Sprechstundenfrage

Wann sollte ein VSD verschlossen werden?

In welchen Fällen ein Vorhofseptumdefekt verschlossen werden sollte, hängt u. a. von der Größe des Defekts ab. Lesen Sie mehr.

Die Sprechstunden-Frage im Wortlaut:

Bei unserer damals acht Monate alten Tochter Anna wurde im Zuge eines Krankenhausaufenthaltes, während dem die Ursache ihrer Entwicklungsstörung geklärt werden sollte, ein Vorhofseptumdefekt (ASD II) entdeckt. Das Loch im Herzen war circa sechs Millimeter groß. Einige Zeit später waren wir bei unserer Kardiologin, die den Defekt auf neun Millimeter vermessen hat. Sie sagte uns, es sei nicht zu erwarten, dass das Loch spontan verschließe. Aber wir hätten noch Zeit. Frühestens wenn das Kind drei bis vier Jahre alt ist, würde ein Verschluss auf uns zukommen. Das sei mittels Herzkatheter möglich. Jetzt waren wir erneut im Krankenhaus, wegen einer akuten Immunthrombozytopenie. Es erfolgte auch eine Kontrolluntersuchung des Herzens: Das Loch hat sich seit der ersten Vermessung mehr als verdoppelt und beträgt jetzt 13 Millimeter; die rechte Herzseite ist vergrößert. Das alles scheint unserer Tochter mittlerweile auch ziemlich zu schaffen zu machen: Sie hat einen Entwicklungsstopp eingelegt und nimmt kaum noch an Gewicht zu. Mit ihren jetzt 14 Monaten wiegt sie nur 7,6 Kilogramm. Wir müssen abwarten, was die Ärzte in der Klinik sagen. Das Warten macht uns aber sehr mürbe. Deshalb vorab schon einmal an Sie die Frage: Haben wir angesichts dieser Entwicklung überhaupt eine Chance auf einen Herzkatheterverschluss des ASD? (Dorothea und Felix K.)

Experten-Antwort:

Die Vorhofseptumdefekte und ihre Größen bei Säuglingen und Kleinkindern sind sehr unterschiedlich. Die zeitnah erfolgten verschiedenen Größenmessungen bei Ihrer Tochter Anna lassen sich dadurch erklären, dass die Defekte in der Regel nicht kreisrund sind, sondern oval oder manchmal fast schlitzförmig. Die ausgemessene Größe hängt deshalb sehr vom Einschallwinkel und der Ebene bei der Ultraschalluntersuchung ab. Bei manchen Kindern bleiben die Defekte gleich groß und unverändert, bei manchen Kindern wachsen sie mit dem Körper mit. Bei Anna scheint Letzteres der Fall zu sein. Sie wiegt derzeit 7,6 Kilogramm, ihr rechtes Herz ist sehr groß und belastet – dann sollte man den Defekt jetzt verschließen. Bei der Datenlage Ihrer Tochter würde ich nicht mehr auf den Verschluss per Herzkatheter setzen, sondern Anna einem erfahrenen Kinderherzchirurgen in einem guten Herzzentrum anvertrauen. Ich kenne da durchweg nur sehr gute Verläufe: Vormittags erfolgt die Operation, zum Abend kann das Kind schon wieder etwas trinken, eine Nacht verbringt es auf der Intensivstation und dann noch eine knappe weitere Woche im Krankenhaus mit der Mutter zusammen im selben Zimmer. Danach werden Sie staunen, wie Ihr Kind gedeiht und welche Energie es gewinnen wird. Gerade in diesem Alter entwickeln sich Kinder so beachtlich und lernen so enorm viel und schnell – da sollte man sie nicht mit einer Herzbelastung längerfristig hemmen.

Expertin

Prof. Dr. med. Brigitte Stiller
Portrait von Prof. Brigitte Stiller