Statine gehören weltweit zu den am meisten verordneten Medikamenten. Aber es gibt kaum Medikamente, die auf so viel Skepsis stoßen. In der Öffentlichkeit und unter Patienten sind Irrtümer weit weitverbreitet und führen mitunter zum falschen Umgang mit Statinen. Es kommt sogar dazu, dass Menschen, die zum Schutz vor Herzinfarkt und Schlaganfall Statine einnehmen sollten, sie ablehnen. Lesen Sie, was zu 20 häufigen Irrtümern bekannt ist.
Irrtümer im Faktencheck
Irrtum 1:
Die weltweit verbreitete Annahme, dass hohe Cholesterinwerte direkt dem Herzen schaden, ist ein großer Bluff, der nichts anderes bewirkt, als der Pharmaindustrie enorme Gewinne durch den Verkauf von Statinen zu verschaffen.
Richtig:
Es ist eindeutig bewiesen, dass erhöhtes LDL-Cholesterin die Entwicklung der Arteriosklerose (Arterienverkalkung) und damit Herzinfarkt und Schlaganfall verursachen. Ohne Cholesterin kann keine Arteriosklerose entstehen. Statine senken das LDL-Cholesterin im Blut und hemmen dadurch das Entstehen und Fortschreiten einer Arteriosklerose. So schützen sie vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Diesen Effekt hat bereits 1994 die „Scandinavian Simvastatin Survival Study“ mit 4444 Patienten nachgewiesen. Und seither wurde das in einer großen Zahl wissenschaftlicher Studien mit verschiedenen Statinen bestätigt. Statine gehören heute zu den preiswertesten Medikamenten (Generika), da ihr Patentschutz abgelaufen ist.
Irrtum 2:
Dass Statine lebensverlängernd wirken, ist bis heute unbewiesen.
Richtig:
Eine Behandlung mit Statinen, die das LDL-Cholesterin um 1 mmol/l (etwa 40 mg/dl) senkt, verringert das Risiko für Herzinfarkt, Tod durch Herzinfarkt, Schlaganfall und für die Notwendigkeit einer Stentbehandlung oder einer Bypassoperation um etwa 20-25 Prozent pro Jahr. Das haben zum Beispiel die „Cholesterol Treatment Trialists' (CTT) Collaborators“ (2012) errechnet, in dem sie die Ergebnisse von 27 wissenschaftlichen Studien zusammengefasst haben, an denen mehr als 170.000 Patienten fünf Jahre lang teilnahmen. Der absolute Nutzen einer Statintherapie hängt vom individuellen kardiovaskulären Risiko, von der absoluten LDL-C-Senkung und der Therapiedauer ab. Je höher das individuelle Risiko und je höher das Cholesterin sind, desto größer ist der Vorteil durch Statine.
Irrtum 3:
Manche Menschen mit hohem Cholesterin werden sehr alt, ohne je ein Statin eingenommen zu haben. Das zeigt, dass man auf Statine verzichten kann.
Richtig:
Es gibt tatsächlich Menschen, die trotz hoher Cholesterinwerte sehr alt werden. Doch sie sind die Ausnahme. Und damit ist nicht bewiesen, dass Statine verzichtbar sind. Das verdeutlicht ein anderer berühmter Ausnahmefall: Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt wurde trotz Kettenrauchens 96 Jahre alt. Doch niemand käme auf die Idee zu behaupten, dass deshalb Rauchen ungefährlich ist. In Deutschland sterben jedes Jahr über 120.000 Menschen am Rauchen.
Irrtum 4:
Ein erhöhter LDL-Cholesterin-Wert lässt sich ebenso gut durch eine gesunde Ernährung senken wie durch Medikamente.
