Viele Herzinfarkte lassen sich heute wirkungsvoll vermeiden (z. B. durch Umstellung des Lebensstils und die Einnahme von Medikamenten). In der medizinischen Sprechstunde der Deutschen Herzstiftung wollte eines unserer Mitglieder aus München wissen, ob zur Vorbeugung gegen Herzinfarkte auch die tägliche Einnahme von 200 mg Selen sinnvoll ist, wie dies nach seinen Hinweisen in einer Gesundheitssendung im Fernsehen empfohlen wurde.
Einfach besser informiert
Werden Sie Mitglied der Deutschen Herzstiftung
Unterstützen Sie uns mit mindestens 36,00 Euro im Jahr bei unserer Aufklärungsarbeit und Forschungsförderung rund um Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Mit Ihrem Mitgliedsbeitrag können Sie z.B. online auf alle Expertenschriften und Artikel zugreifen.
Experten-Antwort:
Die Einnahme von Selen ist zur Vorbeugung gegen Herzinfarkte nicht zu empfehlen. Es gibt keine ausreichend hochwertigen Studien, die für die Einnahme von Selen einen Nutzen bezüglich des Herzinfarktrisikos zeigen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der tägliche Selenbedarf von einer normalen Ernährung ausreichend und problemlos gedeckt wird. Wenn Sie ernsthaft daran interessiert sind, Ihr Herzinfarktrisiko wirkungsvoll zu senken, ist es vielmehr wichtig, sich um Ihren Lebensstil und die klassischen, wissenschaftlich anerkannten Risikofaktoren zu kümmern:
- Eine an der mediterranen Küche ausgerichtete Ernährung reduziert Ihr Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen und für Karzinome um 30–40 %!
- Zur Verhinderung von Bewegungsmangel ist z. B. regelmäßiger, moderater Ausdauersport sinnvoll, der u. a. die Funktion Ihrer Arterien verbessert.
- Ist eine Zigaretten-Abhängigkeit vorhanden, kann ein Rauchstopp große Erfolge bewirken. Zwar ist eine solche Maßnahme nicht immer einfach, jedoch lassen sich mit professionellen Raucher-Entwöhnungsprogrammen vielfach sehr gute Erfolge erzielen. Weitere Informationen zu diesem Thema sind z. B. beim Hausarzt erhältlich. Jede einzelne Zigarette verkürzt Ihr Leben um 28 Minuten!
- Übergewicht sollte so gut wie möglich reduziert werden, wobei eine durchdachte Ernährung wie z. B. die gesundheitsfördernde mediterrane Küche zu empfehlen ist.
- Beim Arzt sollten regelmäßig die Blutdruck-, Cholesterin- und Blutzucker-Werte kontrolliert werden, die je nach Ausmaß bedeutende Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellen können.
In Abhängigkeit von Grunderkrankungen können zudem Medikamente sinnvoll sein, mit denen sich die Gefahr für Herzerkrankungen oft deutlich senken lässt. Wichtig: Die Einnahme von Medikamenten sollte nie auf eigene Faust erfolgen, sondern immer nur in Absprache mit dem Hausarzt oder Kardiologen.
Experte
Prof. Dr. med. Helmut Gohlke, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und emeritierter Chefarzt der Abt. Klinische Kardiologie II im Herz-Zentrum Bad Krozingen. Zu seinen Schwerpunkten zählt insbesondere die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.