Betablocker gehören bei vielen Herzerkrankungen zu den wichtigsten therapeutischen Maßnahmen, allerdings können Betablocker auch Nebenwirkungen haben, die gegen eine dauerhafte Einnahme sprechen. In der Sprechstunde der Herzstiftung wurde in diesem Zusammenhang die Frage gestellt, ob auch Schwindelgefühl eine mögliche Folge von Betablockern sein kann. Die Antwort, die wir bereits in HERZ heute abgedruckt haben, kommt von Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, dem Vorsitzenden der Herzstiftung.
Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
„Können Betablocker den Puls zu stark absenken? Ich habe Vorhofflimmern und nehme seit längerer Zeit Betablocker (Bisoprolol). Vor ca. vier Monaten ist mein Puls auf 50 heruntergegangen, normalerweise liegt er zwischen 80 und 100. Das Atmen wurde schwerer, und ich bekam ein starkes Schwindelgefühlgefühl. Ich habe dann die Betablocker nicht mehr genommen, und nach ein bis zwei Tagen hat sich der Puls wieder in meinem Normalbereich eingependelt. Das habe ich danach noch drei Mal gehabt, und jedes Mal der gleiche Verlauf.
Nach dem Normalisieren habe ich immer wieder die Betablocker genommen, und nach einiger Zeit sank der Puls wieder ab. Die letzte Woche war er zwischen 40 und 50, und das Schwindelgefühl war sehr stark. Ich habe mich nur dann aus dem Haus begeben, wenn es dringend notwendig war (Einkaufen usw.). Ich hatte Angst, umfallen zu müssen. Vorgestern hatte ich wieder die Betablocker abgesetzt, und der Puls ging heute wieder nach oben, nachdem ich eine Stunde Fahrrad gefahren bin.
Kann es sein, dass die Betablocker der Auslöser sind?” (Anna H., Waldkirch)
Experten-Antwort:
Es kann nicht nur sein, sondern es ist so, dass Betablocker die Herzschlagfolge vermindern. Eine Verminderung der Herzschlagfolge auf etwa 50/ Min ist durchaus bei vielen Patienten gut verträglich und auch erwünscht. Betablocker senken aber zuverlässig auch den Blutdruck.
Der Effekt des Betablocker kann so ausgeprägt sein, dass es zu einem Schwindelgefühlgefühl kommen kann. Daher sollten Sie – soweit man das als Arzt aus der Ferne beurteilen kann – keinen Betablocker mehr einnehmen. Eine Herzschlagfolge von 80 bis 100 pro Minute ist in Ordnung.
Allerdings: Betablocker sollten nie schlagartig abgesetzt werden, weil dann Blutdruck und Herzschlagfolge schlagartig in die Höhe schießen können (Rebound-Phänomen). Die Dosis sollte nur in Absprache mit dem Arzt nach und nach verringert werden.
Experte
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.