Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
Nach meinem Herzinfarkt vor vier Jahren, den ich gut überstanden habe, achte ich sehr auf meine Ernährung. Vor allem versuche ich, cholesterinhaltige Lebensmittel zu vermeiden. Im Internet habe ich nun aber gelesen, dass man sie durchaus essen könne. Während meiner Reha und bei diversen Vorträgen – auch von der Herzstiftung – habe ich das Gegenteil gehört: Man solle cholesterinhaltige Lebensmittel besser nicht zu sich nehmen. Was ist denn da nun richtig beziehungsweise wie ist der aktuelle Stand des Wissens? Hermine K., Kempten
Experten-Antwort:
Die Möglichkeiten, das sogenannte schlechte Cholesterin (Low-Density Lipoprotein, ein Lipoprotein mit niedriger Dichte, kurz LDL) – mithilfe der Ernährung im Blut zu verringern, sind begrenzt. Bei erhöhten LDL-Blutwerten ist eine entsprechende medikamentöse Therapie erforderlich. Doch selbst für diese Patienten sind cholesterinhaltige Nahrungsmittel nicht grundsätzlich verboten, also beispielsweise Milchprodukte, Wurst und Fleischwaren, Krustentiere oder Innereien. Worauf es – wie fast immer – ankommt, ist die Menge: Jeden Tag Käse, Butter und Sahne, Würstchen und Aufschnitt, Krabben und Hummer oder Niere und Leber zu sich zu nehmen, ist ungesund. Das sollte vermieden werden.
Aus meiner Sicht bestehen keine Bedenken, cholesterinhaltige Nahrungsmittel – in geringem Maße – zu verzehren. Besonders dann nicht, wenn der LDL-Cholesterinspiegel im erwünschten therapeutischen Bereich liegt. Dann können Sie sich zum Beispiel einmal pro Woche zwei Eier gönnen, einmal pro Woche Schalentiere essen und so weiter. Das früher propagierte strikte Gebot, als Herz-Kreislauf-Patient cholesterinhaltige Nahrungsmittel zu meiden, ist überholt. In geringer Menge sind diese Nahrungsmittel erlaubt. Generell als Ernährungsweise zu empfehlen sind die Mittelmeerkost und die asiatische Küche.
Herz & Ernährung
Wir alle wünschen uns ein langes und gesundes Leben. Jeder kann dafür etwas tun. Prof. Braun-Dullaeus steht Dr. Heart im Interview Rede und Antwort und klärt darüber auf, was man über eine herzgesunde Ernährung wissen muss.
Herzgesunde Ernährung mit Hifle der Mittelmeerküche
Ergebnisse aus Studien und Forschungsberichten zeigen, dass die mediterrane Ernährung nachweislich Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen kann und ebenso eine ideale Ernährungsweise für bereits bestehende Erkrankungen ist. Mit Mittelmeerküche sind aber nicht Pizza, Pasta oder das gegrillte Steak mit drei grünen Bohnen gemeint, was heute gern unter italienischem Essen verstanden wird, sondern die traditionelle Mittelmeerküche mit ihrem hohen Anteil an Gemüse, Salat, Hülsenfrüchten, Obst und Vollkornprodukten. Sie möchten mehr erfahren? Unser Kochbuch „Mediterrane Küche – Genuss & Chance für Ihr Herz“ unterstützt mit über 200 mediterranen Rezepten Ihre herzgesunde Ernährung.
Unser Informationsmaterial
-
Hohes Cholesterin: Was tun? (2021)
PDF: 2,91 MB -
Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt (2020)
PDF: 8,62 MB
Experte
- 60323 Frankfurt am Main
- info@herzstiftung.de
- www.kardiologie-meinertz-jaeckle.de/
Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.