Sprechstundenfrage

VSD-Operation im ersten oder zweiten Lebensjahr?

Erfahren Sie, warum das Alter des Kindes für diesen Eingriff heutzutage nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Unser Sohn hat einen Ventrikelseptumdefekt (VSD). Dieses Loch in der Kammerscheidewand ist nach Angabe der Ärztinnen und Ärzte hämodynamisch relevant und sollte daher korrigiert werden. Allerdings gibt es unterschiedliche Aussagen zum Operationszeitpunkt: Manche empfehlen das erste, andere das zweite Lebensjahr. Unsere Fragen: Ist das Risiko, dass durch den operativen Verschluss des Defekts ein AV-Block entsteht, im zweiten Lebensjahr geringer? Welche Erfahrungen gibt es mit Kathetermethoden, z. B. mit Schirmchen?  (Gunda und Uwe K., Verden/Aller)

Expertenantwort:

Da der VSD bei Ihrem kleinen Sohn als „hämodynamisch relevant“ eingestuft wird, ist eine klare Indikation für einen Verschluss des Defekts gegeben. Heute spielt das Alter des Kindes für diesen Eingriff glücklicherweise nur noch eine untergeordnete Rolle, denn das Operationsrisiko ist im ersten und zweiten Lebensjahr praktisch als gleich anzusehen. Ein operationsbedingter AV-Block tritt heute unabhängig vom Alter erfreulicherweise ebenfalls nur noch selten auf, wenn es sich um einen isolierten VSD ohne weitere Fehlbildungen handelt. Zu bedenken ist jedoch, dass ein VSD das Herz belastet und die Lungengefäße stärker als normal durchblutet werden. Ein früher Verschluss des Defekts ermöglicht den Kindern daher, dass sie sich nach dem Eingriff körperlich besser entwickeln. Der sog. interventionelle Verschluss eines Ventrikelseptumdefekts mittels Schirmchen oder Spiralen ist – anders als bei bestimmten Defekten im Vorhofseptum – noch kein Routineverfahren und wird, falls überhaupt, eher bei größeren Kindern erwogen. Ausreichende Langzeiterfahrungen in größerem Umfang liegen hierüber noch nicht vor. Abhängig von der Position des VSD ist das Risiko für einen AV-Block nach einem interventionellen Verschluss höher anzusetzen als bei einer operativen Korrektur.

Experte

Prof. Dr. med. Herbert E. Ulmer
Prof. Ulmer