Blutdruckwerte bei Frauen
Im Grunde funktioniert das Herz-Kreislauf-System bei Männern und Frauen auf die gleiche Weise. Allerdings gibt es biologische Unterschiede bei den Geschlechtern, die sich auch beim Blutdruck zeigen. So haben Frauen zum Beispiel lange Zeit ihres Lebens einen niedrigeren Blutdruck im Vergleich zu Männern. Erst im Alter ab 65 Jahren leiden Frauen genauso häufig an hohem Blutdruck wie Männer. In den Leitlinien werden die Blutdruckgrenzwerte aktuell für beide Geschlechter gleich definiert. Das bedeutet, Blutdruckwerte von 120/80 gelten bei einem Erwachsenen als ideal. Bluthochdruck (Hypertonie) beginnt bei Werten über 140/90 mmHg.
Wahrscheinlichkeit von Bluthochdruck nimmt ab den Wechseljahren zu
Frauen unter 50 Jahren sind deutlich seltener von Bluthochdruck betroffen als Männer. Mit zunehmendem Lebensalter, insbesondere nach den Wechseljahren steigt jedoch der Anteil der Frauen mit Bluthochdruck. „Wenn Frauen in die Wechseljahre kommen, verdoppelt sich ihr Risiko einen Bluthochdruck zu entwickeln. Mehr als die Hälfte von Ihnen entwickelt in den ersten Jahren nach der Menopause eine Hypertonie.“, so Dr. Christa M. Bongarth, Chefärztin Kardiologie in der Klinik Höhenried, Rehabilitationszentrum am Starnberger See. Ursache dafür sind vor allem die Veränderungen der Sexualhormone in den Wechseljahren. Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen wirken blutdrucksenkend und verhindern Umbauprozesse in den Gefäßen und schützen so vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ab 50 Jahren – oder auch schon etwas früher – sinkt jedoch die Östrogenproduktion allmählich. Die blutdrucksenkende Wirkung lässt zunehmend nach. Gleichzeitig steigt der Spiegel des Hormons Testosteron. Das führt unter anderem dazu, dass Frauen verstärkt in der Bauchregion Fett einlagern. Doch genau dieses Bauchfett birgt eine Gefahr: Es produziert selbst Hormone, die nicht nur den Appetit anregen und damit dafür sorgen, dass Frauen zunehmen. Diese Hormone lassen auch den Blutdruck steigen. Ängste und negativer Stress, die mit den Wechseljahren verbunden sind, können zusätzlich die Blutdruckwerte ungünstig beeinflussen.
Eine Hormonersatztherapie soll die mit den Wechseljahren einhergehenden Beschwerden mildern. Präparate, die in der Menopause verwendet werden, erhalten in der Regel Östrogene. Anders als bei der zur hormonellen Verhütung eingesetzten Pille führt die Hormonersatztherapie nicht zu einem bedeutsamen Blutdruckanstieg bei Frauen, die in den Wechseljahren sind und deren Blutdruck normal ist. Und auch bei Frauen mit Bluthochdruck, die in den Wechseljahren sind, ist kein bedeutsamer Blutdruckanstieg zu befürchten. Im Gegenteil: Eine Hormonersatztherapie kann sogar einen positiven Einfluss auf den Blutdruck haben. Sollte es also Gründe für eine solche Therapie geben, stellt ein schon vorhandener Bluthochdruck keinen Grund dar, sie nicht zu verordnen. Grundsätzlich sollten Hormone jedoch nie unkritisch zur Prophylaxe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Menopause eingesetzt werden. Dies sollte immer genau mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Was sollten Frauen, die an Bluthochdruck leiden, beachten?
