Patientenstimme

„Weniger Wein und Gewicht – alles dem Herz zuliebe"

Ein vierfacher Bypass und nach 15 Jahren noch eine Herzklappen-Op. Dieter K. aus Freiburg erzählt, wie er dabei mit dem “Kopfkino” umging.

Beim Walking auf einmal Luftnot

Plötzlich, es war in 2008 beim Walking mit einem Freund: Ich komme ihm am Berg nicht mit mehr so rasch hinterher. Es machte mich ängstlich. „Du musst zum Arzt“, sagte mein Begleiter. Sollten mein Betablocker und der morgendliche niedrige ACE-Hemmer fürs Herz nicht mehr ausreichend sein? Man hatte sie doch verschrieben, um den beruflichen Herausforderungen – und damit dem Herzen zuliebe – besser standzuhalten.

Also auf zum Kardiologen! Und so kam es: Nach einer wenig erfreulichen, zu hohen Blutdruckmessung und anschließender Langzeitkontrolle sowie Herzultraschalluntersuchung wurde mir geraten wurde, dringend weiteren kardiologischen Rat in der Klinik in Lahr zu suchen.

Sie werden um einen Bypass nicht herumkommen, musste ich nach der Herzkatheter-Untersuchung hören. Eine für mich – damals 59-Jährigen – belastende Diagnose. Das Grübeln fing an. Wie und wo und wer, kann mir in meinem „Kopfkino“ helfen?  Mir Mut machen, Hoffnung aus Erfahrung als Patient geben und wie es ablaufen könnte?

Keine Sorge, so der Chefarzt in der MediClin Herzklinik vor dem Eingriff: “Wir machen das täglich – einen Bypass legen, wie eine Art Umgehungsstraße, welche Herzkranzgefäße überbrückt”. In einer Vollnarkose werde mir dazu das Brustbein geöffnet. Am schlagenden, offenen Herzen – und ohne Herz-Lungen-Maschine – werde er es machen, so der Arzt. Und keine Sorge, meinte er mit überzeugendem Lachen, ich könne danach immer noch die kleinen Zeitungsbuchstaben lesen und nicht nur die BILD-Zeitung.

Hilfreicher Reha-Aufenthalt

Und er hatte recht. Auf der Intensivstation kam ich zu mir. Und Schmerzen? Schon nach etwas mehr als einem Tag ging es zurück auf die Normalstation. Dort durfte ich erfahren, dass gleich vier Bypässe gesetzt worden waren (Arteria mammaria interna). Das sei langfristig gut für mich, hieß es.

Sieben Tage Klinikaufenthalt und anschließend die Reha in der Grundig-Klinik auf der Bühlerhöhe. Zugegeben, mein Arm, die Brust schmerzten bei Bewegungen. Das komme vom Öffnen des Brustkorbs und lege sich wieder, wurde mir erklärt. Und richtig, es dauerte einige Zeit. Wie lange, kann ich gar nicht mehr sagen. In meiner Erinnerung waren es kurze Wochen. Auch die Narbe ist heute kaum noch zu sehen.

Der vierwöchige Reha-Aufenthalt hat mir sehr geholfen. Autofahren und Schweres tragen, durfte ich für einige Zeit nicht. Aber schon mit gymnastischen Übungen und leichtem Walking beginnen.

Die Bypässe, so hatte man mir in Lahr gesagt, würden so 15 bis 20 Jahre halten. Und es trifft zu! Im nunmehr 15. Jahr sind sie immer noch offen. Warum kann ich das so behaupten? Das erzähle ich im folgenden Schlussteil.

Abnehmen und weniger Wein – auch wenn’s schwer fällt

Bei den jährlichen kardiologischen Verlaufskontrollen wurde bei mir mit den Jahren angedeutet – anfangs hieß es, es habe noch Zeit – die Herzklappe (Aortenklappe) könnte wohl mit der Zeit repariert werden müssen. Und leider lag der Arzt richtig. Im Februar dieses Jahres war es so weit. Mir wurde gesagt, die neue Klappe könnte ohne Öffnen des Brustkorbs über die Leiste gesetzt werden. In einer Kurznarkose. Das Verfahren nenne sich TAVI. Bereits beim Verlassen des OP war ich wieder bei Bewusstsein. Fünf Tage Klinikaufenthalt und drei Wochen Reha. Diese hätte nicht sein müssen – anders wie bei den Bypässen, wo sie mir angeraten wurde. Bereut habe ich die drei Wochen dennoch nicht.

An Medikamenten muss ich für sechs Monate Blutverdünner Clopidogrel einnehmen; das sei üblich bei tierischen Herzklappen. Außerdem noch weiter ACE-Hemmer, Sartane und Statine gegen das Cholesterin. Acht bis zwölf Jahre würde aus heutiger Erfahrung eine Herzklappe halten. Dann wäre ich über achtzig Jahre alt. Man könnte die Klappe sogar nochmals ersetzen!

Ich sei wieder voll gesund, hat man mir beim Abschied aus der Reha nach der TAVI gesagt. Acht Kilo habe ich an Gewicht mit Walking abgenommen. Auch den Weinkonsum (ganz ehrlich) eingeschränkt. Das ist weniger schön, wenn man im südlichen Teil von Baden-Württemberg in einer bekannten badischen Weinregion leben darf. Aber: Alles dem Herzen zuliebe!!

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