Eine Demenz noch vor dem 65. Lebensjahr beeinträchtigt erheblich die Lebensqualität Betroffener und die ihrer Angehörigen. Unter anderem wird vermutet, dass die Folgen eines ungesunden Lebensstils früh zur Demenz führen können. Seit langem bereits bekannt ist, dass Menschen mit metabolischem Syndrom gehäuft eine Gefäßverkalkung (Atherosklerose) bekommen. Dadurch werden viele wichtige Organe geschädigt – außer dem Herzen, den Gefäßen und Nieren auch das Gehirn.
Kritische Kombination von Risikofaktoren
Unklar war bislang, ob das metabolische Syndrom eine Demenz mit frühem Erkrankungsbeginn (Young-onset dementia, YOD) begünstigt, also mit Symptomen noch vor Ende des Erwerbslebens. International wird diese Grenze beim 65. Lebensjahr gesetzt.
Im Rahmen eines landesweiten Gesundheitsprojekts bei Versicherten der nationalen Krankenversicherung in Südkorea haben Forscher die Gesundheitsdaten von fast zwei Millionen Menschen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren ausgewertet. Diese wurden im Durchschnitt knapp acht Jahre nachbeobachtet oder bis sie 65 Jahren alt waren. Die Forscher schauten dabei besonders nach Patienten mit metabolischem Syndrom.
Unter einem metabolischen Syndrom wird das kombinierte Auftreten von deutlichem Übergewicht (Adipositas), hohem Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen und hohem Blutzucker/Typ-2-Diabetes verstanden
Vermehrt vaskuläre Demenzen
Das Ergebnis war deutlich. Insgesamt mehr als 8900 der Krankenversicherten entwickelten die Symptome einer Demenz (0,45 %). Bei jenen mit metabolischem Syndrom war das Risiko für eine frühe Demenz im Vergleich zu jenen ohne diese Risikokonstellation um 24 Prozent erhöht.
Dabei handelte es sich vor allem um vaskuläre Demenzen, also solche, die sich überwiegend auf Gefäßverkalkung zurückführen lassen. Speziell hierfür war das Risiko um 21 Prozent erhöht, wenn ein metabolisches Syndrom vorlag. Aber auch Alzheimer-Demenzen traten bei Risikopatienten in relativ jungem Alter gehäuft auf.
Gesunder Lebensstil schützt
Die Wissenschaftler sehen sich durch die Ergebnisse bestätigt, dass auch ein metabolisches Syndrom, also die Kombination mehrerer Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit verbunden ist, eine Demenz zu bekommen. Und zwar bereits in relativ jungen Jahren (Symptome vor dem 65. Lebensjahr).
Das ist angesichts der zunehmenden Zahl von Diabetespatienten – auch in Deutschland – sowie der zunehmenden Zahl von Menschen mit Übergewicht und Adipositas eine schlechte Nachricht. Eine rechtzeitige Therapie könnte jedoch das Risiko für eine frühe Demenz vermindern, vermuten die Forscher. Dazu gehören die adäquate Senkung des Blutdrucks, des Blutzuckers und bestimmter Blutfettwerte.
Noch besser wäre es aber, mit einem gesunden Lebensstil diesen Krankheiten vorzubeugen, so dass gar nicht erst ein metabolisches Syndrom auftritt. Denn dann ist die Chance hoch, dass man bis ins hohe Alter geistig wie körperlich fit bleibt.
Lee JY et al. Neurology 2025; 104(10:e213599.doi: 10.1212/WNL.0000000000213599
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
