News

Herzinfarkt-Risiko 30 Jahre im Voraus erkennen

Eine einzige Messung von drei Blutwerten kann bei Frauen offenbar einen verlässlichen Hinweis auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko geben.

Die kombinierte Bestimmung der drei Marker CRP (C-reaktives Protein), LDL-Cholesterin und Lipoprotein(a) könnte bei Frauen hilfreich sein, das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis wie einen Herzinfarkt über die nächsten 30 Jahre zu bestimmen. Das lässt sich aus den Daten einer Langzeitstudie mit anfänglich gesunden amerikanischen Frauen interpretieren.

Um den Herzschutz bei Frauen zu verbessern, haben Forscher die Ausgangswerte von drei wichtigen Biomarkern im Blut gemessen: für das entzündungsbedingte Herzrisiko das CRP und für das lipidbedingte Risiko den LDL- und den Lp(a)-Wert. An der Studie nahmen fast 28.000 ursprünglich gesunde US-amerikanische Frauen aus Gesundheitsberufen teil (Durchschnittsalter 55 Jahre; 94 % Weiße). 

Sie wurden dann 30 Jahre lang beobachtet. Während dieser Zeit wurde erfasst, ob und wann ein erstes schwerwiegendes unerwünschtes kardiovaskuläres Ereignis auftrat (Herzinfarkt, koronare Revaskularisation, Schlaganfall oder kardiovaskulärer Tod).

Erhöhtes Risiko bei hohen LDL-, Lp(a)- und CRP-Werten

Im Nachbeobachtungszeitraum traten 3662 solcher Ereignisse auf. Die Auswertung der Daten ergab, dass steigende Werte von CRP, LDL und Lp(a) ein erstes schwerwiegendes unerwünschtes kardiovaskuläres Ereignis prognostizierten. Das war auch nach Berücksichtigung des Alters und anderer Gesundheitsrisiken der Fall.

Frauen aus der Gruppe mit den höchsten Werten hatten auch das höchste Risiko für Herz und Gefäße. Jeder Biomarker trug unabhängig voneinander zum kardiovaskulären Risiko bei.

Studienergebnisse wohl auch gültig für Allgemeinbevölkerung

Fazit: Obwohl es sich bei den Teilnehmern um eine ausgewählte Gruppe vorwiegend weißer US-amerikanischer Frauen in Gesundheitsberufen handelte, sind die Ergebnisse vermutlich allgemeiner anwendbar, auch auf Männer, da andere Studien bereits ähnliches ergeben haben. Es scheint also Sinn zu machen, sich in der Atherosklerose-Prävention auf LDL-Cholesterin und Entzündungen zu fokussieren – zumal LDL und CRP leicht zu bestimmen sind –, um das kardiovaskuläre Risikos bei Patienten zu reduzieren. Medikamentös lässt sich das mit Statinen und Colchicin erreichen. Letzteres wird auch in den neuen ESC-Leitlinien zur chronischen KHK (2024) empfohlen, ist allerdings dazu bisher nur in den USA zugelassen. Ob sich Lp(a) medikamentös reduzieren lässt, werden noch laufende Studien zeigen müssen.

Inflammation, cholesterol, lipoprotein(a), and 30-year cardiovascular outcomes in women. N Engl J Med 2024; https://doi.org/10.1056/NEJMoa2405182

Experte

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz
Portrait von Prof. Thomas Meinertz

weiter lesen

  1. Wird beim Arzt Blut abgenommen, verraten die Laborwerte viel über die Gesundheit. Diese Blutwerte, die wichtig fürs Herz sind, sollten Sie kennen.
  2. Erfahren Sie alles zum Cholesterin, wann es zum Risiko wird und was Sie dagegen tun können.
  3. Hier lesen Sie eine Auswahl an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Studien, von Kongressen und Expertentagungen zum Thema Herzerkrankungen.