Wenn Sie demnächst wieder Sport treiben, dann wird es Sie sicherlich interessieren, welche Tageszeit zum Trainieren am besten geeignet ist. In unserer Sprechstunde wurden wir dazu vor einiger Zeit gefragt, ob man z. B. die Morgenstunden für Übungseinheiten meiden sollte, weil dann die Gefahr für eine Herzüberlastung am größten sei. Ob das stimmt, beantwort Dr. med. Frank Sonntag vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.
Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
Seit drei Jahren gehe ich jeden Morgen nach einem kleinen Frühstück joggen. Jetzt habe ich in einem Apothekenkalender folgendes gelesen: Der Rhythmus des Körpers unterliegt einer inneren Uhr. Der späte Nachmittag und der frühe Abend sind die beste Zeit, um Sport zu treiben. Fitnesstraining, Tennisspielen, Fußball, Joggen und viele andere Sportarten fallen dann besonders leicht. Die Gefahr einer Herzüberlastung ist dagegen morgens am größten. Abgesehen davon profitiert unser Körper fast gar nicht vom morgendlichen Kreislauftraining. Soll ich nun die Laufzeit auf den Nachmittag legen – im Sommer problematisch wegen Ozon und Wärme? Sport am Abend führte bei mir zu Einschlafstörungen. Was raten Sie? (Werner H., Magdeburg)
Einfach besser informiert
Werden Sie Mitglied der Deutschen Herzstiftung
Unterstützen Sie uns mit mindestens 36,00 Euro im Jahr bei unserer Aufklärungsarbeit und Forschungsförderung rund um Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Mit Ihrem Mitgliedsbeitrag können Sie z.B. online auf alle Expertenschriften und Artikel zugreifen.
Experten-Antwort:
Dass der menschliche Körper von morgendlichem Kreislauftraining fast gar nicht profitiert, ist eine Aussage, für die es sicherlich keine Beweise gibt. Zu weit geht auch die Aussage, dass körperliche Betätigungen am Morgen mit der Gefahr von Herzüberlastungen verbunden sind. Schon allein die Tatsache, dass sich von den über 6.000 Herzgruppen in Deutschland ein sehr großer Teil am Samstagvormittag zum gemeinsamen Herzsport versammelt, mag Ihnen als Hinweis dienen, dass ein Training in den Morgenstunden von Herzspezialisten nicht als schädlich angesehen wird.
Da gerade bei Ausdauersportarten oft Kleinigkeiten darüber entscheiden, ob man motiviert ist und zum Trainieren geht oder vielleicht doch lieber auf der Couch liegen bleibt, kann ich Ihnen nur raten, sich beim Sporttreiben keine unnötigen Fesseln anzulegen, insbesondere nicht durch unbewiesene Aussagen, wonach diese oder jene Tageszeit für Sport gefährlich sei.
Trainieren Sie also immer zu den Zeiten, zu denen Ihnen der Sport persönlich am meisten Freude bereitet und Ihnen die Aktivitäten optimal in Ihren Tagesablauf passen, was durchaus auch die Morgenstunden sein dürfen.
Darüber hinaus sei angemerkt, dass z. B. auch ein Training in den Abendstunden je nach Individuum Nachteile haben kann. Denn manche Menschen bekommen nach abendlichem Training Einschlafstörungen, was Ihnen viele Sportler bestätigen können, die z. B. im Rahmen einer Mannschaftssportart an spätere Trainingszeiten gebunden sind. Und auch der Mittag oder frühe Nachmittag kann im Einzelfall Nachteile haben, z. B. wenn es im Sommer sehr heiß ist und dadurch der Körper überlastet wird.
Experte
Dr. med. Frank Sonntag ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Zu den Schwerpunkten des Kardiologen und Sportmediziners zählt u. a. der Einfluss von Bewegung auf Herzerkrankungen.