Richtig:
Gesunde Ernährung gehört ebenso wie tägliche Bewegung, ausreichend Entspannung, Verzicht aufs Rauchen zu einem gesunden Lebensstil, der bei allen Herzkrankheiten und auch zu ihrer Vorbeugung unverzichtbar ist. Der LDL-Cholesterinwert lässt sich damit jedoch – je nach Ausgangszustand – nur um etwa fünf bis zehn Prozent senken. Die Aufnahme von LDL-Cholesterin wird zudem im Wesentlichen durch die Leber (nicht den Magen oder den Darm) reguliert. Bei Personen mit hohen LDL-Werten liegen genetische Veränderungen zugrunde, d.h. die Betroffenen sind nicht „Schuld“ an ihren hohen Werten durch ungesunde Ernährung. LDL-Cholesterin ist generell kein geeigneter Parameter, um die positiven Effekte von Gewichtsreduktion und körperlicher Aktivität zu messen.
Irrtum 5:
Roter Reis wirkt genauso effektiv wie Statine auf die LDL-Werte im Blut.
Richtig:
Roter Schimmelreis ist eine Fermentation aus Schimmelpilzen und normalem Reis, welcher dann als roter Reis erscheint. Darin enthalten ist die Substanz Monacolin-K, die chemisch mit dem Statin Lovastatin identisch ist. Doch anders als das Medikament, das eine geprüfte und gut kalkulierbare Dosis-Wirkungs-Beziehung hat, kann bei Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) mit Monacolin/rotem Reis der Effekt schwer abgeschätzt werden. Das gilt im Übrigen auch für die Nebenwirkungen, die nicht anders als bei den Statinen an der Muskulatur auftreten können. Seit 2022 dürfen daher NEM nur noch weniger als 3 mg Monacoline pro Tagesdosis und die Produkte müssen mehrere Verwendungs- und Warnhinweise tragen. Die Wirkung reicht nicht aus, um eine medizinisch sinnvolle LDL-Cholesterinsenkung zu erreichen.
Irrtum 6:
Der einzige Effekt von Statinen ist, dass sie die Menge an LDL-Cholesterin im Blut verringern.
Richtig:
Über die Senkung des LDL-Cholesterinwerts hinaus spricht vieles dafür, dass Statine zusätzlich Plaques – die cholesterinhaltigen Auflagerungen in den Gefäßen – stabilisieren und Entzündungen reduzieren. Darüber schützen sie zusätzlich vor Herzinfarkt und Schlaganfall.
Irrtum 7:
Statine verursachen häufig und erhebliche Nebenwirkungen.
Richtig:
Diese Aussage trifft nicht zu. Selbst bei Jahrzehnte-langer Einnahme werden Statine im Allgemeinen sehr gut vertragen. In Beobachtungsstudien, die auf Berichten von Patienten beruhen, traten Muskelbeschwerden (die häufigste Nebenwirkung, vor allem bei Therapiebeginn und bei hoher Dosierung) bei fünf bis zehn Prozent auf. Allerdings werden (altersbedingte) Bewegungsschmerzen oft fälschlicherweise auf eine Statineinnahme zurückgeführt. Das konnte in wissenschaftlichen Studien bestätigt werden, in denen Statine mit einem Scheinmedikament (Placebo) verglichen wurden. Hier wurden in beiden Gruppen ähnlich häufig über Muskelbeschwerden geklagt. In 9 von 10 Fällen sind die den Statinen zugeschriebenen Beschwerden nicht durch diese verursacht.
Bei anhaltenden Muskelbeschwerden muss jedoch das Enzym Creatinkinase (CK) kontrolliert werden. Ist der CK-Wert über das Vierfache der oberen Grenze des Normwerts des Labors erhöht, sollte das Statin abgesetzt und eine Behandlungspause eingelegt werden.
Die schwerste Nebenwirkung der Statine ist die Rhabdomyolyse, ein Muskelverfall. Das kommt nur sehr selten vor: schätzungsweise gibt es ein bis drei Fälle, wenn 100.000 Patienten ein Statin ein Jahr lang einnehmen. Die Rhabdomyolyse lässt sich wegen sehr starker Muskelschmerzen, ausgeprägter Muskelschwäche, wegen des bräunlich gefärbten Urins, auch durch Fieber, Unwohlsein und Erbrechen frühzeitig erkennen. Der Laborwert für die Creatinkinase ist dann um mehr als das Zehn- bis Vierzigfache erhöht.
