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Erhöht eine Schwangerschafts-Depression das Herz-Risiko?

Etwa jede fünfte Frau erlebt in der Schwangerschaft oder unmittelbar nachher eine Depression (peripartale Depression) – offenbar mit Folgen fürs Herz.

Depressionen stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Entstehen oder der Verschlechterung einer Herzerkrankung. In einer großen Studie wurde nun bei einer besonderen Gruppe geprüft, ob sich dieser Zusammenhang mit der kardiovaskulären Gesundheit bestätigt.

Dazu wurden aus dem zentralen schwedischen Geburtenregister, in dem alle Geburten in Schweden erfasst werden, Daten von etwa 55.000 Frauen mit peripartaler Depression – also einer Depression in oder unmittelbar nach der Schwangerschaft – erfasst und mit denen von Frauen verglichen, die im gleichen Zeitraum entbunden hatten, aber keine Zeichen einer Depression entwickelten. Der Beobachtungszeitraum nach der Geburt lag zwischen fünf und 20 Jahren.

Starker Zusammenhang mit Herzerkrankungen

Die Forscher ermittelten, dass sich bei 6,4 Prozent der Patientinnen mit peripartaler Depression im Verlauf der Zeit eine kardiovaskuläre Erkrankung entwickelte. Bei Patientinnen ohne Depression war dies hingegen sehr viel seltener der Fall (3,7%). Rechnerisch entsprach dies einer Risikozunahme:

  • für hohen Blutdruck um 50 Prozent,
  • für eine koronare Herzkrankheit um 37 Prozent und
  • für eine Herzschwäche um 36 Prozent.

Nach den Ergebnissen dieser umfangreichen und sorgfältig durchgeführten Langzeit-Studie sollte die peripartale Depression als ein neuer kardiovaskulärer Risikofaktor eingestuft werden. Unklar bleibt allerdings, weshalb eine peripartale Depression das kardiovaskuläre Risiko erhöht. Und ebenso offen bleibt die Antwort auf die Frage, ob eine effektive Therapie der peripartalen Depression das kardiovaskulären Risiko verringern kann.

Perinatal depression and risk of maternal cardiovascular disease: a Swedish nationwide study”, by Donghao Lu et al. European Heart Journal. doi: 10.1093/eurheartj/ehae170

Experte

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz
Portrait von Prof. Thomas Meinertz