(Frankfurt a. M., 05. Mai 2022) Was für viele Menschen „mehr Freiheit“ bedeutet, kann für Menschen mit Vorerkrankungen, wie zum Beispiel mit einem angeborenen Herzfehler, mehr Einschränkungen mit sich bringen. Denn für sie war und ist die Maske sowie das Einhalten des Abstandes ein wichtiger Schutz vor einer Corona-Infektion, die für sie lebensbedrohlich sein könnte.
Die meisten Corona-Maßnahmen wurden bereits aufgehoben, auch die Maskenpflicht in vielen wichtigen Lebensbereichen wie beispielsweise Einkaufszentren, Supermärkten und Schulen. Die Infektionszahlen sind weiterhin hoch, das Risiko sich anzustecken ebenso. „Für Risikogruppen kann die Maske lebenswichtig sein. Nicht nur, dass sie selbst eine Maske tragen und Abstand halten, sondern auch ihr nahes Umfeld wie Familienangehörige, Lehrer, Mitschüler und Arbeitskollegen“, sagt Kai Rüenbrink, Sprecher des ABAHF.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) spricht von vulnerablen Gruppen, wenn die Betroffenen ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 haben. Das betrifft zum einen Ältere, aber auch viele Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen. Dazu zählen etwa Patienten mit schweren angeborenen Herzfehlern, Lungenerkrankungen oder Krebs, aber auch mit Immunschwäche, angeboren oder verursacht durch Immunsuppressiva, die das Immunsystem herabsetzen.
Die Maskenpflicht insbesondere in Geschäften des essenziellen, täglichen Bedarfs gänzlich aufzugeben, hält nicht nur die Virologin Prof. Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München / Helmholtz Zentrum München, „für einen großen Fehler“. Für so einen Schritt seien die Infektionszahlen noch zu hoch und die Risikogruppen würden durch die Lockerungen zusätzlich gefährdet. Ein Risikopatient könne zwar weiterhin eine Maske tragen - "dies reicht aber nicht aus. Alle bisherigen Studien haben gezeigt, dass alle Maske tragen müssen, damit der gewünschte Effekt erreicht wird“, so Prof. Protzer. Verschiedene Institute haben FFP2-Masken als effektives Mittel im Kampf gegen die Pandemie belegt (siehe Bundesministerium für Gesundheit ¹)
Menschen mit Vorerkrankungen und deren Angehörige haben in den letzten zwei Jahren vieles getan, um sich und ihre Lieben bisher gut durch die Pandemie zu bringen. Sie haben sich mehrfach impfen lassen, Hygienemaßnahmen konsequent eingehalten und Menschenmassen, sprich Veranstaltungen oder auch Treffen mit Familie und Freunden, gänzlich gemieden.
Auch diese Menschen sehnen sich nach Freiheit und sozialen Kontakten, nur ist es nicht so einfach, denn für sie könnte das Risiko weiterhin erhöht sein. Deshalb werden sie auch zukünftig ihre Maske tragen. Sie hoffen einerseits auf das Verständnis ihrer Umgebung und andererseits, dass viele Mitmenschen es ihnen gleichtun: Denn somit erhöht sich, nicht nur für sie selbst, sondern auch für alle anderen der Schutz vor einer Infektion.
Betroffene wünschen sich Rücksicht und Vorsicht im Alltag
Romina ist 27 Jahre alt. Sie hat eine Blutgerinnungsstörung und einen schweren angeborenen Herzfehler, ein sogenanntes Einkammerherz. Romina arbeitet in einer Arztpraxis. Durch die dort umgesetzte Maskenpflicht fühlt sie sich im beruflichen Umfeld gut geschützt. In Alltagssituationen, zum Beispiel beim Einkaufen, sieht sie inzwischen viele Menschen ohne Masken und fühlt sich unwohl: „Zurzeit meide ich es, einkaufen zu gehen. [...] Jeder kennt doch eine Person, die zur Risikogruppe gehört. Ich finde, es ist nicht zu viel verlangt, wenn man für eine halbe Stunde oder zwanzig Minuten eine Maske trägt.“
Romina missgönnt niemandem den Restaurantbesuch, das Treffen mit Freunden oder die nächste Party. Aber sie hat Angst. Alles, was sie sich wünscht, ist, nicht vergessen zu werden: Durch mehr Beachtung ihrer Situation sowie Hilfe seitens der Politik. Aber auch durch die Solidarität ihrer Mitmenschen im Alltag, weil sie darauf angewiesen ist.
Ebenso ist für viele Herzkinder und deren Familien der Schulbesuch auch im dritten Pandemiejahr eine große Herausforderung. „Es bereitet uns große Sorgen, dass unser Sohn mit seinem angeborenen Herzfehler trotz weiterhin fehlender Regelungen zur Schulteilhabe vulnerabler Kinder und ohne Corona-Schutzmaßnahmen am Unterricht teilnehmen muss“, sagt Samuel S.*, Vater eines neunjährigen Schülers. „Wir würden uns mehr Unterstützung durch Lehrkräfte, Schulleitung und Mitschüler unseres Sohnes wünschen. Maskentragen und regelmäßige Testungen könnten mit geringem Aufwand Schutz und Integration in die Klasse gewährleisten. Aus den Arztbesuchen ist unserem Sohn bewusst, dass er ein hohes Risiko hat, daher bedeutet der Schulbesuch für ihn nicht nur eine hohe Gesundheitsgefährdung, sondern auch eine hohe psychische Angstbelastung“.
Wir machen mit und übernehmen mit Maske und Abstand Verantwortung füreinander. Um auch denen Freiheit zu ermöglichen, die die Lockerungen mit Sorge betrachten müssen. Daher unser Aufruf: Gemeinsam aus der Pandemie – nicht einsam!
¹ https://www.zusammengegencorona.de/covid-19/masken-mund-nasen-schutz-kann-bei-der-eindaemmung-der-epidemie-hilfreich/
Das Aktionsbündnis Angeborene Herzfehler (ABAHF)
Um in der Öffentlichkeit mit einer Stimme für eine bessere Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern und deren Familien einzutreten und ihnen noch effektiver zu helfen, haben sich 2014 auf Initiative der Deutschen Herzstiftung e. V. sechs bundesweit tätige Patientenorganisationen zum „Aktionsbündnis Angeborene Herzfehler“ (ABAHF) zusammengeschlossen. Die Organisationen sind: Bundesverband Herzkranke Kinder e.V., Bundesverein Jemah e.V., Fontanherzen e.V., Herzkind e.V., Interessengemeinschaft Das Herzkranke Kind e.V. und die Kinderherzstiftung der Deutschen Herzstiftung e.V.
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