Kann grüner Tee das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern? Diese Frage steht heute im Mittelpunkt unserer medizinischen Sprechstunde. Wie ist der momentane Stand der Forschung und wie viele Tassen Tee haben welche Wirkung bei Herzinfarkt-Patienten?
Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
Ich trinke seit sechs Wochen auf Empfehlung meines Kardiologen täglich etwa einen Liter grünen Tee. Er hat jetzt festgestellt, dass sich die Auswurffraktion des Herzmuskels von 20-25 % auf 45 % verbessert hat. Gleichzeitig hat sich der Bluthochdruck normalisiert und liegt im Normalbereich von 110/60 mmHg. Die Medikation des Bluthochdruckmittels Ramipril 5 mg morgens und abends habe ich auf die Hälfte reduzieren können. Ich weiß, dass die Universitätsklinik Heidelberg eine Studie über grünen Tee macht. Meine Frage ist: Wie können die Inhaltsstoffe von grünem Tee die Herzkrankheit positiv beeinflussen? (Jutta P., Delmenhorst)
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Experten-Antwort:
Sie fragen nach der Wirkung, die grüner Tee auf die koronare Herzkrankheit hat. Kurzfristiger und langfristiger Konsum von schwarzem Tee hat eine günstige Wirkung auf die Funktion der Innenauskleidung der Arterien (Endothel).
Diese Wirkung wird jedoch durch die Zugabe von Milch wieder zunichte gemacht. Nach einem Herzinfarkt beeinflusst der Teekonsum die Sterberate günstig. Dabei sind mehr als 14 Tassen pro Woche besser als weniger als 14 Tassen Tee (Duffy et al., Circulation 2001, 104: 151–156 sowie Mukamal, Circulation 2002, 105: 2476–81).
Welche Wirkung hat grüner Tee auf die koronare Herzkrankheit?
Grüner Tee wirkt sich bei Männern eventuell günstig auf das Schlaganfallrisiko aus, bei Frauen ist die Beweislage zu dieser Wirkung sogar etwas besser. Auf die koronare Herzkrankheit hat grüner Tee jedoch nach den vorliegenden Studien, die allerdings vorwiegend in Japan durchgeführt wurden, keine wesentliche Wirkung. Der Herzinfarkt ist in Japan jedoch deutlich seltener als der Schlaganfall, sodass die fehlenden Befunde nicht ausschließen, dass auch grüner Tee einen günstigen Einfluss haben kann.
Verbesserung der Pumpfunktion des Herzens?
Dass grüner Tee in dem von Ihnen genannten Umfang die Pumpfunktion des Herzens bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung verbessert, ist bislang meines Wissens jedoch noch nicht beschrieben worden.
Grüner Tee bei Herzamyloidose
Die Heidelberger Studie, von der Sie sprechen, ist noch nicht abgeschlossen. Sie betrifft auch nur Patienten mit einer Herzamyloidose, bei denen diese Erkrankung zu Herzschwäche führt. Dennoch – wenn es unter dem Genuss von grünem Tee bei Ihnen zu einer solchen Verbesserung gekommen ist: Bleiben Sie dabei!
Experte
Prof. Dr. med. Helmut Gohlke, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und emeritierter Chefarzt der Abt. Klinische Kardiologie II im Herz-Zentrum Bad Krozingen. Zu seinen Schwerpunkten zählt insbesondere die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Habe einen allgemeinen Blutdruck 230/151. Trinke jeden Tag ein bis zwei Liter grünen Tee. Dazu noch Blutdrucksenker 240 mg morgens und abends. Mir wurde geraten den grünen Tee weg zu lassen, damit der Blutdruck sich wieder normalisiert. Habe auch schon Nitro und Blocker bekommen. Hat sich nichts getan.
Ich trinke seit mehreren Jahren selbst täglich 1/2 l grünen Tee und habe sowohl einen super Blutdruck, eine gute Herzleistung und treibe viel Ausdauer- und Kraftsport. Meine familiäre Vorbelastung ist nicht gerade rosig mit mehreren Schlaganfällen meiner Mutter und Brüder mit Herzinfarkten und Schlaganfällen. Ich selbst bin jetzt 75 Jahre alt, bin mit 60 einen Marathon gelaufen und jogge noch heute mind. 1 x pro Woche 1 Stunde.
Da ich selbst täglich Grüntee trinke, freue ich mich als Herzpatientin sehr über diese Einschätzung!