Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
Ich (20) habe einen Single Ventricle und wurde als Kleinkind nach Fontan operiert. Im Großen und Ganzen hat mich mein Herzfehler nie wirklich eingeschränkt. Eine Spiroergometrie vor ungefähr einem Jahr hat ergeben, dass ich für meine Umstände gut belastbar bin. Ich habe nie besonders viel Sport gemacht, habe aber immer am Schulsport teilgenommen und gehe manchmal joggen, schwimmen oder Fußball spielen. Dabei habe ich natürlich gemerkt, dass ich nicht so leistungsfähig bin wie Gleichaltrige und manchmal Pausen einlegen muss. Das Joggen betreibe ich eher unregelmäßig: Es gibt Phasen, in denen ich gar nicht joggen gehe, andere, in denen ich einmal wöchentlich jogge, und wiederum andere, in denen die Häufigkeit variiert. Ich bin keine sehr schnelle und ausdauernde Joggerin, doch vor nicht mal einem Jahr konnte ich mit kleinen Gehpausen circa 45 Minuten laufen. Seit nun ein bis zwei Monaten, in denen ich vielleicht vier- bis sechsmal gejoggt bin, verspüre ich dabei schon nach wenigen Minuten Schmerzen und ein Enge- und Druckgefühl in der Brust. Zudem bekomme ich schlecht Luft und mir wird übel. Dieses Gefühl der Erschöpfung betrifft allerdings nicht die Beine. Dass ich so wenig Ausdauer habe, ist mir neu. In den Monaten davor habe ich weder mehr noch weniger Sport als sonst gemacht. Ich habe auch nicht zugenommen. Ich wüsste gerne, ob der Herzfehler etwas damit zu tun haben kann oder ob die Beschwerden in diesem Rahmen noch „normal“ sind. Soll ich mich dazu zwingen einfach weiter zu joggen oder soll ich auf den Schmerz in der Brust hören und eine Pause machen beziehungsweise aufhören? Zudem nehme ich wegen des Herzfehlers seit meiner Kindheit Marcumar 3 mg. Seit mehreren Jahren nehme ich auch die Pille Lamuna 20 (Gestagen/Östrogen). Vor ein paar Monaten war ich bei einer neuen Frauenärztin und diese sagte, Marcumar und Lamuna 20 seien keine gute Kombination. Sie hat mir empfohlen mit einem Kardiologen zu besprechen, ob eine östrogenfreie Pille nicht besser wäre. Wie schätzen Sie das ein? (Nora D., Mönchengladbach)
Expertenantwort:
Zunächst zum Sport: Die Belastungseinschränkung sollte auf jeden Fall ernst genommen werden und zu einem „Check-up“ bei Ihrem Kardiologen oder in einem EMAH-Zentrum führen. Dort sollte neben EKG, Langzeit-EKG, Echokardiographie, Sauerstoffsättigung und Analyse der Blutwerte auch eine Belastungsuntersuchung erfolgen (Spiroergometrie). In Abhängigkeit der Befunde kann unter Umständen ein Cardio-MRT oder eine Herzkatheter-Evaluierung sinnvoll sein. Das ist sehr abhängig davon, wann Sie diese Untersuchungen zuletzt hatten und was bei den ersten, nichtinvasiven Erhebungen herauskommt. Nur wenn das alles o. k. ist, sollten Sie gegen die Belastungsbeschwerden in kleinen stetigen Schritten durch Training angehen. Zur Pille: Ja, möglicherweise sollten Sie die Pille wechseln und ein Präparat einnehmen, das lediglich ein modernes Gestagen als Inhaltsstoff hat (ähnlich wie Minipillen). Die Thrombosegefahr ist damit geringer – allerdings auch die kontrazeptive Sicherheit. Hier sollten Sie sich nochmal genau von Ihrer Frauenärztin beraten lassen.
Expertin
Prof. Dr. med. Brigitte Stiller, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e. V., Ärztliche Direktorin in der Klinik für Angeborene Herzfehler und Pädiatrische Kardiologie im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Universitätsklinik Freiburg.