Patientenstimme

Nach Herzklappen-Op per Fahrrad durch die Welt

Trotz zweifach operierter Aortenklappenstenose liebt Peter das Radfahren. Und so radelte er mit 75 Jahren und Schweineklappe quer durch Norwegen.

Man fährt mit dem Fahrrad durch die Natur
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Vom Herzkind zum besten Schwimmer

Als Kind hatte ich einen Herzfehler, hieß es. Einmal im Jahr wurde deshalb ein EKG gemacht. Wegen meines Herzfehlers durfte ich in der Schule nicht am Sportunterricht teilnehmen, weil man befürchtete, dass ich mich überanstrengen könnte. Das galt auch für den Schwimmunterricht. Allerdings, schwimmen hatte ich da bereits von meiner Mutter gelernt, einer „Wasserratte“.  

Ich war zehn Jahre alt, als wieder das obligatorische EKG fällig war. Große Überraschung: Der Arzt gab Entwarnung. Es habe sich wohl alles zurecht gewachsen, meinte er, das EKG zeige keinen Herzfehler mehr. 

Am Folgetag ging ich mit meiner Klasse ins Hallenbad. Erstmals durfte ich am Schwimmunterricht teilnehmen, sprang ins Becken, schwamm eine halbe Stunde im Kreis und erwarb so mein Fahrtenschwimmer-Abzeichen. 

Von nun an war ich vorne mit dabei, gehörte bald zu den besten Schwimmern der Schule und mit dem Staffel-Team schwamm ich um die Hamburger Stadt-Meisterschaft der Schulen. In einem Sportverein war ich nicht, trainierte also nicht regelmäßig und wenn beim Schwimmen auf den letzten Metern meine Beine schwer wurden dachte ich: „Kein Wunder, du bist ja auch trainingsfaul“.

Neue Herzgeräusche

Wegen Verdacht auf Leistenbruch schickte mich irgendwann mein Hausarzt in die Notaufnahme des UKE Hamburg. Es war nur eine Leistenzerrung. Aber der junge ungarische Arzt bat mich um einen weiteren Besuch. Er hatte Herzgeräusche gehört, die nicht sein sollten. Am folgenden Morgen wurde ich, wie man so sagt, auf den Kopf gestellt und es wurde doch ein Herzfehler festgestellt, einen, den man mit der damaligen EKG-Technik nicht feststellen konnte. 

Doch mittels Herzkatheteruntersuchung wurde dann eine Aortenklappen-Stenose diagnostiziert. Bei körperlicher Belastung verhinderte sie, dass genügend frisches Blut in den Körper gepumpt wurde. Das war auch der Grund für meinen schweren Beine auf den letzten Metern bei Schwimmwettkämpfen, wie sich nun herausstellte. 

Im Oktober 1964 wurde ich operiert. Die künstliche Klappe lag bereit, wurde aber nicht benötigt, weil eine Erweiterung durch einen Schnitt ausreichte.

Mit dem Rad durch die Welt

In den Folgejahren führte ich ein normales Leben und bald war ich im Schwimmbecken fitter als früher. Es folgte der berufsbedingte Umzug nach Hessen. In den Sommermonaten verbrachte ich meine Mittagspausen im nahegelegenen Parkschwimmbad. Dort spulte ich 500 oder 1000m ab, anstatt die Firmenkantine zu besuchen. Auch entdeckte ich das Fahrrad neu für mich. Zu meinem 50-sten gönnte ich mir ein edles Reiserad mit maßgeschneidertem Rahmen und den besten Komponenten. In 2001 nahm ich meinen gesamten Jahresurlaub und radelte von Südschweden soweit nach Norden, wie es in sechs Wochen möglich war. Ein paar tausend Kilometer kamen zusammen. Es folgten viele weitere Radreisen in Europa und Übersee. 

2015 begann ich mein Rentnerdasein mit einer Radreise nach Skandinavien. 88 Tage war ich unterwegs bis in den nördlichsten Zipfel Norwegens, mit Zelt, Schlafsack und so weiter – 30 Kilo Gepäck insgesamt. 2019 unternahm ich eine weitere, lange Radreise in die nördlichsten Regionen Norwegens und erlebte unter anderem in Lappland, wie toll es sich anfühlt, wenn es vier Wochen lang hell ist und die Sonne nicht untergeht.

Eine neue Klappe wird fällig

Seit meiner ersten Klappenopertion konsultierte ich regelmäßig einen Kardiologen. Im UKE hatte man mir den Namen Prof. Kaltenbach genannt. Er untersuchte mich alle zwei Jahre. Später waren es seine Kollegen im Kardiocentrum Frankfurt. Dort stellte man eine erneute Aortenklappenstenose fest und eine zweite Operation wurde fällig. Sie erfolgte im Februar 2022, verbunden mit fünfeinhalb Stunden Vollnarkose. Eine „Schweineklappe“ wurde eingesetzt.  

Die neue Herzklappe testete ich im Sommer 2023 mit meinem 18-Jahre-alten Bio-Fahrrad – also ohne Motor – auf einer Reise durch Norwegen bis nördlich des Polarkreises. Auf der 66-tägigen Reise kamen rund 2500 Kilometer zusammen und ich fühlte mich mit meinen 75 Jahren sauwohl dabei und nahm fünf Kilo ab. Das gilt auch heute noch. Mein Fazit: Im doppelten Sinne Schwein gehabt.

Danke!

Wir möchten uns herzlich bei Peter (Name geändert) bedanken, dass er uns an seiner persönlichen Erfahrung teilhaben lässt. Bitte beachten Sie, dass die in den Patientengeschichten enthaltenen Informationen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung ersetzen. Sie dienen ausschließlich einem informellen Austausch und sollen weder zur Selbstdiagnose noch zur Selbstbehandlung auffordern.

Frau hat ein rotes Herz in der Hand und lächelt
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