Irrtum 8:
Wenn ein Statin wegen Muskelschmerzen abgesetzt werden muss, ist die Statintherapie zu Ende.
Richtig:
Patienten reagieren auf die verschiedenen Statine unterschiedlich. Sollten unter der Therapie mit dem einen Statin Muskelschmerzen auftreten, ist zunächst eine Therapiepause von drei bis vier Wochen ratsam. Haben sich die Beschwerden gebessert, kann anschließen auf ein anderes Statin ausgewichen werden, das zunächst in einer niedrigen Dosis gegeben wird. Als Kombinationspartner für Statine oder in Einzelfällen als Alternative stehen Ezetimib und Bempedoinsäure (als Tablette) oder PSCK9-Hemmer (als Spritze) zur Verfügung.
Irrtum 9:
Bei der Behandlung mit Statinen gibt es eine kritische Untergrenze des LDL-Wertes.
Richtig:
Im Unterschied zu anderen Risikofaktoren wie z.B. Bluthochdruck existiert kein unterer Schwellenwert für die Beziehung zwischen LDL-Cholesterin und kardiovaskulärem Risiko. Man könnte sogar sagen: Je niedriger das LDL, desto besser. Für Patienten mit koronarer Herzkrankheit, mit anderen arteriosklerotischen Erkrankungen, nach Stentbehandlung, Herzinfarkt, Bypass, nach TIA (transitorische ischämische Attacke = vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn) und Schlaganfall liegt der empfohlene Zielwert unter 55 mg/dl (unter 1,4 mmol/l).
Irrtum 10:
Statine verursachen Diabetes.
Richtig:
Statine können tatsächlich zu einer geringfügigen Verschlechterung der Glukosetoleranz führen – vor allem bei Patienten mit einer Diabetesvorstufe. Da allerdings Patienten mit Prädiabetes und/oder Übergewicht gleichzeitig ein deutlich erhöhtes Herzrisiko haben, profitieren gerade diese Personen besonders von den Statinen. Sie profitieren auch besonders von körperlicher Aktivität und Gewichtsnormalisierung.
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Irrtum 11:
Statine können zu geistiger Verwirrung und Demenz führen.
Richtig:
Für diese Annahme gibt es keine wissenschaftliche Grundlage. Im Gegenteil, die Verbesserung der Gesundheit der Gefäße im Gehirn durch Statine trägt nach aktuellem Kenntnisstand eher zu einem besseren Verlauf von demenziellen Erkrankungen bei.
Irrtum 12:
Alle Statine wirken gleich stark.
Richtig:
Der Wirkungsmechanismus aller Statine ist gleich: Sie hemmen ein spezifisches Enzym in der Leber – die HMG-CoA-Reduktase. Dadurch gibt es weniger Cholesterin in den Zellen. Dieser “Mangel“ bewirkt letztlich, dass die Zellen mehr LDL-Cholesterin zum Ausgleich aus dem Blut aufnehmen können. Der LDL-Cholesterin-Wert sinkt. Die einzelnen Substanzen werden allerdings unterschiedlich verstoffwechselt und sie haben eine unterschiedliche Wirkstärke. Dadurch unterscheiden sie sich bei den empfohlenen Dosismengen und der Tageshöchsdosis. Die stärkste Senkung des LDL-Cholesterins lässt sich durch Atorvastatin und Rosuvastatin erzielen. Zum Vergleich: Für eine prozentual gleichstarke LDL-Cholesterinsenkung braucht man ungefähr die doppelte Menge Simvastatin im Vergleich zu Atorvastatin.
Irrtum 13:
Um die gewünschte LDL-Cholesterinsenkung zu erreichen, sollte jedes Statin als Monotherapie schrittweise bis zur höchsten zugelassenen Dosis gesteigert werden.
