Viele Patienten mit einer nachgewiesenen koronaren Herzkrankheit nehmen nach einem Eingriff, der die Gefäßdurchblutung wieder verbessert hat (Revakularisation), regelmäßig den Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) in niedriger Dosis (100 mg) ein. Ziel ist es durch den sogenannten Thrombozytenaggregationshemmer der Blutfluss zu verbessern und damit einem Herzinfarkt vorzubeugen. Doch was ist, wenn zugleich ein Vorhofflimmern vorliegt, bei dem aufgrund einer entsprechenden Risikoeinstufung zum Schutz vor Gerinnseln und einem Schlaganfall ein Blutverdünner angeraten ist, der heute meist aus der Gruppe der direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) gewählt wird? Sollten dann beide Wirkstoffe kombiniert werden oder genügt eine der beiden Substanzen?
Um diese Frage zu klären, haben Wissenschaftler in einer Studie mit rund 1000 Patientinnen und Patienten (Durchschnittsalter 72 Jahre) zwei Strategien miteinander verglichen: Eine Gruppe erhielt eine alleinige Therapie mit dem direkten oralen Antikoagulanz Edoxaban die andere eine kombinierte Gabe von Edoxaban und einem Blutplättchen-Hemmstoff (ASS oder Clopidogrel). Das primäre Beurteilungskriterium für den Vorteil der einen oder anderen Strategie war die Häufigkeit von Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall und klinisch relevanten Blutungskomplikationen.
Gleicher Herzschutz bei weniger Blutungen
Nach einem Jahr war die Häufigkeit schwerer, auf Durchblutungsstörungen zurückzuführende (ischämische) Ereignisse in den Studiengruppen ähnlich. Bedeutsame Blutungsprobleme traten hingegen deutlich häufiger unter der Kombinationsbehandlung auf: bei 23 Patienten (4,7%) in der Edoxaban-Monotherapie-Gruppe und bei 70 Patienten (14,2%) in der Gruppe mit Zweifach-Therapie.
Nach diesen Studienergebnissen bietet bei Patienten mit stabiler KHK und einem Vorhofflimmern, das eine blutgerinnungshemmende Therapie erfordert, die Einnahme eines DOAK offenbar ausreichend Schutz bei besserer Verträglichkeit im Vergleich zu einer Kombinationstherapie mit einem Blutplättchen-Hemmstoff (Thrombozytenaggregationshemmer).
Edoxaban Antithrombotic Therapy for Atrial Fibrillation and Stable Coronary Artery Disease; NEJM 2024, DOI: 10.1056/NEJMoa240736
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
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Zurück in den Takt: Vorhofflimmern (2022)
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Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt (2022)
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