Sprechstundenfrage

Wann mit herzkrankem Kind über Verhütung sprechen?

Bei manch angeborenem Herzfehler kann eine Schwangerschaft ein Risiko darstellen, daher ist es ratsam das Gespräch zum Thema Verhütung zu suchen.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Als Mutter eines elfjährigen Mädchens mit hypoplastischem Linksherz wurde mir während einer Routineuntersuchung in der Klinik vom Arzt geraten, mit meiner Tochter über Verhütung zu sprechen. Eine ungewollte und ungeplante Schwangerschaft würde bei ihrem Herzfehler ein großes Risiko darstellen. Ist meine Tochter nicht noch etwas zu jung dafür? Haben Sie Empfehlungen, wann und wie ich dieses Thema ansprechen könnte? Welche Verhütungsmöglichkeiten kommen für meine Tochter überhaupt infrage? (Elke P.)

Expertenantwort:

Für eine junge Frau mit einem sogenannten hypoplastischen Linksherz-Syndrom, kurz HLHS,  stellt eine Schwangerschaft nach allgemeiner kardiologischer Auffassung tatsächlich ein hohes Risiko dar – sei es für die Mutter vonseiten des eigenen Herzens, aber auch für das Kind, beispielsweise aufgrund einer eventuell bedrohlichen Frühgeburt. Ungeplante oder gar ungewollte Schwangerschaften sollten daher in derartigen Fällen vermieden werden. Die Art einer zu wählenden Verhütung ist stark vom Einzelfall abhängig und sollte in einem individuellen gynäkologisch-kardiologischen Fachgespräch in einem Herzzentrum geklärt und an die Jugendliche frühzeitig weitergegeben werden. Um mit Ihrer jetzt elfjährigen Tochter über Sexualität, Schwangerschaft und Verhütung zu sprechen, ist es heutzutage in unserem Medienzeitalter auf keinen Fall zu früh. Das Vertrauensverhältnis zwischen Tochter und Mutter wird durch das Gespräch so gut wie immer gestärkt. Die Initiative dazu sollte von der Mutter ausgehen.  Ein nicht ungeeigneter Aufhänger in diesem Alter ist beispielsweise das Auftreten der ersten Regelblutungen bei der Tochter, aber auch Hochzeiten im Familien- oder Bekanntenkreis mit einem Gespräch darüber, was alles mit so einem Ereignis zusammenhängen wird. Nach meiner langen Erfahrung mit diesem Thema wird Ihnen Ihre Tochter danken, dass sie „endlich“ mit Ihnen darüber reden kann.

Experte

Prof. Dr. med. Herbert E. Ulmer
Prof. Ulmer