Sprechstundenfrage

Erneute Operation bei Fallot'scher Tetralogie

Bei der Operation der Fallot'schen Tetralogie werden Fehlbildungen korrigiert. Erfahren Sie, in welchen Fällen ein weiter Eingriff notwendig ist.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Bei mir wurden unter anderem folgende Diagnosen gestellt: Fallot’sche Tetralogie mit Rechtsaortenbogen, Korrekturoperation im Jahr 1991, kombiniertes Pulmonalklappenvitium mit führender mittelgradiger Insuffizienz, intermittierender AV­-Block Grad II Typ Mobitz, Trikuspidalklappe mäßiggradige Insuffizienz, rechtsventrikulärer Druck, mittelgradige Insuffizienz. Meine Fragen: Wie wahrscheinlich ist eine erneute Operation, und ab welchem Grad ist diese fällig? Muss ich bei jeder Entzündung eine Endokarditisprophylaxe durchführen? Wie merkt man eine Verschlechterung des Zustandes? Reicht eine jährliche Kontrolle beim Kardiologen? Und wie ist es mit einer Schwangerschaft, würde das dem Herzen schaden?  (Monika A., Kiel)

Expertenantwort:

Mit Ihrer Anfrage haben Sie das gegenwärtige Hauptproblem junger Erwachsener mit einer operierten Fallot’schen Tetralogie angesprochen. In deren Beantwortung stecken Kardiologen seit einiger Zeit viel Mühe und Forschungsaktivität. Gerne werde ich Ihre Fragen beantworten. Es scheint mir jedoch vorab wichtig darauf hinzuweisen, dass es sich dabei um Erfahrungen an einem Kollektiv von Betroffenen mit vergleichbarer Symptomatik und Befunden handelt. Ihnen als Einzelperson kann daher nur Ihr eigener Kardiologe verbindliche Auskünfte geben, der Sie und Ihr Herz persönlich gut kennt. Nun zu Ihren Fragen:

  • Nach den Angaben Ihrer Werte – vor allem der „führenden mittelgradigen Pulmonalklappeninsuffizienz“ – ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem nochmaligen Eingriff am Herzen zu rechnen. Der Zeitpunkt dafür ist jedoch individuell sehr unterschiedlich, könnte bei Ihnen jedoch zwischen zwei und drei Jahren liegen, vor allem, wenn man Ihren Kinderwunsch berücksichtigt. Unter Umständen könnte man bei Ihnen aber das neue Verfahren der Implantation einer Pulmonalklappe mithilfe eines Herzkatheters einsetzen und Ihnen so eine erneute Operation zunächst ersparen.
  • Nach den offiziellen Leitlinien müssten Sie keine Endokarditisprophylaxe mehr durchführen. Diese Ansicht ist jedoch nicht unumstritten. Die Prophylaxe wird beim operierten Fallot auch weiterhin von vielen Kardiologen befürwortet.
  • Die Frage nach dem „subjektiven Bemerken einer Verschlechterung“ ist am schwierigsten zu beantworten. Wenn merkbare Beschwerden auch nur beginnen, sich abzuzeichnen  – beispielsweise Belastungsschwäche, Luftnot, Wasseransammlungen in den Beinen –, ist die Beeinträchtigung Ihrer rechten Herzkammer in der Regel schon so weit fortgeschritten, dass man bereits deutlich früher etwas hätte unternehmen müssen. Den eigentlichen, für Entscheidungen ausschlaggebenden Verlauf kann aber Ihr Kardiologe recht gut mit einem regelmäßig durchzuführenden Echokardiogramm erkennen und im Bedarfsfall mit einer MRT-Untersuchung bestätigen.
  • Unter Berücksichtigung Ihres AV-Blocks Grad II und Ihrer geringen Trikuspidalinsuffizienz erscheinen mir jährliche kardiologische Kontrollen etwas lang, halbjährliche dagegen etwas kurz – dazwischen wäre gut, eventuell je nach den von Ihnen geplanten Aktivitäten.
  • Eine Schwangerschaft unter Ihren jetzigen Bedingungen würde vor allem im letzten Drittel Ihren Kreislauf und Ihr Herz belasten und sollte daher auch kardiologisch gut überwacht werden. Die Problematik wird aber im Lauf der nächsten Jahre eher zunehmen, es sei denn, Ihre Pulmonalklappe wäre wieder in Ordnung.

Bedenken Sie bitte noch einmal, dass diese Auskünfte allgemeiner Natur sind. Besprechen Sie Ihre individuellen Probleme und Wünsche auf jeden Fall mit Ihrem Kardiologen, eventuell  in einem EMAH–Zentrum.

Experte

Prof. Dr. med. Herbert E. Ulmer
Prof. Ulmer