Sprechstundenfrage

Vorsicht vor zu hohen Kalium-Werten

Zu wenig Kalium fördert Rhythmusstörungen, doch auch zu viel kann gefährlich sein – die Herzstiftungs-Sprechstunde klärt auf.

Immer wieder weist die Herzstiftung darauf hin, dass eine zu niedrige Kalium-Aufnahme für Rhythmusstörungen verantwortlich sein kann. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass umgekehrt auch zu hohe Kalium-Werte im Blut gefährliche Rhythmusstörungen verursachen können, wie die folgende Antwort aus der Herzstiftungs-Sprechstunde unterstreicht.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

"Seit einigen Monaten habe ich einen erhöhten Kaliumspiegel: 5,4 mmol/l. Ist das für meine Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern, Vorhofflattern) negativ zu sehen? Falls ja, wie kann dieser Spiegel wieder in den Normbereich gebracht werden? Ab welcher Größenordnung wird dieser Spiegel kritisch? Kann es an meinen Medikamenten liegen? Ich nehme Concor 2,5 mg, Sortis 20 mg, Marcumar (INR 2-3)." (Inge N., Groß Nemerow)

Experten-Antwort:

Bei Ihnen ist ein zu hoher Spiegel des Serum-Kaliums (eine Hyperkaliämie) von 5,4 mmol/l aufgetreten. Der Wert muss unbedingt kurzfristig kontrolliert werden. Ich gehe davon aus, dass Ihr behandelnder Arzt dies schon angeordnet hat.

Bei zu hohen Kalium-Werten bestimmte Obstsorten meiden?

Der Normbereich des Serum-Kaliumspiegels liegt für Erwachsene bei 3,6-5,0 mmol/l. Ein Serum-Kaliumspiegel über 5,0 mmol/l ist zeitnah kontrollbedürftig. Ein Spiegel über 6,0 mmol/l ist bedrohlich, dann muss der Arzt eine rasche Kaliumsenkung einleiten. Ein Stoppen der Kaliumzufuhr (z. B. Verzicht auf kaliumreiches Obst wie Bananen, Aprikosen) genügt nicht. Eine schnelle Senkung kann im Notfall durch eine Infusion von Glucose und Insulin und/oder weiteren Maßnahmen in der Klinik erfolgen. Es gibt auch Medikamente, die langfristig den Kaliumspiegel senken (z.B. Patiromer), das kommt für Sie aber jetzt erst einmal nicht in Betracht.

Suchen Sie umgehend Ihren Arzt auf!

Ihr Arzt muss unbedingt abklären, was die Ursache Ihres zu hohen Kaliumspiegels ist, ob es an der Zufuhr von Kalium liegt, ob Sie eine Nierenschwäche haben, ob Ihr EKG in Ordnung ist (Aussage über die Herzfunktion) usw. 

An Ihrer Medikamenteneinnahme liegt Ihre Hyperkaliämie nicht. 

Erhöhte Kaliumwerte durch Blutentnahme

Erhöhte Kaliumspiegel können auch durch fehlerhafte Blutentnahmetechniken oder unsachgemäße Handhabung der Blutprobe entstehen. Da die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) große Mengen Kalium enthalten, kann deren Beschädigung – etwa durch zu langes Lagern der Probe, zu starken Unterdruck beim Ansaugen oder übermäßige Stauzeiten während der Blutentnahme – zu einem künstlichen Anstieg der gemessenen Kaliumwerte führen, obwohl die tatsächlichen Werte im Blut normal sind. Um valide Ergebnisse zu gewährleisten, sollte das entnommene Blut möglichst rasch ins Labor transportiert und analysiert werden.

Meine Empfehlung:

Es ist die Aufgabe Ihres Arztes, die Hyperkaliämie kurzfristig zu kontrollieren und die Ursache abzuklären. Bitte suchen Sie deshalb unbedingt umgehend Ihren Arzt auf, wenn das nicht schon geschehen ist. Das Vorhofflimmern wird durch die Hyperkaliämie nicht verschlimmert, aber andere, lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen können auftreten.

Experte

Prof. Dr. med. Michael Kentsch
Prof. Dr. Michael Kentsch

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