Sprechstundenfrage

Sportliche Belastung bei Aortenklappenstenose

Erfahren Sie, welche sportlichen Aktivitäten bei einer Aortenklappenstenose möglich sind und worauf man achten sollte.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Unser Sohn (13) hat eine mäßige Aortenklappenstenose bei bikuspider Aortenklappe. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Gradient zugenommen und liegt nun systolisch nach CW-Doppler-Ultraschall bei circa 65 mmHg. Jetzt haben wir noch einige Fragen: Er spielt sowohl im Verein als auch im Talentförderprogramm Fußball, als Torwart. Auch in der Schule werden regelmäßig Wettbewerbe in verschiedenen Sportarten durchgeführt. Sollten wir die Lehrer beziehungsweise Trainer über seinen Gesundheitszustand informieren? Welche sportlichen Aktivitäten sollten vermieden werden, welche sind möglich?  Zudem findet in den Herbstferien eine Segelfreizeit mit der Konfirmationsgruppe und im Winter eine Skifreizeit mit der Schulklasse statt. Kann er daran teilnehmen? Wie würde sich eine Überbelastung äußern? Ist eine Pulskontrolle sinnvoll und wie wäre der maximale Belastungspuls? Leider hat der behandelnde Arzt sich bis jetzt nicht bei uns zurückgemeldet. Eine Zweitmeinung in einer anderen Klinik kann aufgrund der Terminvergabe erst in sechs Monaten stattfinden. (Richard H., Fulda)

Expertenantwort:

Den nationalen und internationalen Leitlinien zufolge stellt ein im Ultraschall mittels Doppler gemessener Gradient ab 65 mmHg eine klare Notwendigkeit für eine Operation dar. Diese liegt bei ihrem Sohn vor. Ich würde empfehlen, nicht mehr lange mit der Sanierung der Aortenklappe zu warten, denn es handelt sich bereits um eine mehr als nur moderate Stenose. Schwere Stenosen können Beschwerden verursachen und zum plötzlichen Herztod führen. Wenn Sie bei solch einem interventionsbedürftigen Aortenklappenbefund erst in einem halben Jahr einen Kontrolltermin angeboten bekommen, sollten Sie ein anderes Zentrum aufsuchen. Aus pädiatrischer und kinderkardiologischer Sicht ist es nicht sinnvoll, Jugendliche in diesem Alter sportlich oder körperlich einzubremsen, den Sport langfristig zu verbieten und damit „Herz-Ängste“ zu schüren. Ich würde vor der Behandlung der Herzklappe auf jeden Fall von anstrengendem Sport abraten. Unbedingt muss der Trainer informiert sein. Wenn Ihr Sohn vernünftig ist und sich nicht auspowert, würde ich ihm die Segel-Konfirmandenfreizeit nicht verbieten, aber auch hier die Betreuer informieren. Vor der Skifreizeit im Winter würde ich das Herz behandeln lassen und ihn dann beruhigt mitfahren und auch wieder Fußball spielen lassen. 

Expertin

Prof. Dr. med. Brigitte Stiller
Portrait von Prof. Brigitte Stiller