Sprechstundenfrage

Herzrhythmusstörung genauer abklären

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Unser Sohn Martin war bereits im Mutterleib auffallend unruhig und im Kleinkindalter wegen eines ungewöhnlich unruhigen Schlafes sehr betreuungsintensiv. Vor Kurzem sprang er abends sehr wild und über eine Stunde lang auf dem Trampolin. Morgens übergab er sich, war blass, kaltschweißig und müde. Am Folgetag haben wir den Puls gemessen, da seine Halsschlagader rasend schnell pulsierte: Der Puls lag bei 250 Schlägen pro Minute. Die Diagnose im Krankenhaus: „ektope atriale Tachykardie“. Trotz Medikamentengabe ist Martins Pulsschlag sehr unregelmäßig. Zumeist liegt der Puls bei  90 Schlägen pro Minute (in Ruhe), manchmal bei 120, selten bei 130. Leider haben wir vom Krankenhaus noch keinen ausführlichen Bericht, sodass unser vor Ort behandelnder Kinderkardiologe ein wenig im Dunkeln tappt. Können Sie uns weiterhelfen? Martins Pulsfrequenz ist sehr unregelmäßig und immer häufiger zu hoch. Wir möchten ihm nicht erneut die gesamte Prozedur zumuten. (Laura und Ralf M.)

Expertenantwort:

In Ihrer Anfrage beschreiben Sie das typische Bild einer „supraventrikulären Tachykardie“, einem anfallsartigen Herzrasen. In der Situation haben Sie sich völlig korrekt verhalten und Ihren Sohn unverzüglich in der nächsten Kinderklinik vorgestellt. Dieses Verhalten hat akut sicher viel zu seiner Wiederherstellung beigetragen, wenn nicht gar sein Leben gerettet. Mit dem Sammelbegriff „supraventrikuläre Tachykardie“, abgekürzt SVT, wird eine Reihe hinsichtlich Art und Mechanismus unterschiedlicher Herzrhythmusstörungen zusammengefasst. Während die Akutbehandlung eines Tachykardie-Anfalls in vielen Fällen ähnlich oder gleich ist, hängt die Nach- oder Dauerbehandlung streng vom genauen SVT-Typ ab. Dazu bedarf es einer ausführlichen kardiologischen Untersuchung und der Beurteilung durch einen mit Herzrhythmusstörungen erfahrenen Kinderkardiologen. Die Diagnose „atriale ektope Tachykardie“ (AET), von der in der Klinik ausgegangen wurde, ist keine der häufigen Formen.  Deshalb kann es durchaus sein, dass Ihr Kinderkardiologe vor Ort eine solche Herzrhythmusstörung bislang noch nicht gesehen hat. Sicher sind alle Universitätskinderkliniken in Ihrer näheren Umgebung in der Lage, sich des Problems anzunehmen. Sie sollten sich zuvor mit Ihrem örtlichen Kinderkardiologen besprechen, der Ihnen dort sicherlich einen Termin verschaffen kann und danach die Weiterbehandlung übernehmen wird. 

Experte

Prof. Dr. med. Herbert E. Ulmer
Prof. Ulmer