Sprechstundenfrage

„Ich nehme Marcumar und soll Akupunktur bekommen – ist das bedenklich?“

Gerinnungshemmer sind für viele Herzpatienten unverzichtbar, z. B. als Schutz vor einem Schlaganfall. Bei der Einnahme gibt es allerdings einiges zu beachten. Darf bei gehemmter Gerinnung beispielsweise Akupunktur erfolgen? Hier die Antwort, die Sie als Mitglied evtl. schon in HERZ heute  gesehen haben, wo regelmäßig mehrere Seiten mit interessanten Fragen aus der Herzstiftungs-Sprechstunde veröffentlicht werden.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut: 

Ende Oktober 2015 habe ich einen leichten Schlaganfall erlitten (vermutlich durch Vorhofflimmern). Deshalb nehme ich Marcumar. Da ich den INR-Wert selbst kontrolliere, liege ich immer im therapeutischen Zielbereich von 2–3. Wegen Rückenschmerzen soll ich Akupunktur bekommen. Ist das unbedenklich? Oder treten unter Marcumar bei Akupunktur Blutungen auf? (Sigrid E., Bad Hersfeld)

Experten-Antwort:

Blutungen können für Patienten, die unter einer Therapie mit Marcumar stehen, bei Akupunktur-Sitzungen in der Tat ein Thema sein, auch wenn es sich meist nur um kleinere Blutungen im Bereich der Einstichstelle handelt.

Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass es bisher leider nur sehr wenige Studien gibt, die sich mit dieser Frage befassen und gleichzeitig wissenschaftlichen Anforderungen genügen. In einer der aktuellen und wenigen Übersichtsarbeiten wurde die Häufigkeit von Blutungen z. B. mit 1,4 % angegeben, wobei von überwiegend kleineren Blutungen berichtet wird.

Behalten Sie Ihren INR-Wert im Auge

Die Wahrscheinlichkeit für Blutungen hängt dabei natürlich von verschiedenen Faktoren ab: z. B. der angewendeten Akupunktur-Technik inkl. Einstichtiefe sowie der Höhe des INR-Werts. Wichtig: Der INR-Wert, der die Stärke der Gerinnungshemmung anzeigt und den alle Menschen mit Gerinnungshemmern kennen sollten, muss immer im sogenannten therapeutischen Bereich liegen (abgesehen von besonderen Situationen wie etwa chirurgische Eingriffe). Der therapeutische Bereich wird vom behandelnden Arzt für das jeweilige Krankheitsbild festgelegt und beträgt bei Vorhofflimmern entsprechend den offiziellen Leitlinien 2,0 bis 3,0. Wenn in Ihrem Fall bei den Akupunktur-Sitzungen verstärkt Blutungen zu erwarten sind, könnte es z. B. sinnvoll sein, den maximalen INR-Wert auf 2,5 zu senken.

Tipp:

Falls sich in Ihrem Fall herausstellt, dass sich die Akupunktur unter Marcumar nicht komplikationsfrei durchführen lässt, besteht außerdem die Möglichkeit, dass Ihr Arzt Sie auf eines der neuen gerinnungshemmenden Medikamente umstellt, wie z. B. Pradaxa, Xarelto, Eliquis oder Lixiana, soweit nicht gleichzeitig eine Herzklappen-Erkrankung vorliegt. Aufgrund der kürzeren Halbwertszeit dieser Medikamente wäre es dann möglich, am Tag der Akupunktur die tägliche Einnahme erst nach erfolgter Akupunktur durchzuführen, was die Wahrscheinlichkeit für Blutungen verringern könnte. Wichtig: Ändern Sie Medikamente zur Gerinnungshemmung nur nach Rücksprache mit dem Arzt, der bei Ihnen für die Einstellung der Gerinnung zuständig ist, und weisen Sie Ihren Akupunkteur darauf hin, dass Sie Gerinnungshemmer einnehmen.

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    Christa Gohlke-Bärwolf

    Dr. med.

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