Sprechstundenfrage

Kinder mit Herzfehler: Wie werden sie windelfrei?

Betroffene Kinder haben gelegentlich Probleme, sauber zu werden. Hier erhalten Sie einige Tipps und Hinweise.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Unser Sohn Till ist sechs Jahre alt und hat einen schweren Herzfehler (univentrikuläres Herz). Er ist mehrfach operiert worden, es geht ihm zwischenzeitlich aber recht gut. Jedoch ist er vor allem grobmotorisch noch entwicklungsverzögert und war noch nie sauber/trocken. Da sich dieses Problem nicht von allein zu lösen scheint, sind wir jetzt auf der Suche nach Unterstützung.

Till war zwar als Baby öfter verstopft, seit er aber nicht mehr sondiert wird und mit dem Laufen anfing, hat sich auch die Verdauung normalisiert. Ultraschalluntersuchungen von Darm und Blase fielen laut Auskunft der untersuchenden Ärztin ganz normal aus.

Für mich ist es sehr schwierig zu beurteilen, ob Till den Stuhlgang/Harndrang nicht bemerkt oder ob er einfach nur keine Zeit/Lust hat, die Toilette aufzusuchen. Es ist ihm auch nicht unangenehm, wenn er längere Zeit in der vollen Windel sitzt, und er weigert sich zeitweise, diese zu wechseln (wir wissen nicht, ob aus Scham oder Desinteresse). Wir hatten es auch schon über einen längeren Zeitraum ohne Windel probiert, aber dann hat er einfach in die Hose gemacht und eine Besserungstendenz war nicht zu erkennen.

Einer unserer Ärzte hatte nun den Verdacht, dass es sich um die milden bleibenden Folgen einer Minderdurchblutung des Rückenmarks während der kritischen Kreislaufsituation unmittelbar nach der Geburt und während einer Operation (Koarktektomie) handeln könnte. Seines Erachtens wäre die Inkontinenz zumindest organisch mitverursacht. Er riet uns, bei unserem Sohn neurologische Untersuchungen durchführen zu lassen, um die Funktion des Rückenmarks zu beurteilen. Beobachten Sie bei herzkranken Kindern öfter Probleme mit der Sauberkeitserziehung, und welche Lösungsmöglichkeiten bieten sich an? (Anika F., Magdeburg)

Expertenantwort:

Ich sehe bei Kindern mit angeborenem Herzfehler gelegentlich Probleme mit der Sauberkeitserziehung. Dies betrifft sowohl das Einnässen als auch das Einkoten. In den meisten Fällen ist dies eine Folge der chronischen Erkrankung und hat nichts direkt mit dem Herzfehler zu tun. Es gibt zum Beispiel ebenfalls Schlafstörungen, Essstörungen und ähnliche Probleme. In diesen Fällen versuche ich zunächst, eine organische Ursache auszuschließen. Dazu würde in Ihrem speziellen Fall auch eine neurologische Abklärung gehören.

Wenn eine organische Ursache ausgeschlossen ist, würde ich dem Jungen erst noch mal Zeit geben und versuchen, die Situation zu entkrampfen. In vielen Fällen löst sich das Problem dann von selbst und die Kinder gehen plötzlich auf die Toilette, als hätten sie es nie anders gekannt. Tritt keine Besserung ein, sollten Sie eine Konditionierungsbehandlung bei einem Psychotherapeuten beginnen.

Experte