Sprechstundenfrage

Was tun, wenn das Kind nach erfolgreicher Herz-OP schlecht isst und trinkt?

Nach einer OP reagieren manche Patienten mit einer Veränderung des Essverhaltens. Helfen können osteopathische Maßnahmen und ein stressfreier Umgang.

Bei einem einjährigen Kind mit erfolgreich korrigierter Fallot’scher Tetralogie tritt nach der Herzoperation eine Ess- und Trinkschwäche auf. Das dadurch entstandene Untergewicht beunruhigt die Eltern. Doch dass durch notwendige Maßnahmen während der OP Veränderung des Essverhaltens entstehen, ist gar nicht so selten. Unsere Expertin erläutert, wie die Essblockaden gelöst werden können.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut

Unsere 15 Monate alte Tochter wurde mit einer Fallot’schen Tetralogie geboren. Diese ist mittlerweile operativ korrigiert worden. Allerdings hat sie, vor allem auch seit der Operation, eine Trink- und Essschwäche und deshalb auch Untergewicht. Wie können wir unserem Töchterchen helfen? (Elvira und Lukas F., Regensburg)

Antwort der Expertin

Sehr sensible Patienten reagieren auf die im Rahmen einer Operation notwendigen Maßnahmen wie Beatmungstubus (flexibler Schlauch aus Kunststoff, der in die Luftröhre geführt wird), Magensonde oder Medikamente mit einer Veränderung ihres Essverhaltens. Teilweise schmeckt die Nahrung anders, teilweise sind es Wahrnehmungsstörungen mit Globusgefühl (Fremdkörpergefühl) im Rachen. Diese Problematik ist gar nicht so selten nach Herzoperationen. Wenn sie sehr ausgeprägt ist, bleibt manchmal nur eine Nahrungszufuhr per Sonde. Große Erfolge können auch mit osteopathischen Maßnahmen erzielt werden, da sollten Sie sich beraten lassen. Musste eine Ernährungssonde gesetzt werden, kann man im Verlauf dann ein Sondenentwöhnungsprogramm in Anspruch nehmen, das sowohl elektronisch als „Fernkurstherapie“ als auch in Kliniken und Rehaeinrichtungen im Angebot ist. 

Generell sollte bis zur Lösung des Problems alles angeboten werden, was das Kind mag, auch wenn es mal nicht so gesunde Nahrungsmittel sind. Der „stressfreie“ Umgang mit der Essstörung durch die Eltern trägt wesentlich zur Besserung bei. Wenn Ihre Tochter die Probleme auch vor der Operation schon hatte, dann können diese natürlich auch im Rahmen der Herzerkrankung auftreten, wenn das Herz sich sehr anstrengen musste, um dem Körper die ausreichende Menge Energie zu liefern. Das sollte sich im Laufe der Zeit aber wieder bessern. 

Manche Herzfehler haben eine genetische Ursache und auch diese kann sich im Sinne einer Essstörung darstellen. Die Sozialisierung mit anderen Kindern kann ebenfalls einen großen Einfluss haben. Gelegentlich hilft es, den betroffenen kleinen Patienten mit anderen Kindern zusammenzubringen, die „normal“ essen. Auf diese Weise können sich Essblockaden lösen.

Expertin

Prof. Dr. med. Ina Michel-Behnke
Univ. Prof. Dr. Ina Michel-Behnke,  Leiterin Klin. Abtlg. Päd. Kardiologie