Bereits seit längerem ist bekannt, dass psychosozialer Stress das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht. Doch gilt das auch für die häufigste Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern? Dieser Frage sind Forscher aus Kanada in einer Studie nachgegangen. Dazu haben die Wissenschaftler nahezu 6000 Büroangestellte (jeweils etwa zur Hälfte Frauen und Männer), die noch keine Herzkrankheit hatten, ausgewählt.
Belastung im Job per Fragebögen ermittelt
Über die folgenden Jahre wurde dann kontrolliert, ob Vorhofflimmern auftrat. Begleitend wurde die psychische Belastung am Arbeitsplatz auf verschiedene Weise über Fragebögen erfasst: Zum einen als sogenannter Job Strain - das ist ein hohes Arbeitspensum plus Zeitdruck kombiniert mit geringen eigenen Entscheidungskompetenzen - und zum anderen als Missverhältnis zwischen Anstrengung und Belohnung.
Die während der Beobachtungszeit auftretenden Episoden von Vorhof flimmern wurden über den gesamten Zeitraum quantitativ erfasst. Andere Ursachen für das Auftreten von Vorhof flimmern wurden bei der abschließenden Analyse mitberücksichtigt.
Stress verdoppelte das Risiko für Vorhofflimmern
Während des Beobachtungszeitraums von im Mittel 18 Jahren traten insgesamt 186 Episoden von Vorhofflimmern auf. Es zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit von Vorhofflimmern bei Angestellten, die unter erheblichem psychischem Stress standen, fast verdoppelt war (um 83 % erhöht) im Vergleich zu denjenigen, bei denen dieser Stressor nicht zum Tragen kam. Bei den Angestellten, bei denen ein Missverhältnis von Anstrengung und Belohnung dominierte, war das Risiko um 44 Prozent erhöht. Am stärksten erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit aber bei Angestellten, die beiden Belastungsformen ausgesetzt waren - nämlich um 97 Prozent.
Schlussfolgerung: Das Ergebnis dieser Studie bestätigt, dass auch psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz - sowohl eine hohe Arbeitsbelastung an sich als auch die Dysbalance von Anstrengung und Belohnung – zum Entstehen von Vorhofflimmern beitragen können als eigenständiger Risikofaktor. Bei Angestellten über 60 Jahren war dieser Effekt sogar nochmals etwas stärker erkennbar.
Journal of the American Heart Association, 2024; DOI: 10.1161/JAHA.123.03241
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
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Zurück in den Takt: Vorhofflimmern (2022)
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