Sport und Bewegung tun dem Herzen gut. Gerade Patienten mit Vorhofflimmern profitieren zum Beispiel von Sport und Gewichtsabnahme, um ihr Risiko für erneute Vorhofflimmeranfälle zu senken. Sogar der Langzeiterfolg einer Katheterablation wird positiv beeinflusst. Doch wann darf das Herz nach einem solche Eingriff mit Pumonalvenenisolation wieder sportlich belastet werden, damit eine erhöhte Herzfrequenz nicht doch wieder in ein Vorhofflimmern mündet? Hier die Antwort unseres Experten.
Die Sprechstundenfrage im Wortlaut
Ich (64) habe vor drei Wochen eine Pulmonalvenenisolation (PVI) gegen mein Vorhofflimmern bekommen. Alles ist gut gelaufen und ich bin ohne neue Beschwerden. Bisher habe ich dennoch vorsichtig nur zwei- bis dreimal pro Woche einen Spaziergang von etwa 30 bis 60 Minuten Dauer gewagt – insgesamt bis zu vier Kilometer war ich dabei unterwegs bei mäßigem Tempo und einem Puls von durchschnittlich 80 Schlägen pro Minute.
Nun würde ich aber gerne auch wieder mit dem Golfspiel beginnen, das ist mit Begeisterung zuvor gemacht habe. Worauf sollte ich dabei achten (Intensität der Belastung, z. B. weniger anstrengendes kurzes Spiel oder Gesamtdauer des Trainings/der Runde)? Und kann ich zusätzlich etwas tun, um das Verheilen bzw. Vernarben Vorhofgewebes durch den Eingriff zu begünstigen? (Jürgen L., Hamburg)
Experten-Antwort
Nach den aktuellen Empfehlungen der Arbeitsgruppe Sportkardiologie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie kann vier Wochen nach erfolgreicher Pulmonalvenenisolation (PVI) ohne erneutes Vorhofflimmern wieder mit Sport begonnen werden. Mit Sport ist hierbei allerdings Wettkampfsport einschließlich dem dazugehörigen Training mit intensiven Belastungen oder Belastungsspitzen gemeint, die mit hohen Ausschüttungen von Stresshormonen und hohen Herzfrequenzen einhergehen und die möglicherweise ein Wiederauftreten von Vorhofflimmern aus anderen Bereichen als den Pulmonalvenen begünstigen können.
Mit den von Ihnen bisher durchgeführten körperlichen Aktivitäten (2-3 Spaziergänge pro Woche à 30-60 min Dauer in einem Tempo von etwa 4 km/h, Herzfrequenz 80/min) haben Sie alles richtig gemacht, da sowohl Belastungsintensität und Belastungsumfang im gesundheitssportlich richtigen Bereich lagen. Aus kleinen Studien gibt es Hinweise, dass sich gesundheitssportliche Aktivitäten in diesen Belastungsbereichen sogar eher günstig auf das Vorhofflimmern auswirken können.
Wenn Sie diese Spaziergänge gut vertragen haben, dann spricht auch nichts dagegen, vier Wochen nach der PVI wieder mit dem Golfen zu beginnen. Selbst bei Gehgeschwindigkeiten mit ca. 6-7 km/h ist die Belastung des Herzens im Vergleich zu 4 km/h nicht oder nur so gering erhöht, dass dies keine negativen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System hat.
Hinsichtlich der Belastung sollten Sie allerdings auch die Art des Geländes (hügelig oder flach) beachten und die aktuelle Außentemperatur, da auch durch hohen Schweißverlust mit ungünstigen Elektrolytverschiebungen Herzrhythmusstörungen begünstigt werden können. Für den Beginn würde ich Ihnen daher zunächst Golfrunden mit 9 Loch bei angenehmen Temperaturen empfehlen. Wenn Sie diese ohne Probleme absolvieren können, können Sie auch wieder die große Golfrunde in Angriff nehmen.
Mit Blick auf ein günstiges Vernarben gibt es jedoch keine spezifischen Empfehlungen. Hier gilt lediglich ebenfalls der Rat, das Herz in den ersten vier bis sechs Wochen nach PVI nicht zu hoch durch Sport zu belasten, um keine negativen Effekte durch die hohen Blutvolumina, die während intensiven sportlichen Belastungen vom Herzen gepumpt werden, auf die verheilenden Strukturen des Vorhofes hervorzurufen.
Experte
Univ.-Prof. Dr. med. Jürgen Scharhag, Kardiologe und Univ.-Prof, Leiter der Abteilung Sportmedizin, Leistungsphysiologie und Prävention am Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Sportmedizin, Sportkardiologie DGK (Stufe 3), Physikalische Therapie und Balneologie.
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