Die Sprechstundenfrage im Wortlaut
Ich bin Herzpatientin (49) mit Vorhofflimmern, das etwa alle drei bis vier Monate auftritt, und mache regelmäßig Sport (Joggen, Fitness-Training). Da aktuell in meinem Umfeld alle irgendwie erkältet sind, habe ich Angst mich anzustecken – vor allem, weil ich gelesen habe, dass dann das Risiko für eine Herzmuskelentzündung erhöht ist, wenn man weiter Sport treibt. Das will ich in jedem Fall vermeiden. Ein Bekannter von mir ist sogar nach einer Grippe verstorben. Daher meine Fragen: Wie erkenne ich Anzeichen, dass mein Herz geschädigt ist? Kann ich mich durch eine Grippe-Impfung davor schützen? Und wenn ich erkältet bin: Darf ich überhaupt rausgehen? Welche Sportpause empfehlen Sie: 7 Tage – oder besser 14 Tage aussetzen? (Monica N., Köln)
Experten-Antwort
Eine Grippe-Impfung ist gerade für Herzpatienten in jedem Fall ratsam. Denn eine echte Grippe wirkt sich bei etwa 10 % der Erkrankungen auch auf das Herz aus, unter anderem kann eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) die Folge sein. Daher sind ohnehin Herzkranke im Falle einer Beteiligung des Herzens bei einer Grippe mehr gefährdet, dass es zu weiteren Problemen kommt.
Die Anzeichen einer Herzbeteiligung sind allerdings relativ unspezifisch: Es kann zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kurzatmigkeit oder einem Engegefühl in der Brust, bzw. Schmerzen hinter dem Brustbein kommen. Etwa jeder fünfte Betroffene klagt zudem über Herzstolpern. Bei Verdacht auf eine Beteiligung des Herzens erfolgt daher beim Arzt neben der Anamnese und einer körperlichen Untersuchung, ein EKG, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und eine Blutuntersuchung. Lässt sich mit den aufgeführten Untersuchungen eine Beteiligung des Herzens nicht zweifelsfrei nachweisen oder ausschließen, ist als nächster Schritt eine Kernspintomographie (Kardio-MRT) des Herzens erforderlich.
Mit einer Impfung gegen Grippe lässt sich die Erkrankungswahrscheinlichkeit oder zumindest die Schwere der Erkrankung verringern – und damit auch das Risiko einer Myokarditis. Allerdings werden die meisten Infektionen der oberen Atemwege nicht durch Influenzaviren, sondern durch andere Viren wie Adenoviren oder Rhinoviren hervorgerufen. Man spricht dann von einem grippalen Infekt im Unterschied zu einer Grippe – auch wenn mitunter die Symptome ähnlich sind. Und auch diese Viren (seltener als Influenzaviren) können eine Herzmuskelentzündung begünstigen, vor allem, wenn sich ein Patient nicht ausreichend schont und auskuriert.
Gegen einen grippalen Infekt gibt es zwar keine spezifische Therapie. Allerdings können – wie auch bei einer Grippe – Erkältungsmittel wie Nasentropfen oder fiebersenkenden Mitteln das Allgemeinbefinden verbessern. Inhalieren wird ebenfalls oft als hilfreich empfunden. Wenn Sie sich wieder fitter fühlen, können sie zunächst wieder an die frische Luft und spazierengehen. Das stärkt sogar Ihre Abwehrkräfte.
Sport sollten Sie für die Dauer der Erkrankung jedoch unterlassen, da Ihr Körper in dieser Phase geschwächt ist und eine sportliche Belastung auch das Immunsystem beeinflusst und somit Schaden anrichten könnte. Wie lange die Sportpause sein sollte, lässt sich pauschal nicht sagen, da Erkrankungen unterschiedlich verlaufen können und sich jeder Betroffene individuell unterschiedlich schnell erholt. Meist aber liegt man bei einem gewöhnlichen grippalen Infekt der oberen Atemwege mit einer Pause zwischen 7 Tagen und 14 Tagen richtig. Bei einer Grippe sollte man mindestens eine Pause von 14 Tagen einlegen. Wenigstens zwei bis drei symptomfreie Tage sollten bis zu einem sportlichen Neustart mit zunächst niedriger Belastung vorliegen.
Generell gilt:
- Je stärker der Infekt war, desto länger pausieren.
- Bereits bei leichten Infektsymptomen wie Halsschmerzen, Schnupfen oder Husten das Training pausieren.
- Bei Gliederschmerzen oder Fieber ist körperliche Schonung erforderlich und Sport tabu.
- Sind die Beschwerden/Symptome weg und es besteht wieder eine gute Leistungsfähigkeit im Alltag (z.B. erkennbar beim Treppensteigen), kann sanft wieder mit lockerem bzw. erholsamem Training begonnen und dieses behutsam nach Befindlichkeit über ein bis zwei Wochen gesteigert werden. Dabei immer auf den eigenen Körper achten und z.B. den Puls kontrollieren.
- Bei Mattigkeit/Energielosigkeit mit dem Sport noch warten. Bei Unklarheiten hinsichtlich der Belastbarkeit sicherheitshalber beim Arzt vorstellen.
- Wurde eine Herzbeteiligung/Myokarditis festgestellt, muss mindestens drei Monate pausiert werden. Es sollte erst nach einer erneuten Herzuntersuchung u.a. mit Ruhe-EKG, Herzultraschall und Belastungs-EKG und dem "Go" des Sportkardiologen wieder mit dem Training begonnen werden.
Experte
Univ.-Prof. Dr. med. Jürgen Scharhag, Kardiologe und Univ.-Prof, Leiter der Abteilung Sportmedizin, Leistungsphysiologie und Prävention am Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Sportmedizin, Sportkardiologie DGK (Stufe 3), Physikalische Therapie und Balneologie.
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Sport mit Schrittmacher (2019)
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