Richtig:
Pro Verdoppelung der Statindosis ist im Vergleich zur Startdosis keine verdoppelte Senkung des LDL-Cholesterins zu erwarten, sondern eine zusätzliche Senkung um sechs bis acht Prozent. Dies ist im Wirkmechanismus der Statine begründet (ein sogenannter kompetitiver Antagonismus). Da sehr hohe Dosierungen vereinzelt nicht gut vertragen werden – dies gilt insbesondere für Simvastatin 80 mg – wird empfohlen, mittlere Statinmengen mit dem Cholesterin-Aufnahmehemmer Ezetimib zu kombinieren. So kann im Vergleich zu einer Dosissteigerung das LDL Cholesterin deutlich besser gesenkt werden. Um die Zahl der Tabletten so niedrig wie möglich zu halten – und damit die Therapietreue durch regelmäßige Medikamente zu unterstützen –, sind Kombinationspräparate hilfreich.
Irrtum 14:
Statine sollten stets abends eingenommen werden, da LDL-Cholesterin vor allem nachts gebildet wird.
Richtig:
LDL-Cholesterin wird tatsächlich vor allem nachts gebildet. Die vorzugsweise Einnahme in den Abendstunden gilt jedoch nur für Statine der ersten Generation, die eine kurze Wirkungsdauer haben, wie Simvastatin (das am häufigsten verordnete Statin), Pravastatin und Fluvastatin. Die neueren Statine – Atorvastatin und Rosuvastatin – haben eine deutlich längere Wirkungsdauer. Hier spielt der Einnahmezeitpunkt keine Rolle. In neueren Studien hat sich sogar gezeigt, dass der Einnahmezeitpunkt weniger bedeutsam ist, sondern es wichtiger ist, sich auf einen bestimmten Zeitpunkt festzulegen, damit die Einnahme zur Routine wird. Für die meisten Menschen ist die Tabletten-Einnahme morgens leichter und wird dann seltener vergessen.
Irrtum 15:
Bei Statinen müssen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und der Nahrung nicht berücksichtigt werden.
Richtig:
Bei der Einnahme von Statinen und bestimmten Medikamenten müssen Wechselwirkungen beachtet werden. So blockieren einige Arzneien den Abbau von Statinen. Der so erhöhte Statinwirkstoffspiegel erhöht das Risiko von Muskelbeschwerden. Zu ihnen gehören etwa: die Calciumantagonisten Verapamil, Diltiazem, Amlodipin, das Rhythmusmedikament Amiodaron sowie die Antibiotika Erythromycin und Clarithromycin. Umgekehrt können Statine die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen. Daher muss der Arzt individuell entscheiden, ob die Kombination zwingend notwendig ist.
Bekannt ist auch die Wechselwirkung mit Grapefruit und Grapefruitsaft, die allerdings nur bei Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin zu einer Wirkungsversstärkung führen kann. Bei der Einnahme dieser Statine sollte wegen des damit verbundenen erhöhten Risikos für Muskelbeschwerden auf Grapefruit und Grapefruitprodukte verzichtet werden. Für Rosuvastatin, Pravastatin und Fluvastatin gilt dies nicht. Insgesamt haben Rosuvastatin und Atorvastatin deutlich weniger Arzneimittel-Interaktionen als Simvastatin.
Irrtum 16:
Statine können nicht mit anderen lipidsenkenden Arzneimitteln kombiniert werden.
Richtig:
Wenn mit Statinen allein keine ausreichende Cholesterinsenkung erreicht wird, können diese gut mit dem Cholesterin-Aufnahmehemmer Ezetimib, der die Cholesterinsynthese hemmenden Bempedoinsäure oder einem PCSK9-Hemmer kombiniert werden. Durch Kombination mit Ezetimib reicht unter Umständen auch eine niedrigere Statindosis. Das verringert das Nebenwirkungsrisiko.
Die Kombination mit bestimmten Fibraten (Bezafibrat, Fenofibrat) ist möglich Allerdings zeigen mehrere große aktuelle Studien, dass Fibrate nicht zu einer Verminderung von Herzinfarkten führen, daher ist ihre Einnahme in aller Regel nicht erforderlich.
Irrtum 17:
Statine senken auch den Calciumgehalt in den Herzkranzgefäßen und damit den sogenannten Calcium-Score.