Da Bluthochdruck zunächst keine Beschwerden verursacht, wissen viele Menschen nichts von Ihrer Erkrankung – das gilt auch für Frauen. Zumal sie bis zu den Wechseljahren eher niedrigere Werte aufweisen. Ein nicht oder nicht ausreichend behandelter Bluthochdruck bei Frauen ist – wie bei Männern – einer der gefährlichsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt und andere schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse. Und doch wird er oft erst entdeckt, wenn schon Herz, Gehirn, Niere oder andere Organe geschädigt sind. Eine im Jahr 2017 veröffentlichte amerikanische Studie stellte zudem fest, dass das Risiko für Frauen, ein schweres Herz-Kreislauf-Ereignis zu erleiden, für jede Erhöhung des systolischen (oberen) Blutdruckwertes um 10mmHg deutlich höher ist als bei Männern mit dem gleichen Blutdruckanstieg. Deshalb empfehlen Ärzte und Ärztinnen Frauen ab dem 45. Lebensjahr den Blutdruck zweimal im Jahr beim Arzt kontrollieren zu lassen oder regelmäßig selbst zu Hause zu messen. Vorbeugend sollten Frauen, gerade im mittleren Lebensalter, folgende Schutzfaktoren berücksichtigen, um den Blutdruck zu senken:
- ein normales Körpergewicht anstreben,
- körperlich aktiv sein,
- sich salzarm und gesund mit viel Obst, Gemüse, wenig Fleisch, Fett und Zucker ernähren
- auf Alkohol und Zigaretten verzichten.
Wichtig: Frauen, die in der Schwangerschaft Bluthochdruck entwickelt hatten oder gar eine Präeklampsie, haben ein höheres Risiko für Bluthochdruck und Herzkrankheiten in ihrem späteren Leben oder für einen Schlaganfall. Diese Frauen sollten ganz besonders auf einen gesunden Lebensstil achten und sich regelmäßig (mindestens jährlich) vom Hausarzt untersuchen lassen.
Frauen & Bluthochdruck - Behandlung
„Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden bei Frauen insgesamt noch immer zu selten diagnostiziert und noch immer nicht effektiv genug behandelt“, bedauert Dr. Bongarth. Wie Bluthochdruck entsteht und wie er am besten behandelt werden kann, ist bei Frauen deutlich weniger erforscht als bei Männern. Hinzu kommt, dass Frauen bislang nur sehr unzureichend oder überhaupt nicht in klinische Studien einbezogen werden. Dabei ist fundiertes Wissen über geschlechtsspezifische Unterschiede unter anderem für die Therapie bedeutsam. Bei Bluthochdruck zum Beispiel stehen für Frauen und Männer grundsätzlich dieselben Medikamente zur Blutdrucksenkung zur Verfügung. Doch mittlerweile ist bekannt, dass Wirkung und Nebenwirkungen sich je nach Geschlecht unterscheiden können. Diverse Medikamentengruppen – darunter einige Kalziumantagonisten, manche Betablocker, Diuretika und ACE-Hemmer – führen bei Frauen häufiger zu Nebenwirkungen. Der Reizhusten, der eine typische Nebenwirkung der ACE-Hemmer ist, tritt zum Beispiel bei Frau deutlicher häufiger auf als bei Männern. Viele Frauen kommen bei der Bluthochdruck-Therapie mit Betablockern wiederum auch mit niedrigeren Dosen aus.
Herz-Tipp:
Fragen Sie Ihren Arzt, ob vielleicht für Frauen eine spezielle Dosierung des blutdrucksenkenden Medikamentes angeraten ist. Wichtig: Ändern Sie die Medikamentendosis bei Nebenwirkungen nicht eigenhändig. Halten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
Bluthochdruck in der Schwangerschaft
Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist der Hauptgrund für Erkrankung als auch Sterblichkeit sowohl der Mutter als auch des ungeborenen oder neugeborenen Kindes. Manche Schwangere hat schon vor ihrer Schwangerschaft einen Bluthochdruck, der sich möglicherweise während der Schwangerschaft verschlechtert. Andere entwickeln erst während der Schwangerschaft einen Bluthochdruck. Es kann dadurch beim Kind zu Wachstumsstörungen, Frühgeburt oder Fruchttod kommen, bei der Mutter zu einem vorzeitigen Ablösen der Plazenta (Mutterkuchen), zu Schlaganfall und Organversagen oder einer schweren Blutgerinnungsstörung im Rahmen einer Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie). Davon betroffen sind vor allem Erstgebärende, Vielgebärende und Frauen mit Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Nierenerkrankungen, vorbestehendem Bluthochdruck und dem sogenannten Antiphospholipidsyndrom, einer Erkrankung, bei der die Blutgerinnung gestört ist. Natürlich kann ein Bluthochdruck auch ohne Komplikationen bleiben. Zur Sicherheit sollten aber Frauen mit Bluthochdruck in der Schwangerschaft und Frauen, die gefährdet sind, einen Bluthochdruck zu entwickeln, immer engmaschig ärztlich betreut und je nach Höhe des Blutdruckes auch medikamentös behandelt werden. Dabei ist zu beachten, dass einige übliche Bluthochdruckmedikamente, beispielsweise ACE-Hemmer oder Sartane, in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden dürfen, weil sie fruchtschädigend wirken können.
