Es ist bekannt, dass Alkoholkonsum den Blutdruck erhöht. Weniger eindeutig ist, ob sich die alkoholhaltigen Getränke in ihrer blutdrucksteigernden Wirkung unterscheiden. Diese Frage wurde in einer kürzlich publizierten Arbeit aus Dänemark untersucht.
Bei über 104.000 Dänen beiderlei Geschlechts zwischen dem 20. und 100. Lebensjahr wurden dazu die alkoholischen Trinkgewohnheiten mit einem Fragebogen erfasst. Die Blutdruckwerte wurden mit einem automatischen digitalen Blutdruckmessgerät gemessen.
Die Trinkgewohnheiten waren sehr heterogen:
- mehr als 70 Prozent der Teilnehmer tranken mehr als einen Typ von Alkohol,
- zwölf Prozent tranken ausschließlich Rotwein,
- rund fünf Prozent nur Bier,
- rund zwei Prozent nur Weißwein,
- und ein Prozent hochprozentige Alkoholika.
Bei der Datenanalyse fanden die Wissenschaftler zwischen den getrunkenen Mengen Alkohol sowie dem systolischen und diastolischen Blutdruck eine eindeutige Dosis-Wirkungs-Beziehung. So nahmen proportional zur Gesamtzahl der Drinks pro Woche auch die Blutdruckwerte zu. Bei Menschen mit hohem Alkoholkonsum (mehr als 35 Drinks pro Woche) nahmen der systolische und diastolische Blutdruck deutlich stärker (11 bzw. 7 mmHg) zu als bei Menschen mit niedrigem Alkoholkonsum (ein bis zwei Drinks pro Woche).
Alkohol erhöht dosisabhängig den Blutdruck: Auch Rotwein betroffen
Für jedes Getränk pro Woche stieg der systolische Blutdruck im Durchschnitt um 0,15-0,17 mmHg und der diastolische Wert um 0,08-0,15 mmHg. Die Effekte waren bei Frauen und bei Personen unter 60 Jahren etwas größer.
Ein Unterschied zwischen der Art des konsumierten Alkohols und dem Effekt auf den Blutdruck ließ sich hingegen nicht feststellen. Der Konsum von Alkohol steigert somit offenbar dosisabhängig den Blutdruck – unabhängig davon, in welcher Form er getrunken wird. Da macht auch der Rotwein keine Ausnahme, wie vielleicht mancher Genießer gehofft hat.
- Type of Alcohol and Blood Pressure; American Journal of Medicine; https://doi.org/10.1016/j.amjmed.2024.05.001
Experte
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.