Richtig:
Der Calcium-Score als indirekter Hinweis auf das kardiovaskuläre Risiko verbessert sich nicht unter einer Statintherapie. Das Senken des LDL-Werts reduziert auch den Cholesteringehalt der Gefäßablagerungen (Plaques). Dadurch werden diese stabiler und reißen nicht so schnell auf. Instabile Plaques sind ein Risiko für akute Gefäßverschlüsse. Diese Stabilisierung erhöht das Signal der Plaques in der CT-Untersuchung („Calcium-Score“). Körperliche Aktivität hat ähnliche Effekte. Genauere Methoden (z.B. intrakoronarer Ultraschall, CT-Angiographie oder optische Kohärenztomographie/OCT) können die Größe der Plaques ausmessen. Bei starker LDL-Cholesterin-Senkung zeigt sich hierbei eine Reduktion der Atherosklerose.
Irrtum 18:
Jeder Mensch mit erhöhtem LDL-Cholesterin (ab 116 mg/dl) sollte mit einem Statin behandelt werden.
Richtig:
Es geht bei der Lipidtherapie um eine Risikoreduzierung und weniger darum, nur einen Wert zu korrigieren. Daher sollte immer dann behandelt werden, wenn durch Gefäßablagerungen (Arteriosklerose) bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestehen oder wenn Gesunde erhebliche Risikofaktoren dafür aufweisen. So gibt es Menschen, die trotz eines LDL-Cholesterin-Werts von über 116 mg/dl (bis 190 mg/dl) nicht zwangsläufig mit einem Statin behandelt werden, weil andere Risikofaktoren – etwa Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht – fehlen und sie deshalb ein sehr niedriges Herz-Kreislauf- Risiko haben. Allerdings muss regelmäßig ärztlich kontrolliert werden, ob über die Jahre diese Risikofaktoren weiter fehlen. Häufig entstehen diese nämlich erst im Lauf des Lebens. Aus einem normalen, sogar niedrigen Blutdruck kann sich dennoch später Bluthochdruck entwickeln.
Fazit: Bei der Behandlung mit Statinen hängt die Entscheidung, ob und wie intensiv behandelt wird, somit von der jeweiligen Risikokonstellation des einzelnen Patienten ab. Dabei müssen die anderen Risikofaktoren, etwa Bluthochdruck, genauso konsequent behandelt werden wie hohes Cholesterin, um das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko zu senken.
Irrtum 19:
Statine sollten nur bis zum 75. Lebensjahr eingenommen werden. Ab diesem Alter ist nicht mehr mit einem wesentlichen Nutzen der Statine zu rechnen.
Richtig:
Statine schützen Patienten mit koronarer Herzkrankheit und anderen arteriosklerotischen Erkrankungen auch im Alter über 75 Jahren vor Herzinfarkt und Schlaganfall. In Studien konnte sogar nachgewiesen werden, dass das Absetzen von Statinen im Alter besonders gefährlich ist. Die Risiko-Reduktion für Herzinfarkt durch Statine im Alter ist relevant, da das Risiko von älteren Menschen besonders hoch ist. Inwiefern die erstmalige Verordnung und Einnahme von Statinen für Patienten mit einem Alter von über 75 Jahren zur Vorbeugung dieser Erkrankungen sinnvoll ist, sollte individuell besprochen werden.
Irrtum 20:
Zu niedrige LDL-Werte sind gefährlich, weil Cholesterin im Körper für die Produktion von Hormonen und anderen wichtigen Zellbestandteilen fehlt.
Richtig:
Unser Körper braucht den Naturstoff Cholesterin für eine Vielzahl von Stoffwechselprozessen. Doch das dazu benötigte Cholesterin wird in jeder Körperzelle selbst gebildet. Insbesondere das Gehirn hat einen komplett eigenständigen Cholesterinstoffwechsel. Statine senken die Menge an LDL-Cholesterin im Blut, dort wo Atherosklerose verursacht wird. Sehr niedrige Cholesterin-Konzentrationen im Blut beeinträchtigen jedoch nicht die Cholesterin-Konzentration an anderer Stelle. Selbst LDL-Cholesterin-Blutwerte von nur um 25 mg/dl – z.B. bei Neugeborenen – sind sicher.
Experte
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
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