Stents sind kleine röhrenförmige Drahtgeflechte, die sich z. B. bei einem Herzinfarkt oder einer KHK in die Herzkranzgefäße einsetzen lassen, um eine per Katheter aufgedehnte Engstelle dauerhaft offenzuhalten. Seit kurzem existieren sogenannte bioresorbierbare Stents, die nicht mehr aus Metall sind und sich im Laufe der Zeit wieder auflösen. Ob diese neuen Stents besser sind, erläutert die folgende Experten-Antwort.
Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
Anfang dieses Jahres habe ich einen Stent erhalten. Leider sind jetzt wieder Brustschmerzen unter Belastung aufgetaucht, also Angina pectoris, die sich durch Medikamente nicht ausreichend behandeln lässt. Deshalb interessiere ich mich sehr für die bioresorbierbaren Stents, also Stents, die sich selbst auflösen und denen große Vorteile zugeschrieben werden.
Prof. Voigtländer hat 2015 in der Broschüre „Herz in Gefahr, koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt“ darüber berichtet und mitgeteilt, dass ein endgültiges Urteil über diese vielversprechenden Stents erst möglich ist, wenn Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien vorliegen, die sie mit modernen medikamentenbeschichteten Stents vergleichen. Gibt es inzwischen Ergebnisse dieser Studien? Haben sich die bioresorbierbaren Stents bewährt? (Ruth L., Duisburg)
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Experten-Antwort:
Bei Ihnen sind nach einer Stentbehandlung vor einigen Monaten wieder Angina pectoris-Beschwerden aufgetreten. Die Ursache dieser Beschwerden muss unbedingt geklärt werden.
Denn möglicherweise ist es zu einer Wiederverengung im Stent gekommen. Dies ist heutzutage zwar sehr selten, kann aber die Ursache Ihrer Beschwerden sein. Es ist auch möglich, dass an einer anderen Stelle in den Herzkranzgefäßen eine weitere Verengung entstanden ist. Sie sollten daher umgehend Ihren Kardiologen aufsuchen, damit die Ursache der Beschwerden schnell geklärt werden kann.
Davon abgesehen fragen Sie, inwieweit sich auflösende (bioresorbierbare) Stents eine Alternative darstellen und welche Ergebnisse 2017 vorliegen: Die bioresorbierbaren Stents sind eine neue Entwicklung in der Herzmedizin. Wie bei den bisherigen Metallstents kann auch mit einem bioresorbierbaren Stent ein Herzkranzgefäß nach erfolgter Aufdehnung offengehalten werden. Und wie die Metallstents sind auch die bioresorbierbaren Stents mit einem Medikament beschichtet, das eine überschießende Narbenbildung mit der Folge einer Wiederverengung (Re-Stenose) verhindert. Das Neue an den bioresorbierbaren Stents ist die Eigenschaft, dass die Stents sich nach einer gewissen Zeit auflösen können (etwa nach 3 Jahren) und somit langfristig kein Fremdmaterial im Körper zurückbleibt. Statt aus Metall bestehen die Streben des Stents aus Milchsäureprodukten, die sich nach und nach auflösen.
Studien zeigen Nachteile
Zuletzt wurde im März 2017 im renommierten New England Journal of Medicine eine Studie publiziert, bei der moderne medikamenten-beschichtete Metallstents mit bioresorbierbaren Stents verglichen wurden. Leider zeigten sich bei den neuen Stents im Vergleich zu einem bisherigen Metallstent mehr Probleme. So kam es bei den neuen Stents deutlich häufiger zu einer Stent-Thrombose (= Blutgerinnsel im Stent), was eine gefürchtete Komplikation bei der Behandlung mit Stents darstellt.
Experte
Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung e.V., Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt a. M. und Mitglied im Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) Frankfurt a. M. Zu den Schwerpunkten des Herzspezialisten zählen u. a. die interventionelle Kardiologie und nichtinvasive Bildgebung.
Einfach nur gut zu wissen.
Diese Information zu den bioresorbierbaren Stents ist sehr informativ und wichtig.