar 2011 wurde eine neue, wesentlich größere Meta-Analyse publiziert (Sripal Bangalore et al., Antihypertensive drugs and risk of cancer: network meta-analyses and trial sequential analyses of 324 168 participants from randomised trials, Lancet Oncology 2011; 12: 65-82). 70 Studien mit mehr als 300.000 Patienten wurden untersucht. Geprüft wurde nicht nur das Krebsrisiko von Sartanen, sondern auch das von ACE-Hemmern, Betablockern, Diuretika und Calciumantagonisten. Auch hier war die Beobachtungszeit 3-5 Jahre.
Das Ergebnis: Weder Sartane noch ACE-Hemmer, Betablocker, Diuretika oder Calciumantagonisten erhöhten das Krebsrisiko. Allerdings: Wurden Sartane und ACE-Hemmer zusammen eingenommen, so gibt es in dieser Meta-Analyse Hinweise, dass sich das relative Krebsrisiko um mindestens 10 % erhöht.
Festzuhalten ist:
Die Sorgen, die die erste Studie bei Ärzten und Patienten auslöste, ist durch die neue, statistisch aussagefähigere Studie entkräftet. Sartane können – nach dem heutigen Stand der Forschung – eingenommen werden, ohne zu befürchten, dass sich damit das Krebsrisiko erhöht. Allerdings sprechen auch die neuen Daten gegen eine Kombinationstherapie aus Sartanen und ACE-Hemmern, insbesondere deshalb, weil ihr Nutzen gegenüber der alleinigen Gabe von ACE-Hemmern nicht gut belegt ist.
Experte
Prof. Dr. med. Thomas Eschenhagen ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung, Mitglied im Vorstand der Deutschen Stiftung für Herzforschung, Direktor des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK).
Vielen Dank für diese fundierte Aussage der Deutschen Herzstiftung. So kann man sich als Interessierter auch ein Urteil bilden.
Habe ich einfach nicht gewußt - danke für die Information.
Ich finde es beruhigend,daß die Einnahme von Sartanen nicht unbedingt das Krebsrisiko erhöhen. Da ich seit etwas 3 Jahren Sartane und Diuretika einnehme, bin ich doch etwas verunsichert, deshalb ist Ihr Bericht sehr informativ für mich.
Vielfach reichen Sartane aus mit 8 mg gesplittet zu 4 mg. Bitte unbedingt absprechen mit dem Arzt und probieren!!
Informativ, da ich Sartane einnehmen und nun beruhigt bin.