Herzinfarkt-Verdacht: Jede Minute zählt
Besonders um die Weihnachtszeit können vermehrt Herz-Kreislauf-Komplikationen auftreten, darauf deutet eine Studie* hin. Der Studie zufolge gehen der Vorweihnachtsstress und die Aufregung der Weihnachtsfeiertage nicht an jedem Herzen spurlos vorüber. „Die Studienergebnisse lassen auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko an Heiligabend und an Neujahr schließen – besonders bei Menschen, die über 75 oder bereits chronisch krank sind“, sagt Professor Voigtländer. Eine vermehrte Anfälligkeit haben Patienten mit Risikofaktoren wie beispielsweise Diabetes und koronarer Herzkrankheit. Ihr Herz reagiert besonders empfindlich auf Risikofaktoren wie Stress.
Herzinfarkt und andere Herznotfälle wie lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen sind keine aufschiebbaren Krankheitsfälle. Sie müssen rasch medizinisch versorgt werden. Kommt es beim Herzinfarkt etwa zum lebensbedrohlichen Kammerflimmern, kann nur ein Elektroschock über einen Defibrillator die Herzrhythmusstörungen beseitigen. Im Krankenhaus muss mittels Katheter das verstopfte Herzkranzgefäß so schnell wie möglich geöffnet werden, um einen weiteren Verlust von Herzmuskelgewebe zu verhindern. „Je mehr Zeit ohne Behandlung verstreicht, desto mehr Herzmuskel wird irreparabel zerstört“, der Mediziner.
Weihnachtsfeiertage und Herzinfarkt: Kliniken gerüstet
Die Deutsche Herzstiftung betont: Rettungsdienstleitstellen, Herznotfallambulanzen (Chest Pain Units/CPUs) und Notaufnahmen der Kliniken stehen auch an Feiertagen, in der Zeit zwischen den Jahren wie auch am Wochenende oder nachts rund um die Uhr bereit . Die Feiertage um Weihnachten und Neujahr dürfen nicht dazu führen, dass Menschen mit Verdacht auf ein lebensbedrohliches Ereignis wie einen Herzinfarkt lebensrettende Maßnahmen unterlassen. „Zögern Sie nicht und wählen Sie bei Verdacht auf einen Herzinfarkt den Notruf 112 und äußern Sie den Verdacht deutlich, damit ein Rettungswagen mit Notarzt geschickt wird. Der Notarzt ist hier so wichtig, weil der Herzinfarkt jederzeit in Herzkammerflimmern übergehen und der Patient in wenigen Minuten am plötzlichen Herztod versterben kann“, warnt Professor Voigtländer.
Weihnachtsstress: Herzinfarkt-Symptome richtig deuten
Ein typisches Herzinfarkt-Symptom sind plötzlich einsetzende starke brennende und drückende Schmerzen, die länger als fünf Minuten anhalten und sich in Ruhe nicht bessern. Die Schmerzen zeigen sich überwiegend im Brustkorb, häufig hinter dem Brustbein, bisweilen auch nur im Rücken zwischen den Schulterblättern oder im Oberbauch. Die Schmerzen können in den Arm, den Hals oder Kiefer ausstrahlen. Zu den weiteren infarkttypischen Alarmzeichen gehören:
- Engegefühl in der Brust („Elefant auf der Brust“)
- Atemnot
- Übelkeit
- kalter Schweiß
- Unruhe
- Angst
- Blässe
Herz-Tipp:
Der Umweg über den Hausarzt oder den Ärztlichen Bereitschaftsdienst mit der Rufnummer 116 117 („Notdienstnummer“) kann bei Herzinfarkt gefährlich sein, weil ein Hausarzt und der Ärztliche Bereitschaftsdienst hier nichts anderes tun können als den Notarzt (112) zu rufen.
Achten Sie auf Ihr Herz: Wann Sie zum Kardiologen sollten
Neben einem akuten Herznotfall gibt es Beschwerden, die oft eher unauffällig den Alltag begleiten und die ebenfalls immer von einem Kardiologen abgeklärt werden sollten. Verspüren Sie beim Spazierengehen in der winterlichen Kälte oder beim Erledigen der Weihnachtseinkäufe oder beim plötzlich ein unangenehmes Engegefühl und Schmerzen in der Brust, ist das ebenso ein Warnzeichen wie plötzliche Atemnot, wenn Sie die Einkäufe die Treppe hochtragen. Gehen Sie in jedem Fall sofort zum Arzt. Das gilt auch dann, wenn Sie folgende Beschwerden haben:
- Herzrasen mit Einschränkung der Belastbarkeit
- hartnäckiges Herzstolpern
- Schwindelanfälle
- Leistungsschwäche
- drohende Bewusstlosigkeiten
- kurze Bewusstlosigkeiten (Synkopen)
Erhöhtes Schlaganfall-Risiko durch krankes Herz
„Die genannten Beschwerden können Warnzeichen für mehrere Herzerkrankungen zugleich sein. Angina pectoris-Beschwerden wie Luftnot und Schmerzen in der Brust bei körperlicher Anstrengung können Vorboten für eine fortgeschrittene Herzkranzgefäßverengung bis hin zum Herzinfarkt sein, aber auch Anzeichen eines operationsbedürftigen Herzklappenfehlers“, erklärt Voigtländer. Auch eine Herzschwäche oder eine andere Herzproblematik wie eine Herzklappenerkrankung oder Vorhofflimmern kann diese Symptome verursachen.
Schlägt das Herz nicht im gesunden Takt, besteht zudem ein weiteres Risiko: Schlaganfall. Aufgrund von Vorhofflimmern beispielsweise können bereits nach wenigen Stunden in den Herzvorhöfen Blutgerinnsel entstehen. Werden diese vom Blutstrom mitgetragen, besteht die Gefahr, dass sie Arterien verschließen und je nach betroffenem Areal einen Schlaganfall verursachen. „Suchen Sie bei den genannten Symptomen daher immer einen Facharzt auf“, rät Professor Voigtländer
Herzinfarkt: Gut ausgerüstet für den Notfall
Sie haben Sorge, dass Sie im Notfall vor Aufregung vergessen, wie die Wiederbelebung durch Herzdruckmassage funktioniert? Oder haben Sie Angst, dass der Notarzt nicht alle wichtigen Informationen zu Ihren Erkrankungen, Medikamenten und Allergien erhält? Dann bestellen Sie bei der Deutschen Herzstiftung e.V. kostenfrei die Notfallkarte und den Notfallausweis. Beide Notfallkarten sind im praktischen Checkkartenformat – ideal für den Geldbeutel oder zum Bereitlegen am Telefon.
Experte
Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung e.V., Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt a. M. und Mitglied im Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) Frankfurt a. M. Zu den Schwerpunkten des Herzspezialisten zählen u. a. die interventionelle Kardiologie und nichtinvasive Bildgebung.
Unser Informationsmaterial
-
Herznotfall-Set
-
Herzinfarktkarte (2019)
-
Notfallausweis
Unsere Empfehlungen
Unsere Forschungsförderung
Jetzt spenden!
Investieren Sie in die Herz-Forschung!
Forschung bringt Fortschritte – gerade in der Medizin. Deshalb legen wir großen Wert auf die Förderung patientennaher Forschungsprojekte. Dafür benötigen wir Ihre Unterstützung.
Unsere Quellen:
* Mohammad MA et al., Christmas, national holidays, sport events, and time factors as triggers of acute myocardial infarction: SWEDEHEART observational study 1998-2013 BMJ 2018;363:k4811 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.k4811