Patientenstimme

„Nach Herzerkrankung und Brustkrebs heute voller Energie“

Erst Herzschwäche, dann Schrittmacher-OP und obendrein Brustkrebs. Birgit S. aus Hamburg erzählt, wie sie lernte, das Leben bewusst zu genießen.

Neue Möglichkeiten Dank Herzschrittmacher

Ende 2005 wurde ich in der Nacht mit Atemnot wach – Panik. Der Notarzt kam und stellte die Diagnose spastische Bronchitis, ich bekam eine Spritze. Das Wochenende verbrachte ich im Sessel sitzend, um zu schlafen. Mein damaliger Hausarzt stellte ein Gefälligkeitsattest aus, da ich dick und faul war. Meine Freundin riet, den Arzt zu wechseln und machte bei ihrem sofort einen Termin am nächsten Tag für mich aus.

Er wies mich sofort ins Krankenhaus ein. Dort wurde ein CT gemacht. Diagnose Herzinsuffizienz links. Ein Schock, denn meine Tochter wurde gerade ein Jahr alt. Nach umfangreicher Einstellung mit Tabletten fuhr ich zur Reha. Ich durfte Gymnastik auf dem Hocker machen, die Klinik nicht verlassen, da sie an einem steilen Hang lag, und nur mit dem Shuttleservice weg. Nach fünf Wochen gab es ein Abschlussgespräch mit dem Stations- und Oberarzt. Mir wurde nahegelegt, unbedingt in den nächsten zwei Jahren mindestens zehn Kilo abzunehmen, andernfalls hätte ich eine maximale Lebenserwartung von 15 Jahren. Das habe ich nicht geschafft.

2011 kam mein Kardiologe und meinte, meine stabile Situation sei gut für einen Herzschrittmacher. Nach weiteren Gesprächen und Zeit zum Überlegen fand im Herbst die Operation statt. In der Reha durfte ich Sport machen. Der Satz des Arztes: Mit diesem Gerät könne ich 80 und älter werden war ein toller Weckruf. Ich hatte mit dem Herzschrittmacher, der auch mit einem Defibrillator ausgestattet ist, neue Möglichkeiten. Plötzlich machten Spaziergänge Spaß. Und die Sonne schien viel heller.

„Die Diagnose Brustkrebs warf mich zurück“

Ein Ereignis warf mich zurück. Ein Jahr nach der Implantation bekam ich die Diagnose Brustkrebs. Mit dem Schrittmacher gestaltete sich die Behandlung kompliziert. Kein MRT möglich. Bei der Bestrahlung nach Chemo und OP hatte ich einen starken Magneten dabei. Doch ein weiteres Jahr später waren auch diese Behandlungen überstanden.

Nun ist meine Tochter volljährig, mein Mann ist vor zehn Jahren verstorben. Nachdem vor eineinhalb Jahren auch mein Sohn starb, ist mir wirklich bewusst geworden, wie wertvoll es ist, das Leben bewusst zu genießen. Ich fühle mich voller Energie. Mir macht es Freude, zweimal die Woche zum Funktionstraining zu gehen, wo ich alles geben kann. Jeder Schweißtropfen ist pures Glück. Ich liebe es, durch den Wald zu gehen, mir am Wasser den Wind um die Nase wehen zu lassen. Ich genieße es, mit dem Zug loszufahren, um mich mit anderen Menschen zu treffen. Mein Ziel für die Zukunft ist ein Umzug irgendwo ans Wasser.

Reden über die Krankheit hilft

Ach ja, weil ich immer wieder hören darf, wie gut der Schrittmacher bei mir funktioniert und mein Arzt jedes Mal total davon schwärmt, nutze ich das auch um über die Dosierung meiner Tabletten zu reden. Die ist deutlich geringer geworden und das macht mir Mut. Der zweite Wechsel des Gerätes steht bevor, aber vielleicht gibt es ja irgendwann die Möglichkeit, leere Batterien von außen wieder aufzuladen.  

Mir hilft es immer, ganz offen über meine Krankheit und zu reden. Ohne sie hätte ich eventuell niemals erfahren, wie wertvoll mein Leben ist. Ich bin dankbar für dieses Bewusstsein.

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Frau hat ein rotes Herz in der Hand und lächelt
deagreez - stock.adobe.com
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  1. Worauf Herzpatienten im Alltag achten sollten
  2. Wo Sie sich anmelden können und warum Herzsportgruppen Ihr krankes Herz stärken.
  3. Herzkrank, aber nicht allein: Selbsthilfegruppen fördern den Austausch mit Betroffenen und Angehörigen.
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Das Leben ist zu schön, um nicht darum zu kämpfen

In 1969 war ich 23 Jahre alt, als ich die Diagnose Lymphdrüsenkrebs bekam. Ich hatte das große Glück, in Amerika erfolgreich mit Bestrahlungen behandelt zu werden. Leider haben mich dann nach einigen Jahren die Nachwirkungen der massiven Strahlen eingeholt. Bis jetzt hatte ich sieben verschiedene Eingriffe, um mein Herz weiterhin schlagen zu lassen. Derzeit nehme ich an einer klinischen Studie teil, die das Ziel hat, den Rückfluss in der Trikuspidalklappe zu verringern. Vor einem Jahr wurden mir nämlich Clips durch eine Ader in der Leiste in die Trikuspidalklappe eingeführt. Erkenntnisse und positive Ergebnisse für andere Herzpatienten für deren Zukunft an dieser Stelle vorzustellen, gibt mir auch die Möglichkeit, hiermit meinen Dank auszudrücken für all das, was mir die moderne Medizin und Medikamente erlaubt haben.  

Ich bin dankbar für die wunderschönen Jahre hier in Ohio und für meine Familie und Freunde in Deutschland. Nicht jeder Tag ist leicht, aber die Hoffnung weilt immer im Herzen, wenn man nach ihr ruft. Es sind die kleinen Perlen jeden Tag die sich zu einer herrlichen Perlenkette reihen, wenn man sich des Moments bewusst ist und eine positive Einstellung findet. Ich kämpfe um jeden Moment jeden Tag. Life is too wonderful not to fight for it.  

P.S.: Im Moment hoffe ich, noch einmal mein geliebtes Bayern zu erleben.