Unser Lebensstil hat einen maßgeblichen Einfluss auf unsere Herzgesundheit – eine Erkenntnis, die schon lange besteht. Insbesondere die folgenden fünf Risikofaktoren – Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen und Diabetes mellitus – tragen zu mehr als 50 Prozent aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei. Und auch der zunehmende Bewegungsmangel ist mit Schuld an der hohen Zahl an Herzerkrankungen in Westeuropa. Was dabei bemerkenswert ist: Alle diese Faktoren können verändert werden. Diese Tatsache verdeutlicht, dass unsere Gesundheit zu einem großen Teil in unseren eigenen Händen liegt. So wird zum Beispiel Sport, beziehungsweise körperliche Aktivität, zu Recht als Medikament des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Mit einem aktiven Lebensstil wirken Sie Übergewicht entgegen, und Sie können Ihren Blutdruck und Ihren Blutzucker effektiv senken.
In diesem Beitrag verraten wir Ihnen sechs wertvolle Tipps, mit denen Sie Ihre Trainingsleistung steigern und Ihre Ausdauer erhöhen können. Und das Schöne daran ist, dass es nie zu spät und es in jedem Lebensalter möglich ist, sich auf den Weg zu einem aktiveren Leben zu begeben. Fangen Sie einfach an – mit kleinen Schritten.
1. Bewegung muss Spaß machen
Oftmals neigen wir dazu, uns strenge Regeln und Vorgaben für unsere körperliche Aktivität aufzuerlegen, zum Beispiel in Form starrer Trainingspläne. Oder wir unterwerfen uns dem Druck, bestimmte Meilensteine zu erreichen, etwa die berühmten 10.000 Schritte pro Tag. Zweifellos ist es von Vorteil, sich Ziele zu setzen und körperliche Aktivität in unseren Alltag zu integrieren. Dennoch sollten wir uns nicht von starren Vorgaben beherrschen lassen. Bewegen Sie sich daher immer zu den Zeiten, in denen Ihnen Bewegung Freude bereitet oder sie gut in Ihren Tagesablauf passt. Und schauen Sie, welche Bewegung Ihnen Spaß macht. Es gibt mehr Sportmöglichkeiten und Sportarten als man denkt.
Infokasten: Wie viele Schritte fördern die Gesundheit?
Täglich mindestens 10.000 Schritte zu gehen, ist ein lobenswertes Ziel. Doch das konstante Erreichen dieser Schwelle ist nicht immer einfach. Aktuelle wissenschaftliche Daten haben erfreulicherweise gezeigt, dass auch schon weniger Schritte einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit haben und das Risiko eines vorzeitigen Todes verringern können. So reichen bereits etwa 4.000 Schritte pro Tag aus, um dieses Risiko zu reduzieren. Mehr Schritte erhöhen den positiven Effekt. Diese Erkenntnis verdeutlicht, dass wir uns nicht zwanghaft an schwer erreichbare Ziele klammern müssen. Sondern jeder Schritt, den wir zusätzlich gehen, ist ein Schritt in die richtige Richtung und wirkt sich positiv auf unsere Gesundheit aus.
2. Alltagsbewegung steigern
Integrieren Sie Bewegung geschickt in Ihren Tagesablauf. Sie werden erstaunt sein, wie einfach es ist, aktiver zu sein. Nutzen Sie beispielsweise Ihre Mittagspause für einen erfrischenden Spaziergang oder tauschen Sie das Auto gegen das Fahrrad, wenn Sie zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren. Selbst das Tragen Ihrer Einkaufstaschen die Treppe hinauf kann zu einer kleinen Krafteinheit werden, besonders für bislang nicht so sportlich aktive. Es sind die kleinen, aber regelmäßigen Anstrengungen, die in der Summe einen großen Unterschied machen und dazu beitragen, dass Sie sich fitter und gesünder fühlen.
3. Aktiver dank Schrittzähler
Einen guten Überblick über Ihre körperliche Aktivität bietet Ihnen ein Schrittzähler. Denn häufig merkt man nicht, wie wenig man sich im Alltag bewegt und wie lange man auch oft am Stück sitzt. Mit einem Schrittzähler haben Sie Ihre Schritte immer im Blick und sehen in Zahlen, ob Sie noch eine Extrarunde einlegen sollten, z. B., indem Sie auf dem Nachhauseweg eine Station früher aus dem Bus steigen. Der Schrittzähler kann ein echter Motivator sein und Sie anspornen, sich selbst gesteckte Schritte-Ziele zu erreichen. Manche Schrittzähler bieten sogar die Möglichkeit, sich z. B. über Apps mit anderen zu verbinden, um zu sehen, wie aktiv beispielsweise Familie und Freunde bereits waren. Ein kleiner Schritte-Wettbewerb kann richtig Spaß machen.
4. Machen Sie gemeinsam Sport
Gemeinsam mit anderen aktiv zu sein, bereichert nicht nur Ihr sportliches Erlebnis, sondern steigert auch nachweislich die Freude an körperlicher Betätigung. Planen Sie beispielsweise am Wochenende Radtouren mit Ihren Freunden, verabreden Sie sich zum gemeinsamen Schwimmen oder unternehmen Sie Walking- oder Jogging-Ausflüge. Alternativ bieten sich Lauftreffs oder Nordic Walking-Gruppen als hervorragende Gelegenheiten an, in Gesellschaft sportlich aktiv zu werden. Sie werden sehen: Gemeinsam Sport zu treiben, wird Ihnen leichter fallen.