Bluthochdruckwerte in der Schwangerschaft
Von Bluthochdruck in der Schwangerschaft spricht man bei einem oberen (systolischen) Blutdruckwert ab 140 mmHg und einem unteren (diastolischen) Wert ab 90 mmHg. Bei Schwangeren gilt als milder Bluthochdruck Werte von systolisch 140 bis 159 mmHg und diastolisch 90 bis109 mmHg, schwerer Bluthochdruck beginnt ab Werten von 160/110 mmHg.
Die Pille und Bluthochdruck
Frauen, die orale Kontrazeptiva, „die Pille“, zur Verhütung einnehmen, sollten ihren Blutdruck vor der ersten Einnahme und während der Einnahme regelmäßig kontrollieren: Präparate, die eine Kombination der Hormone Östrogen und Progesteron enthalten, können zu einem geringen, aber dennoch bedeutsamen Blutdruckanstieg führen. Rund fünf Prozent der Frauen, die solche Präparate einnehmen, sind davon betroffen. Bei Frauen, die die Pille einnehmen und übergewichtig sind, steigt das Risiko für Bluthochdruck sogar um das Zwei- bis Dreifache. Frauen, die einen vorbestehenden Bluthochdruck und zudem noch weitere Herz-Kreislauf-Risikofaktoren haben – etwa Rauchen oder Übergewicht – sollten keine oralen Kontrazeptiva einnehmen, sondern andere Verhütungsmethoden verwenden.
Ausblick: Mehr Forschung notwendig
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit, die Frauen und Männer betrifft. Wie der Bluthochdruck entsteht und wie er am besten behandelt werden kann, ist jedoch bei Frauen deutlich weniger erforscht als bei Männern. Weitere klinische Forschung ist erforderlich, um mögliche Geschlechterunterschiede bei der Entstehung, im Verlauf und der Therapie des Bluthochdruckes zu verstehen und eine geschlechtsspezifische Therapie zu ermöglichen.
Expertin
Dr. Christa M. Bongarth ist Ärztliche Direktorin und Chefärztin Kardiologie in der Klinik Höhenried, Rehabilitationszentrum am Starnberger See.
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Bluthochdruck
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Guten Tag.
Mich würde interessieren, ob es zu diesem Thema eine WhatsApp Gruppe gibt, zum Austausch mit anderen Betroffenen Frauen.
Das würde mir sehr helfen.
Vielen Dank!
Hallo Frau Briegel,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Es freut uns, dass Sie Interesse an den Angeboten der Herzstiftung haben. Bezüglich WhatsApp-Gruppen müssen wir mitteilen, dass die Herzstiftung keine solchen Gruppen anbietet.
Jedoch möchten wir Ihnen gerne alternative Möglichkeiten aufzeigen. Auf unserer Webseite finden Sie eine umfassende Liste mit allen Selbsthilfegruppen. Dort können Sie nach Herzenslust stöbern und eine Gruppe finden, die Ihren individuellen Bedürfnissen entspricht.
Des Weiteren wurde das Angebot um Online-Selbsthilfegruppen erweitert. Diese ermöglichen es Menschen, sich auch virtuell auszutauschen und gegenseitige Unterstützung zu finden. Dabei können Sie bequem von zu Hause aus teilnehmen und dennoch von den Vorteilen einer Selbsthilfegruppe profitieren.
Wir hoffen, dass Ihnen diese Informationen weiterhelfen und Sie eine passende Selbsthilfegruppe finden, um Ihre Bedürfnisse und Anliegen zu adressieren. Sollten Sie weitere Fragen haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Viele Grüße
Ihre Deutsche Herzstiftung