Patientenstimme

„Angst vor einer Ablation ist verständlich, aber nicht nötig”

Norbert W. aus Frankfurt erzählt, warum er sich am Ende dann doch für eine Katheterablation entschieden hat.

Pulsuhr spielte plötzlich verrückt

Ich war 59 Jahre alt als es zum ersten Mal passierte. Während meines regelmäßigen Joggings spielte der Puls auf meiner Pulsuhr plötzlich verrückt, schwankte während des Laufes schnell zwischen 100 und 170 Schlägen pro Minute hin und her. Ich konnte mir das nicht erklären. Es war mir so unheimlich, dass ich sofort nach Hause zurückgekehrt bin. Selbst im Sitzen und Liegen beruhigte sich der Puls nicht mehr.  

Da dies an einem Sonntag geschah, fuhr ich in die nahegelegene Notaufnahme. Dort stellte man nach einem EKG sehr schnell Vorhofflimmern (VHF) fest. Ich wurde sofort in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht und dort medikamentös behandelt. Zur Überwachung musste ich dort eine Nacht verbringen. Der schnelle Puls normalisierte sich innerhalb weniger Stunden und der Sinusrhythmus war wiederhergestellt, so konnte ich das Krankenhaus mittags am Folgetag wieder verlassen.

Immer wieder neue Vorhofflimmern-Episoden

Das VHF wiederholte sich allerdings danach regelmäßig alle vier bis sechs Wochen in einer neuen Episode, verschwand aber innerhalb von zwölf Stunden regelmäßig wieder. Der behandelnde Kardiologe diagnostizierte daraufhin paroxysmales, also anfallartiges, VHF. Zunächst wurde versucht, diese Episoden durch medikamentöse Einstellung zu verhindern: Ich erhielt über einen längeren Zeitraum von mehr als vier Jahren einen Beta Blocker, Blutverdünner und ein Medikament zur Rhythmuskontrolle. Das funktionierte leidlich, verlängerte in den ersten Jahren den Zeitraum zwischen zwei Episoden, und so verminderte sich auch mein persönlicher Leidensdruck. Da ich keine sonstigen medizinischen Risikofaktoren aufwies, empfahl mir mein Kardiologe, die medikamentöse Therapie weiter zu verfolgen.  

Bis Anfang 2021 behielt ich dies so bei. Meine Einschränkungen im Alltag hielten sich in Grenzen: kein oder sehr wenig Alkohol macht mir nichts aus, Sport konnte ich medikamentös bedingt nur gedämpft ausüben. Aber meine sonst vorhandene Dynamik im Lebensalltag wurde durch die Medikamente ordentlich gedämpft.

Dann kam der Entschluss zur Katheterablation

Im Frühjahr 2021 ließ ich mich daher über die Erfolgsaussichten einer Katheterablation von meinem Kardiologen beraten. Mein Herz hatte über die Jahre des VHF keinerlei Schäden erlitten und auch sonst existierten weiterhin keine sonstigen medizinischen Risikofaktoren. Ich entschloss mich folglich im Sommer 2021, eine Katheterablation durchführen zu lassen. Dazu wählte ich mit meinem Kardiologen eine auf diesen Eingriff spezialisierte Fachklinik aus, die diesen Eingriff mehr als 1000 Mal im Jahr vornimmt. Das war mir angesichts der Risiken eines solchen Eingriffs sehr wichtig.

Die Katheterablation wurde im November 2021 durchgeführt. Sie erfolgte komplikationslos. Seitdem bin ich mein Vorhofflimmern endgültig los und es ist auch seitdem nie wieder aufgetreten. Meine Prognose ist sehr gut. Ich kann auch wieder uneingeschränkt Sport treiben und auch mal wieder ein Glas Rotwein genießen. Meine Lebensqualität hat sich seit dem Eingriff wieder komplett normalisiert.

Mein persönliches Fazit  

Aus der Geschichte nehme ich folgendes mit:

 1.) Beim ersten Anzeichen von Vorhofflimmern sofort zum Arzt. Nichts aufschieben – je früher desto besser.  

2.) Die medikamentöse Behandlung hilft in der ersten Zeit, brachte bei mir aber keine befriedigende Dauerlösung für meine Lebensqualität.  

3.) Der Respekt vor der Katheterablation als Eingriff am Herzen ist berechtigt. Angst davor muss man allerdings nicht haben. Mein Eingriff erfolgte routiniert und komplikationslos. Meine Lebensqualität hat sich danach deutlich verbessert und ist heute vollkommen normal. Ich bin jetzt 65 Jahre alt.  

4.) Aus heutiger Sicht hätte ich mich früher für die Katheterablation entscheiden sollen.     

Damals haben mir Berichte insbesondere der Herzstiftung über VHF selber sehr geholfen, die Krankheit und ihre Behandlungsformen besser einschätzen zu können. Mein Bericht hilft hoffentlich nun anderen VHF-Betroffenen, eine selbstbestimmte Entscheidung gemeinsam mit ihren Kardiologen über die richtige Form der Behandlung zu treffen – und vielleicht auch die Angst vor einer frühen Ablation zu nehmen.

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Wir möchten uns herzlich bei Norbert W. bedanken, dass er uns an seiner persönlichen Herzerkrankung teilhaben lässt. Bitte beachten Sie, dass die in den Patientengeschichten enthaltenen Informationen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung ersetzen. Sie dienen ausschließlich einem informellen Austausch und sollen weder zur Selbstdiagnose noch zur Selbstbehandlung auffordern.

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Armin K. Bremen

Seit einigen Jahren leide ich an Vorhofflimmern mit zeitweise täglichen Attacken von wenigen Sekunden. Aber ein paar Mal musste mich ein Rettungswagen ins Krankenhaus bringen, weil zum Beispiel mein Puls nicht von 165 /min. runterging. Drei Mal bekam ich im Laufe von zwei Jahren eine Herzkatheterablation,  die mich aber überhaupt nicht von den Attacken befreite. Dann bekam ich den Tipp, da die Ablationen offensichtlich bei mir nicht halfen, auf eine vierte Ablation zu verzichten und stattdessen das Medikament Amiodaron zu nutzen.  Eine Tablette des Medikaments pro Tag bewirkt, dass ich nun keinerlei Probleme mehr habe. Ein ganz neues Leben. Und ohne Nebenwirkungen. Natürlich nehme ich zusätzlich den Blutverdünner (2x am Tag) Apixaban (Handelsname Eliquis).