5. Ausdauer steigern in kleinen Schritten
Aller Anfang ist schwer. Doch bereits nach kurzer Zeit werden Sie merken, dass sich Ihre Fitness verbessert. So kann in den ersten zwei bis drei Wochen bereits eine Belastung über wenige Minuten am Stück ausreichend sein. Insgesamt wäre es gut, wenn Sie als Sportanfänger in den ersten Wochen so auf eine Trainingsdauer von 10 bis 30 Minuten kommen. Regelmäßig durchgeführt, gewöhnt sich der Körper rasch an neue Belastungen und Sie werden schnell Erfolge feststellen. Wollen Sie Ihr Training weiter ausbauen, empfiehlt es sich, zunächst die Belastungsdauer zu verlängern, bevor Sie die Intensität steigern.
Faustregeln zur Belastungsdosierung:
Trainieren Sie so, dass Sie zwar ins Schwitzen geraten, sich aber trotzdem noch gut unterhalten können. Sind Sie Herzpatient, sollten Sie Ihre Belastbarkeit vor dem sportlichen Neustart zunächst mit Ihrem Arzt besprechen. Doch seien Sie beruhigt: Herzerkrankungen sind in den allermeisten Fällen kein Grund, auf Ausdauersport zu verzichten. Im Gegenteil: Gerade Herzpatienten wird heute sogar ausdrücklich zu Ausdauersport geraten.
Achten Sie zudem auf Ihren Körper. Er wird Ihnen signalisieren, wann es zu viel ist. Zeigen sich während oder nach dem Sport Unwohlsein, Schwindel, Kopfschmerzen, Erschöpfung oder sogar (Muskel-)Schmerzen und Atembeschwerden, haben Sie Ihrem Herz-Kreislauf-System vermutlich zu viel abverlangt. Gehen Sie dann vorsichtshalber zum Arzt und lassen Sie sich untersuchen.
6. Ausdauertraining regelmäßig durchführen
Wichtiger als lange, intensive Sporteinheiten ist Regelmäßigkeit. Der Körper braucht die wiederkehrenden Belastungen, um im Training zu bleiben und den erreichten Trainingsstand nicht wieder zu verlieren. Versuchen Sie, pro Woche mindestens fünfmal für mindestens eine halbe Stunde aktiv zu sein. So kommen Sie auf die empfohlene Mindesteinheit von über 150 Minuten moderater Bewegung pro Woche. Gerade Einsteigern fällt es leichter, wenn sie die täglichen 30 Minuten in kleinere Einheiten aufteilen. Klappt das gut, können Sie Ihr Trainingspensum weiter steigern und Ihren Trainingsstand kontinuierlich verbessern. Ihr Körper gibt die Geschwindigkeit vor.
Alternativ lassen die aktuellen medizinischen Leitlinien anstelle von wöchentlich 150 Minuten moderater Bewegung auch über 75 Minuten intensive Belastung (HIT = high intensity training) beziehungsweise eine Kombination aus moderater und intensiver Bewegung zu. Was das beste Bewegungsprogramm für den Einzelnen ist, hängt neben den persönlichen Vorlieben auch vom individuellen Gesundheitszustand ab.
Nur am Wochenende Zeit für Sport – Geht das auch?
Grundsätzlich sind regelmäßiges Bewegen und das Verringern von langen Sitzzeiten optimal. Doch auch wer erst am Wochenende dazu kommt, sportlich aktiv zu sein, tut seiner Herzgesundheit etwas Gutes. Nach aktuellen Studiendaten reduzieren solche Wochenend-Sportler – gerne als „Weekend Warrior“ bezeichnet – ihr Risiko für Herzinfarkt und Herzschwäche nahezu ebenso stark wie Menschen, die bei entsprechend gleicher Dauer ihre Bewegung über die gesamte Woche verteilen. Diese britische Studie aus dem Jahr 2023 bestätigt: Aktiv sein ist wichtig – egal wie!
Bevor Sie sich dem Ausdauersport widmen, möchten wir Ihnen drei grundlegende Regeln ans Herz legen.
- Durchchecken lassen
Sie haben in den letzten Jahren keinen Sport getrieben, möchten jetzt aber starten und Ihre Gesundheit in die Hand nehmen? Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Entscheidung! Sie werden feststellen, dass sich ein aktiver Lebensstil positiv auf Ihre Gesundheit auswirken wird. Als Neuanfänger oder Wiedereinsteiger empfiehlt es sich, sich vor der Aufnahme eines Trainingsprogramms einmal medizinisch durchchecken lassen. Generell ist auch bei Sportlern ein kardiovaskuläres Screening ratsam, ggf. auch mit Belastungs-EKG.
- Regelmäßig zum Arzt
Ab dem 35. Lebensjahr hat in Deutschland jeder Mensch alle drei Jahre das Recht auf einen kostenlosen ärztlichen „Gesundheits- Check“. Einfach beim Hausarzt einen Termin ausmachen für den Check-up 35.
- Infekte auskurieren
Vorsicht bei Fieber oder Infekten! Ehe der Körper nach einer Erkrankung wieder belastet wird, sollte er gründlich auskuriert sein (Gefahr von Herzrhythmusstörungen bei unerkannter Herzmuskelentzündung). Mehr Infos zur Dauer der Sportpause, lesen Sie hier.
Unser Ratgeber
Experte
Prof. Dr. med. Axel Schmermund, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e. V. und Kardiologe am Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) Frankfurt am Main.
Unser Download-Angebot
-
Jeder Schritt zählt (2019)
Das könnte Sie auch interessieren
Mehr zum Thema Sport & Bewegungsmangel